Clear Vision
That's What I Am

That's What I Am

Originaltitel
That's What I Am
Alternativ
Big Ginger; Big Red
Regie
Michael Pavone
Darsteller
Cassidy Smith, Elton LeBlanc, Olga Wilhelmine, Camille E. Bourgeois III, Sarah Celano, Holly Ladnier
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Komödie
Land
USA
Jahr
2011
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Liebevoll inszeniertes Jugenddrama mit Ed Harris
Englischlehrer Mr. Simon (Ed Harris) gewinnt bei einem Preisausschreiben. Mit der kurzen Regel "Menschliche Würde + Mitgefühl = Frieden" beantwortet er die Frage, wie der Weltfrieden zu erzielen sei. Seine schlichte Rechnung begründet Mr. Simons Lebenseinstellung. Mit dieser vermittelt er seinen Schülern Wissen und Werte. Er ist der beliebteste Lehrer der Schule. Unter seinen Schülern ist auch Andy (Chase Ellison). Der 12-jährige wird langsam erwachsen und will eigenständiger werden.

Von seiner Familie und seinen Mitschülern wird er eher eingeschüchtert. Deswegen traut er sich nicht, seinen Schwarm Mary Clear (Mia Rose Frampton) um ein Date zu bitten. Auch fällt es ihm zunächst schwer einzugestehen, dass Außenseiter Stanley, genannt 'Big G' (Alexander Walters), eigentlich ein netter Junge ist. Eines Tages streut ein Schüler das Gerücht, der beliebte Mr. Simon sei homosexuell. Andy droht sein großes Vorbild zu verlieren. Zu groß sind die Vorurteile und Ängste, die in den USA der 1960er Jahre vor Homosexuellen herrschen.
"That's What I Am" ist eine sensible Geschichte über Werte Toleranz, Mitgefühl, Mut und Zusammenhalt. Regisseur Michael Pavone ("Prison Break") schafft das Kunststück, seine Botschaften ohne Aufdringlichkeit zu vermitteln. Gefühlvoll nähert er sich seinen jungen Charakteren und zeigt deren Probleme auf. So spielt im Alltag der Teenager Ausgrenzung eine große Rolle. Pavone macht deutlich, wieso Schüler wie Stanley (Alexander Walters) Außenseiter sind. Sanft vermittelt der Regisseur, dass mit einfachen Mitteln eine solche Situation begegnet werden kann. Die Klarheit der Bilder korrespondiert mit der kindlichen Unschuld der jungen Charaktere. Anhand des zwölfjährigen Protagonisten versucht sich Regisseur Pavone behutsam in die Kinder einzufühlen. Chase Ellison ("Zahnfee auf Bewährung") zeigt facettenreich, wie seine Figur erwachsen wird.

Dass es für die ersten Schritte in einem neuen Lebensabschnitt einer helfenden Hand bedarf, zeigt der von Ed Harris ("Das Vermächtnis des geheimen Buches") gespielte Lehrer. Er spielt den Charakter des Lehrers zurückgenommen zugleich aber mit großer Präsenz. Seinem nuancierten Spiel ist es zu verdanken, dass der moralisch integre Lehrer glaubwürdig bleibt. So auch, als dem Englisch-Lehrer vorgeworfen wird, homosexuell zu sein. Statt dies empört abzustreiten, wählt dieser einen anderen Weg zur Konfliktlösung. Hier zeigt der Filmemacher, wie man aus einer scheinbar ausschließlich negativen Situation positives Kapital schlagen kann. Der Umgang des Regisseurs mit Homosexualität ist aus einem weiteren Grund erwähnenswert: Pavone widersteht der Versuchung, den Konflikt klischeehaft mit emotionalen Szenen auszubauen. Stattdessen beleuchtet er das Thema mit kurzen, präzisen Standpunkten in einer Nebenhandlung des Films.

Durch seine feinfühlige Inszenierung, die seine Charaktere ernst nimmt, schafft Regisseur Pavone ein berührendes Jugenddrama. Botschaften wie Toleranz und Mitgefühl vermittelt er unaufdringlich. Die behandelten Probleme sind hochaktuell. Die sehenswerten Leistungen von Harris und Ellison führen dazu, dass die Geschichte in Erinnerung bleibt.
Heiko Thiele, Filmreporter.de
2024