Über uns das All

Jan Schomburg setzt sich in seinem Spielfilm-Debüt mit philosophischen Fragen auseinander. Wie reagiert man, wenn man herausfindet, dass der Partner ein Doppelleben führt? Wie geht man damit um, wenn ein geliebter Mensch ohne Vorwarnung aus dem Leben scheidet? Sandra Hüller ("Brownian Movement") verkörpert Protagonistin Martha in "Über uns das All". überaus glaubhaft. Bereits in "Requiem" und "Anonyma - Eine Frau in Berlin" hat sie ihr Können unter Beweis gestellt. So beeindruckt die Schauspielerin insbesondere in Szenen, welche die Veränderung Marthas zeigen. In Hüllers Augen und an ihrer Körpersprache ist zu erkennen, unter welch tiefer Trauer die Protagonistin leidet. Die männlichen Hauptdarsteller Georg Friedrich ("Nordwand") und Felix Knopp können ebenfalls überzeugen. Knopp ist als Selbstmörder sehr einprägsam und Friedrich stellt den Zwiespalt seiner Figur gekonnt dar.

Schomburgs Konzentration auf die Ausarbeitung der drei Charaktere führt allerdings dazu, dass die Dramaturgie der Geschichte leidet. So haben insbesondere die Szenen Längen, in denen keiner der Protagonisten agiert. Die Nebencharaktere bleiben an der Oberfläche und verkommen in irrelevanten Nebenhandlungssträngen zu Lückenfüllern.

Neben dem Umgang mit Verlustschmerz, ist das Doppelleben Pauls das zweite wichtige Thema. Mit Doppelleben kennt sich der Filmemacher aus. So hat es in Schomburgs näherem Bekanntenkreis eine Frau gegeben, die mehrere Jahre mit ihrem Ehemann verheiratet war bevor sie feststellte, dass der gar nicht mehr in einer Bank arbeitete. In Wahrheit war die Familie längst bankrott.

"Über uns das All" ist ein vielschichtiges Drama mit drei Hauptcharakteren, die von Hüller, Knopp und Friedrich überzeugend dargestellt sind. Auch die philosophische Fragestellung ist interessant. Langatmige Szenen sowie schlecht ausgearbeitete Nebenfiguren trüben den Genuss jedoch.