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Abgebrannt

Abgebrannt

Originaltitel
Abgebrannt
Alternativ
Burn Out - Abgebrannt; Burnout - Abgebrannt
Regie
Verena S. Freytag
Darsteller
Cecil von Renner, Christina-Maria von Gusinski, Wolfram von Bremen, Martina Struppek, Hildegard Schroedter, Michaela Caspar
Kinostart:
Deutschland, am 22.09.2011 bei missingFilms
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
103 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Über den anstrengenden Alltag als dreifache Mutter
Auch in einer harmonischen Familie kann der Alltag mit drei Kindern sehr anstrengend sein. Die junge Pelin Yolcu (Maryam Zaree) lebt mit drei Kindern allein von Harz IV. Der tägliche Kampf mit dem Amt, die bevorstehende Konfrontation mit dem Familiengericht, das alles muss sie als alleinerziehende Mutter von drei Kindern bewältigen.

Als sie mit dem Drogenbesitz ihres Freundes in Verbindung gebracht wird, geht der Kampf erst richtig los. Pelin schafft es immerhin, das Amt zu überzeugen und einen Platz in einer Mutter-Kind-Kur zu bekommen. Dort hat sie endlich die Gelegenheit, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Bleibt nur die Frage, ob sie es schaffen kann. Immerhin liebt sie ihren Freund und der besucht sie in der Klinik. Dort stellt er die junge Mutter vor eine schwere Entscheidung.
Auf dem halbhohen Bett liegt eine schlafende Frau. Laute Kinderstimmen sind zu hören. Ein kleines Kind springt auf die Schlafende und turnt auf ihr herum. Auf dem Dekolleté der Frau ist eine Tätowierung zu sehen, ein Herz mit Flügeln. Ihr Gesicht ist von Erschöpfung gezeichnet. Kein Geräusch, keine Bewegung scheint sie wecken zu können.

Die Erschöpfung ist ein Grundmotiv in "Abgebrannt". Pelin hetzt ihrem Leben hinterher. Ihr Job, ihre Kinder und ihr Freund Edin stellen sie ständig vor Probleme. Maryam Zaree verkörpert die ständige Übermüdung eindrucksvoll. In manchen Szenen fühlt man sich an Edward Nortons Erzähler aus "Fight Club" erinnert, den die Schlaflosigkeit zur leeren Hülse macht. Unterstützt wird sie von Verena S. Freytags Regieanweisung und Ali Olay Gözkayas Kameraführung, die gerade den wichtigen ersten Szenen einen dokumentarischen Anstrich geben. In den Anfangsmomenten etabliert Freytag Pelin Hoffnungslosigkeit, die von den Folgeereignissen noch verstärkt wird. Als die Familie eine Mutter-Kind-Kur antritt, findet Pelin endlich jemanden, mit dem sie sich aussprechen kann. Tilla Kratochwil spielt die Rolle der Christa klugerweise so zurückhaltend, dass sie kaum mehr als ein Spiegel für Pelin ist. Über die Figur der angepassten Mittvierzigerin wird eine tiefe Sehnsucht nach Normalität verhandelt, die durch Lukas Steltners Edin immer wieder gebrochen wird.

"Abgebrannt" ist jedoch kein banales Sozialdrama über Armut, Überforderung und Sehnsucht. Es ist die Geschichte einer starken Frau, die über sich herauswächst. Dieses Aufbäumen gründet sich weder auf übergroßen Mut, noch ist sie spektakulär. Ihre Begründung liegt einzig in purer Notwendigkeit. Es ist Freytag und ihrer Hauptdarstellerin hoch anzurechnen, dass ihr Drama nicht in den Sozialkitsch abdriftet. Stattdessen gelingt es ihnen, den Zuschauer in die tiefe Emotionalität des Films hineinzuziehen.

Deshalb entfalten kleine Glücksmomente unglaubliche Wirkung. Wenn auf einer Bootstour der Wind durch Pelins Haare fährt, sie kurz aufatmen kann und sich ein verstohlenes Lächeln auf ihren Lippen abzeichnet, dann lacht auch der Zuschauer mit. Völlig wird man in diesen Film dennoch nicht hineingezogen. Pelin mag dauerhaft erschöpft sein, für den Zuschauer ist an diesem Film nichts ermüdend.
Michael Domke, Filmreporter.de
Videoclip: Abgebrannt
Pelin Yolcu (Maryam Zaree) ist eine junge Mutter, die sich mit den Alltagsproblemen überfordert fühlt. Der tägliche Gang zum Amt und der Kampf um...
 
Galerie: Abgebrannt
Beeindruckender Film über den Alltag einer überforderten jungen Mutter (Maryam Zaree). Sie liebt ihre Kinder, steckt jedoch über beide Ohren in...
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Abgebrannt
2024