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Joe McCarthy - The Real American

The Real American - Joe McCarthy

Originaltitel
The Real American - Joe McCarthy
Alternativ
Joe McCarthy - The Real American
Regie
Lutz Hachmeister
Darsteller
Liam Mockridge, Spencer O'Brien, Phillip Rosch, Cosima Shaw, Daniel Fritz, Jesse Inman
Kinostart:
Deutschland, am 12.01.2012 bei Real Fiction
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 6 Jahren
Länge
105 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Doku-Drama über den berüchtigten Kommunistenjäger
Als Joseph Raymond McCarthy 1957 im Alter von 48 Jahren stirbt, geht ein Leben mit kontroverser Karriere und geheimnisvollem Privatleben jäh zu Ende. Die antikommunistischen Kreuzzüge des republikanischen Senators sind heute unter der Bezeichnung McCarthyismus bekannt. Der Begriff wird zum Synonym für eine antidemokratische Hexenjagd auch auf Filmschaffende und andere Künstler. Zahlreiche andere Kommunistenjäger, wie Präsident Richard Nixon werden später weniger mit den damals grassierenden Kommunistenverfolgungen in Verbindung gebracht. Es ist McCarthy, der sich selbst offensiv als Retter inszeniert und den Begriff McCarthyismus selbst prägt.

"The Real American - Joe McCarthy" zeichnet Aufstieg und Fall des amerikanischen Politikers von seiner Jugend in Wisconsin bis zu seinem frühen Tod nach. Als der politisch unerfahrene McCarthy 1947 zum Senator gewählt wird, greift er ein populäres Feindbild auf. Seine politische Macht nutzt er ganz für die Jagd auf vermeintliche Kommunisten. Aus seinen radikalen Methoden macht er dabei keinen Hehl. Offensiv inszeniert er sich in den Medien als Retter des Vaterlandes.

Vor der Konfrontation mit dem Militär, dem US-Geheimdienst CIA und selbst der US-Regierung schreckt er dabei nicht zurück. Sein ungebremster Fanatismus besiegelt schließlich McCarthys politisches Ende. Immer kleiner wird der Kreis seiner Getreuen. Präsident Dwight D. Eisenhower macht dem Spuk mit Zustimmung von Militär und CIA schließlich ein Ende. Die Washingtoner Elite hat vor allem das internationale Ansehen der USA im Auge. Das Militär ist zudem erbost über die weitreichenden Eingriffe in interne Angelegenheiten, die McCarthy mit seinen Verhören vornimmt.

Auch im Senat ist McCarthy am Ende isoliert. Zwar wird er nicht aus der Kammer ausgeschlossen, seine Kollegen entscheiden sich nur für die zweitschärfste Sanktionsmöglichkeit. Die ausgesprochene Abmahnung führt zu seiner vollständigen politischen Isolation. Bis zu seinem Tod drei Jahre später bleibt er Senator. Im Jahr 1957 stirbt er - wahrscheinlich an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs.
Regisseur Lutz Hachmeister setzt in "The Real American - Joe McCarthy" auf die Montage von Zeitzeugeninterviews, Archivmaterial und Spielszenen. Für letztere übernehmen John Sessions ("Der gute Hirte") und Justine Waddell ("Justine Waddell") die Rollen von Joseph McCarthy und seiner Frau Jean Kerr.

Hachmeister verwirklicht sein Projekt nach langjährigen Recherchen, in dem er auch mit populären Mythen aufräumt. Mit der schwarzen Liste für Kulturschaffende werde McCarthy fälschlicherweise assoziiert. Das "Komitee für unamerikanische Aktivitäten", das unter anderem Bertolt Brecht und Charles Chaplin verhörte, unterstand dem Repräsentantenhaus, nicht dem Senat. Hachmeister konnte zahlreiche Zeitzeugen für Interviews gewinnen. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, Ex-KGB General Oleg Kalugin, der Journalist Benjamin Bradlee und andere kommentieren McCarthys Lebenswerk aus ihrer Sicht.

Die Interviewausschnitte sind ausgezeichnet gewählt. Doch Hachmeister ist klug genug, sich nicht allein auf diese zu verlassen. Den gleichen Raum räumt er Spielszenen ein, für die er exzellente Schauspieler verpflichten konnte. Der hierzulande kaum bekannte John Sessions legt seinen britischen Akzent ab. Glaubhaft mimt er den aus Wisconsin stammenden McCarthy und trifft dabei hervorragend seinen Dialekt. Auch Aufnahmen von Originalschauplätzen sind zu sehen, von McCarthys Geburtshaus und Grabstelle etwa. Diese sind zweckmäßig und hochwertig umgesetzt.

Bleibt die für ein Dokudrama wichtige Frage nach der Authentizität. Hier entfaltet "The Real American - Joe McCarthy" seine größte Stärke. Der Film gibt dem Zuschauer alles Material an die Hand, um sich selbst ein Urteil bilden zu können. Zugleich wertet er nur äußerst zurückhaltend. Nie wird diese Wertung verbalisiert. Einzig in der sorgfältigen Auswahl der Szenen bleibt eine Kontrolle des Regisseurs bestehen. Fairness scheint ihm das wichtigste Prinzip zu sein. Denn neben Kritikern kommen auch McCarthy-Fans wie die ultrakonservative Kommentatorin Ann Coulter zu Wort. "The Real American - Joe McCarthy" ist ein hervorragendes Dokudrama - inhaltlich wie filmisch.
Michael Domke, Filmreporter.de
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2024