Warner
J. Edgar

J. Edgar

Originaltitel
J. Edgar
Regie
Clint Eastwood
Darsteller
Larkin Campbell, Robert Christopher Henderson, Mike Hennessey, Lindsay Lucas-Bartlett, Leslie Rishkofski, Devin Rumer
Kinostart:
Deutschland, am 19.01.2012 bei Warner Bros. Pictures
Kinostart:
Österreich, am 20.01.2012 bei Warner Bros
Kinostart:
Schweiz, am 19.01.2012 bei Fox-Warner
Kinostart Deutschland
J. Edgar
Genre
Biographie
Land
USA
Jahr
2012
Länge
137 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
5,0 (1 User)
Charakterstudie über zwielichtigen FBI-Direktor
J. Edgar Hoover steht fast 50 Jahre an der Spitze des Federal Bureau of Investigation (FBI) und dessen Vorgängerorganisation. Während seiner langen Karriere arbeitet er unter acht Präsidenten und baut seinen Einfluss im Lauf dieser langen Amtszeit konsequent aus. In "J. Edgar" übernimmt Leonardo DiCaprio ("Inception") die Rolle Hoovers. Der vierfache Oscar-Preisträger Clint Eastwood portraitiert die Karriere des einflussreichen FBI-Direktors.

Hoover bleibt nicht immer innerhalb seiner Befugnisse. Er setzt sein Wissen über politische Gegner immer wieder für seine politischen und persönlichen Ziele ein. Wie er dieses erworben hat, bleibt häufig im Dunkeln. Zugleich ist er ein effizienter Modernisierer, der das FBI zu einer schlagkräftigen Organisation im Kampf gegen das Verbrechen macht. Nach seinem Tod wird behauptet, Hoover sei homosexuell gewesen. Auch diese bis heute nicht aufgeklärte private Seite thematisiert Eastwood in seinem Biopic.
Clint Eastwood wuchs in J. Edgar Hoovers Amtszeit auf und war von dem Skript begeistert. Dieses schrieb Dustin Lance Black, der für "Milk" einen Oscar gewann. Auf der Leinwand wurde die Karriere des FBI-Direktors zuletzt 2009 thematisiert. Michael Manns "Public Enemies" spielt vor dem Hintergrund der FBI-Gründung.

Im Gegensatz zu diesem Film ist "J. Edgar" weder Krimi noch Politthriller. Eastwood will in seinem Biopic Hoovers ganze Karriere darstellen. Nur vereinzelt greift er Fälle heraus, an denen Hoover beteiligt war. Auch seine zwielichtigen Methoden im Umgang mit seinen Vorgesetzten werden mehr angedeutet, als in ihrer Tiefe behandelt. Immer wieder versuchte der erste FBI-Direktor, Präsidenten oder Justizminister mit Informationen über deren Privatleben zu erpressen. Hier ist er sehr insistent, privat eher unsicher.

Dieses Spannungsfeld wird von Leonardo DiCaprio perfekt geschaffen. DiCaprios Hoover ist intellektuell brillant und sozial gehemmt. Seine emotionalen Unzulänglichkeiten kompensiert er mit moralischer Selbstgerechtigkeit. Er sieht sich im Recht und glaubt, der Einzige zu sein, der echten Patriotismus beurteilen kann. Dank DiCaprios darstellerischer Fähigkeiten ist dies für den Zuschauer auch dort nachvollziehbar, wo die Dialoge dies nicht thematisieren. Die homosexuellen Untertöne zwischen Hoover und Clyde Tolson (Armie Hammer) sind mit der nötigen Zurückhaltung gespielt. Auch hier wird klar, dass der Karrierist innerlich zerrissen ist.

Eastwood tut gut daran, seinem Hauptdarsteller den nötigen Raum zur Entfaltung ihrer Charaktere zu geben. Andere Aspekte von "J. Edgar" sind ebenso gut abgemessen. Stets ist klar, wo die erzählerische Reise hingehen soll. Zeitsprünge machen Sinn und sind kongruent miteinander verknüpft. Bei der Auswahl der erzählten Ereignisse beweist Eastwood seine Klasse als Regisseur. "J. Edgar" ist eine Charakterstudie, keine Nacherzählung von Hoovers Leben. Der Protagonist verfolgt Kommunisten, ermittelt im Fall der Entführung von Charles A. Lindberghs Baby, baut das FBI auf und um, legt sich mit mehreren Präsidenten an oder macht seiner zukünftigen Privatsekretärin zu Anfang einen Heiratsantrag.

Keine dieser Themen sind Selbstzweck oder reine Chronik. Stets geht es darum, der Person Hoover näher zu kommen. Die Frage ist "Wer war dieser Mensch?" nicht: "Was hat dieser Mensch getan?" Besser als "J. Edgar" kann ein Biopic die Beantwortung dieser Frage kaum leisten. Dem Duo Eastwood und DiCaprio ist ein mehrdimensionales, spannendes Porträt gelungen. Regisseur und Hauptdarsteller schaffen dies, ohne die Zuschauer in deren Urteil zu bevormunden.
Michael Domke, Filmreporter.de
Videoclip: J. Edgar
J. Edgar Hoover (Leonardo DiCaprio) war fast 50 Jahre Direktor des amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI). Regisseur Clint Eastwood...
 
Galerie: J. Edgar
Regisseur Clint Eastwood thematisiert in seinem Biopic das Leben und die Karriere des langjährigen FBI-Direktors J. Edgar Hoover (Leonardo DiCaprio)
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2024