Pandora Film
Halt auf freier Strecke
Halt auf freier Strecke
Originaltitel
Halt auf freier Strecke
Regie
Darsteller
Kinostart:
Deutschland, am 17.11.2011 bei Pandora Film
Kinostart:
Österreich, am 24.02.2012 bei Polyfilm
Kinostart:
Schweiz, am 19.01.2012 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 6 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
Homepage
http://halt-auf-freier-strecke.pandorafilm.de
|0 katastrophal
brillant 10|
8,0 (Filmreporter)
7,5 (2 User)
Einfühlsames Drama über einen tödliche Diagnose
Die Nachricht ist niederschmetternd, die das Ehepaar im Arztzimmer aufnehmen muss. In ruhigem Ton teilt ihnen der Arzt mit, dass Frank (Milan Peschel) an einem bösartigen Gehirntumor leidet. Aufgrund seiner Lage könne dieser operativ nicht entfernt werden und selbst mit Bestrahlung und Chemotherapie liege die Lebenserwartung bei nur wenigen Monaten. Wie soll man auf so eine Mitteilung reagieren? Zunächst mit Schweigen, einem Moment der Schockstarre. Dann kommt eine Reaktion, die in Ihrer Banalität und Absurdität das Wesen des ganzen Films auf einen Moment verdichtet. Wie solle man das den Kindern beibringen, fragt Ehefrau Simone (Steffi Kühnert) unter Tränen. Der hilflose Arzt kann ihnen nicht mehr anbieten als die Gewissheit der Krankheit und des baldigen Todes.
Frank, Simone und ihre beiden gemeinsamen Kinder müssen mit der schrecklichen Erkenntnis zurechtkommen. Andreas Dresen zeigt das Leben in seinem einfühlsamen Film im Angesicht des nahenden Todes in aller Vielfältigkeit. Seine Kamera bleibt stets bei der Familie. Sie zeichnet den allmählichen Verfall des Protagonisten auf, mit den immer unangenehmeren und schmerzhafteren Symptomen seiner Krankheit. Er zeigt die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Frau, ihre Liebe und Hingabe sowie ihre maßlose Opferbereitschaft. Dresen zeigt auch die Reaktion der Kinder, für welche die Krankheit des Vaters die erste Begegnung mit dem Tod ist.
Frank, Simone und ihre beiden gemeinsamen Kinder müssen mit der schrecklichen Erkenntnis zurechtkommen. Andreas Dresen zeigt das Leben in seinem einfühlsamen Film im Angesicht des nahenden Todes in aller Vielfältigkeit. Seine Kamera bleibt stets bei der Familie. Sie zeichnet den allmählichen Verfall des Protagonisten auf, mit den immer unangenehmeren und schmerzhafteren Symptomen seiner Krankheit. Er zeigt die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Frau, ihre Liebe und Hingabe sowie ihre maßlose Opferbereitschaft. Dresen zeigt auch die Reaktion der Kinder, für welche die Krankheit des Vaters die erste Begegnung mit dem Tod ist.
Schon der Titel von "Halt auf freier Strecke" verweist auf ein wiederkehrendes Thema in Andreas Dresens Werk: die Krise, der Wendepunkt, das Ende mitten im Leben. Mit schonungsloser Offenheit und großem Feingefühl zeigt der Regisseur in seinem auf dem Festival von Cannes mit dem Hauptpreis des Un Certain Regard prämierten Films den verbleibenden kurzen Lebensweg nach der Diagnose. Wie in "Wolke 9", in dem es um das Tabuthema Sex im Alter geht, widmet sich Dresen auch in "Halt auf freier Strecke" einem Stoff, an den sich nur wenige Filmemacher im deutschen Kino heranwagen: den Tod als natürlicher Bestandteil des Lebens. Dass er das Thema auf so einfühlsame Weise angeht, mag sicher auch daran liegen, dass Dresen durch den Verlust von engen Freunden unmittelbar mit dem Tod konfrontiert war. Großen Anteil daran hat aber auch die für Dresen typische formale Herangehensweise an den Stoff. Er setzt auf eine eine Direktheit in seinem Erzählstil und einer Klarheit seiner Bilder unter weitestmöglicher Umgehung filmischer Konventionen.
Er unterwirft sich nicht den gängigen Regeln, die vorschreiben, wie eine Szene in Einstellungen zu gliedern, wie die Kamera zu positionieren und das Licht zu setzten ist, um einer Situation die größtmögliche Wirkung zu entlocken. Das Werk Dresens setzt im Grunde fort, was die Neorealisten in den 1940ern forderten und die letztlich doch nur selten ihre eigenen Ansprüche erfüllten. Es macht weiter, wo die Dogma-Regisseure in den 1990ern ansetzten und später wieder weitgehend abkamen. Es ist ein Kino, das unmittelbar vor Ort spielt, sich hier entwickelt und unter Ausschaltung der gängigen filmischen Techniken konsequent realisiert ist.
Wie "Halbe Treppe" inszeniert Dresen auch "Halt auf freier Strecke" mit einem kleinen Team und hervorragend aufspielenden Protagonisten - allen voran Dresens Stammschauspielerin Steffi Kühnert und der großartige Milan Peschel weitgehend improvisiert. Ihnen zur Seite stehen einige Laiendarsteller - der Arzt und die Pflegerin spielen sich etwa selbst - deren Szenen wesentlich zum daraus resultierenden quasidokumentarischen Charakter des Films beitragen.
"Halt auf freier Strecke" ist authentisch und hautnah inszeniertes Kino, wie man es selten zu sehen bekommt. Das Schicksal der Protagonisten geht unter die Haut, weil sie keine Filmfiguren sind, sondern dem Leben entnommen scheinen. Andererseits ist "Halt auf freier Strecke" auch nicht frei von leisem Humor. Wenn Milan Peschel unter Einfluss der ihn zerstörenden Krankheit die Toilette nicht finden kann und ins Zimmer seiner Tochter pinkelt, dann kann man sich des Lachens nicht erwehren. So auch, als er später fassungslos sein eigenes Verhalten erkennt. Neben solch tragikomischen Momenten stehen einige absurde. So imaginiert Frank beim Fernsehen seinen eigenen Gehirntumor in Gestalt eines Mannes (Thorsten Merten), der sich mit Moderator Harald Schmidt über den Zustand des Patienten unterhält. Der Tod ist schrecklich, gehört aber zum Leben sagen diese Bilder. Dresen behandelt den Tod mit dem nötigen Ernst, er ist sich aber auch dessen größeren Sinns bewusst.
Er unterwirft sich nicht den gängigen Regeln, die vorschreiben, wie eine Szene in Einstellungen zu gliedern, wie die Kamera zu positionieren und das Licht zu setzten ist, um einer Situation die größtmögliche Wirkung zu entlocken. Das Werk Dresens setzt im Grunde fort, was die Neorealisten in den 1940ern forderten und die letztlich doch nur selten ihre eigenen Ansprüche erfüllten. Es macht weiter, wo die Dogma-Regisseure in den 1990ern ansetzten und später wieder weitgehend abkamen. Es ist ein Kino, das unmittelbar vor Ort spielt, sich hier entwickelt und unter Ausschaltung der gängigen filmischen Techniken konsequent realisiert ist.
Wie "Halbe Treppe" inszeniert Dresen auch "Halt auf freier Strecke" mit einem kleinen Team und hervorragend aufspielenden Protagonisten - allen voran Dresens Stammschauspielerin Steffi Kühnert und der großartige Milan Peschel weitgehend improvisiert. Ihnen zur Seite stehen einige Laiendarsteller - der Arzt und die Pflegerin spielen sich etwa selbst - deren Szenen wesentlich zum daraus resultierenden quasidokumentarischen Charakter des Films beitragen.
"Halt auf freier Strecke" ist authentisch und hautnah inszeniertes Kino, wie man es selten zu sehen bekommt. Das Schicksal der Protagonisten geht unter die Haut, weil sie keine Filmfiguren sind, sondern dem Leben entnommen scheinen. Andererseits ist "Halt auf freier Strecke" auch nicht frei von leisem Humor. Wenn Milan Peschel unter Einfluss der ihn zerstörenden Krankheit die Toilette nicht finden kann und ins Zimmer seiner Tochter pinkelt, dann kann man sich des Lachens nicht erwehren. So auch, als er später fassungslos sein eigenes Verhalten erkennt. Neben solch tragikomischen Momenten stehen einige absurde. So imaginiert Frank beim Fernsehen seinen eigenen Gehirntumor in Gestalt eines Mannes (Thorsten Merten), der sich mit Moderator Harald Schmidt über den Zustand des Patienten unterhält. Der Tod ist schrecklich, gehört aber zum Leben sagen diese Bilder. Dresen behandelt den Tod mit dem nötigen Ernst, er ist sich aber auch dessen größeren Sinns bewusst.
Videoclip:
Halt auf freier Strecke
Die Nachricht ist niederschmetternd, die das Ehepaar im Arztzimmer aufnehmen muss. In ruhigem Ton teilt ihnen der Arzt mit, dass Frank (Milan...
Galerie:
Halt auf freier Strecke
Mit "Halt auf freier Strecke" wirft Andreas Dresen einen einfühlsamen Blick auf die letzten Monate eines Todkranken. Weitgehend improvisiert, ist...
Interviews:
Leben gegen den Tod: Andreas Dresen
Ob Sex mit 70 oder der Tod, Andreas Dresen traut sich in seinen...
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