Majestic Filmverleih
Tom Sawyer

Tom Sawyer

Originaltitel
Tom Sawyer
Regie
Hermine Huntgeburth
Darsteller
Henri Werner, George Pitis, Marvin Jaacks, Emilie Hedderich, Jaymes Butler, Magali Greif
Kinostart:
Deutschland, am 17.11.2011 bei Majestic Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 29.12.2011 bei Einhorn
Kinostart:
Schweiz, am 24.11.2011 bei Filmcoopi
Genre
Abenteuer, Kinderfilm
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 6 Jahren
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://tomsawyer-film.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Gelungene Adaption von Mark Twains Abenteuerroman
Die besondere Herausforderung jeder Adaption von Mark Twains Kinderbuchklassikers "Die Abenteuer des Tom Sawyer" liegt nicht nur darin, einen großen Roman zu verfilmen, sondern auch das zu erreichen, wofür er seit je her steht: Wahrhaftigkeit. Schließlich hat das Buch nicht nur amüsante Situationen zu bieten, die in eine spannende Abenteuergeschichte münden. Es erzählt eine Geschichte über die Kindheit und ihre Abenteuer, sondern auch von der Wahrheit der Kindheit. Das ist ein Grund, wieso der Roman nicht nur bei Kindern, sondern seit Generationen auch bei vielen Erwachsenen Zuspruch findet. Durch "Tom Sawyer" kehren wir nicht nur in unsere Kindheit zurück, sondern sehen die Erlebnisse als Teil eines Ganzen. "Tom Sawyer" ist wie jeder große Roman auch ein Fenster zur Wahrheit.

Hermine Huntgeburths Adaption hat genau diesen Anspruch. Ihr "Tom Sawyer" hält sich nicht nur weitgehend an die Vorlage, sondern will auch ein Film mit einer schönen Seele sein, geprägt von einer beeindruckenden Zeitlosigkeit, wie Produzent Boris Schönfelder meint. Das ist den Machern trotz einiger Eingeständnisse an den modernen Geschmack und Erzählkonventionen größtenteils gelungen. Das merkt man nicht nur an dem gelungenen Kostüm- und Set-Design, das eine vergangene Zeit lebendig macht. Das zeigt sich auch in den Bildern von Kameramann Ngo the Chau, die in ihrem monochromen Sepiakolorit eine "Tom Sawyer"-Welt wiederauferstehen lassen, wie sie jeder Leser im Kopf hat. Das merkt man nicht zuletzt an der Gestaltung der Protagonisten und vor allem der Nebenfiguren, die jenseits einer historischen Verankerung abstrahierte Produkte der Fantasie sind, im besten Sinne künstlerische Erzeugnisse sind.

Die Handlung dürfte bekannt sein. Im Zentrum der Geschichte stehen Tom Sawyer (Louis Hofmann) und dessen bester Freund Huckelberry Finn (Leon Seidel). Der eine ein wohlbehütetes Kind, das zwar nicht reich, aber unter der Fürsorge seiner Tante Polly (Heike Makatsch) zumindest ein Dach über dem Kopf hat und auch die nötige Bildung erhält. Der andere ein Habenichts, der mittellos am Rande der Gesellschaft lebt und sich mit kleineren Diebstählen und den Fischen aus dem mächtigen Mississippi über Wasser hält. Ihre unzerbrechliche Freundschaft ist der Kitt, welcher die sozialen Schranken zusammenhält.

Die andere Gemeinsamkeit ist die Lust auf Freiheit und Abenteuer. So lassen die beiden Lausebengel keinen Versuch aus, um ihre Mitmenschen durch kleine und größere Gaunereien in Aufregung zu versetzen. Dass Huntgeburth und Drehbuchautor Sascha Arango Wert darauf gelegt haben, diese Streiche von Tom und Huck in die Handlung zu integrieren, kann dabei nicht einmal als ihr Verdienst betrachtet werden. Als ikonische Szenen der Literatur- und - nach etlichen Verfilmungen des Stoffs - der Filmgeschichte gehören sie zwangsläufig in jede Adaption. Natürlich darf auch hier die berühmte Zaunszene nicht fehlen oder so manch anderer bekannter Streich der Abenteurer. Auch bei den Figuren setzten Huntgeburth und Arango mehr auf Bewahrung, denn auf Veränderung. Da gibt es die zauberhafte Becky Thatcher (Magali Greif), die Tom den Kopf verdreht, Toms nerviger Halbbruder Sid (Andreas Warmbrunn), Tante Polly (Heike Makatsch), die den Jungen unermüdlich maßregelt, oder den versoffenen Sargschreiner Muff Potter (Joachim Król), der den Streichen Toms besonders hart ausgesetzt ist. Und es gibt den finsteren Indianer Joe (Benno Fürmann), den Tom und Huck eines Nachts bei einem Verbrechen beobachten und der ihnen danach auf den Fersen ist.
Bei all der Werktreue, der sich Regisseurin Hermine Huntgeburth von "Tom Sawyer" gegenüber Mark Twains Klassiker Kinderbuchklassiker "Die Abenteuer des Tom Sawyer" verpflichtet hat, dürfen auch die Akte der Modernisierung nicht übersehen werden. Mag der Film die Zeitlosigkeit anstreben, ist er natürlich auch Kind seiner Zeit und für diese gemacht. Schon die ersten Bilder lassen durch den Rhythmus der schnellen Bildwechsel eine moderne Form des Erzählens erkennen. Auch in der Anlage der Figuren wurden Änderungen vorgenommen. An der Figur von Tante Polly wird dies besonders deutlich. Diese ist keine alte Dame wie in der Buchvorlage, sondern eine junge Frau, die mit ihren festen moralischen Idealen Tom auf die richtige Bahn lenken will. Mit Erfolg: so viele Flausen der Junge auch im Kopf haben mag, besitzt er doch ein ethisches Wertebewusstsein, was nicht zuletzt an den Banden zu erkennen ist, die ihn und seinen besten Freund Huck verbinden. Dargestellt wird Tante Polly von Heike Makatsch, die ihrer Figur bei aller Modernisierung eine idealtypische Note verleiht. Wenn man sie in den ersten Sekunden auf der Leinwand sieht, erinnert ihr Spiel an die Darstellungsformen, wie man sie aus einem vergangenen Kino kennt. Fast könnte man meinen, Makatsch habe sich für ihre Rolle bewusst "Vom Winde verweht" angesehen.

Überhaupt sind die Nebenfiguren die Stärke von "Tom Sawyer". So marginal diese im Ganzen erscheinen, schaffen es Drehbuch und Regie, ihnen Leben einzuhauchen. An der Figur Muff Potters wird die Tragik aller gescheiterten Existenzen spürbar. Indiana Joe ist im Reigen der Nebenfiguren eine besonders ambivalente Figur. Einerseits ist er ein von der Gesellschaft Ausgestoßener, dessen Frust sich immer wieder durch Gewalt gegen seine Peiniger ein Ventil verschafft. Andererseits leuchtet hin und wieder das Gute in ihm auf. Vor allem in der Begegnung mit Polly, die einzige, die gut zu ihm ist, spürt man seine grundlegende Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit. Dem widerspricht wiederum die Szene, als er eines Abends Molly einen Besucht abstattet. Mag ihn der Wunsch nach Gesellschaft hier hergetrieben haben, nach der Spiegelung des Guten in ihm durch das Gute der anderen, so kann es auch berechnendes Kalkül sein. Denn längst ahnt Joe, dass er im Wald von den Kindern beobachtet wurde.

Über den Sinn für das Bild vergessen Huntgeburth und Arango nicht das Erzählen. Nachdem Figuren und Situationen erst einmal ausführlich eingeführt wurden, bewegt sich Tom Sawyer gezielt nach vorne. Der Hauptkonflikt ist schnell geschürt. Der Arzt erteilt Indiana Joe einen morbiden Auftrag. Parallel dazu hat Tom mit seinen Warzen zu kämpfen. Nachts im dunklen Wald treffen diese Linien zusammen. Was dann in einer spannenden und temporeichen Erzählung verdichtet wird, sind Themen wie Verantwortung, der Konflikt zwischen Angst und Tapferkeit, Schuld und Sühne, Vernunft und Aberglauben, Freiheit und bürgerlicher Enge und die alle Hindernisse überwindende Freundschaft. Daneben gibt es kleinere Geschichten: die Gefühle Toms zu Becky etwa oder die angedeuteten Paarkonstellation, die nur angedeutet werden und doch Profil bekommen (Tante Polly/Richter Thatcher oder Tante Polly/Sheriff). "Tom Sawyer" ist reich an Inhalt und Themen und doch fügt sich die Vielfalt zu einem homogenen Ganzen. Das und nicht zuletzt die überzeugenden schauspielerischen Leistungen - allen voran Makatsch, Benno Fürmann als gebrochener Indianer Joe und vor allem Joachim Król, der in seiner Rolles des versoffenen Sargschreiners geradezu aufgeht - heben diese Adaption vom Gros der vergleichbarer Literaturverfilmungen ab.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Im Mittelpunkt der Adaption von Mark Twains Klassiker "Die Abenteuer des Tom Sawyer" stehen naturgemäß Tom Sawyer und sein Freund Huckelberry Finn....
Videoclip: Tom Sawyer
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Galerie: Tom Sawyer
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2024