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Das grüne Zimmer

Das grüne Zimmer

Originaltitel
La chambre verte
Regie
François Truffaut
Darsteller
Christian Lentretien, Henri Bienvenu, Alphonse Simon, Anna Paniez, Carmen Sardá-Cánovas, Jean-Claude Gasché
Kinostart:
Deutschland, am 23.11.1984 bei
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
1978
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Man muss die Toten loslassen, um zu überleben
Journalist Julien Davenne (François Truffaut) ist ein einsamer Mann. Seine Freunde sind im ersten Weltkrieg gefallen und nun ist auch seine Frau von ihm gegangen. Traumatisiert und mit der Schuld des Überlebenden stürzt sich Davenne in die Verehrung der Verstorbenen Freunde und Familienmitglieder. Er richtet ihnen ein eigenes Zimmer ein, in dem er nächtelang Gespräche mit ihnen führt. Als das Zimmer abbrennt, verlagert Davenne sein Mausoleum in eine Kapelle. Bald lernt er Cécilia (Nathalie Baye) kennen. Kann sie Davenne ins Leben zurückholen? Oder wird der Journalist weiter mit den Toten leben?
Hier gibt es nur Julien Davenne (François Truffaut). Ein dunkler Raum, die Wände voller Porträts toter Freunde, der Schein hunderter Kerzen spendet das wenige Licht. Hier kann er allein sein. Hier kann er an seine Toten denken, die ihm so viel mehr geben als die Lebenden. Während er ihre Bilder betrachtet, spiegelt sich das Flackern der Kerzen auf seinem traurigen Gesicht.

Es gibt viele Szenen wie diese in François Truffauts "Das grüne Zimmer". Es ist ein düsterer Film. Das ruhige Drama bedient sich einer starken Symbolsprache. Der stetige Niedergang des traurigen Protagonisten wird vom Zusammenbruch seiner Zeitung gespiegelt. Die Leser sterben dem Blatt weg und Julien will zwar weiterschreiben, aber auch nur für die Verstorbenen.

Davennes zunehmende Vereinsamung wird in intensiven Szenen gezeigt. Die Dialoge zeigen, wie schwer es dem Journalisten fällt, mit seiner Schuld als Kriegsüberlebender zurechtzukommen. Der auf der Kurzgeschichte "The Altar of the Dead" von Henry James beruhende Film bedient sich subtiler Mittel, um seine moralische Botschaft dem Zuschauer zu vermitteln. In einer Szene ersteigert etwa Davenne Teile des Nachlasses eines toten Freundes, um den Missbrauch der Sachen zu verhindern.

Einzig die Liebesbeziehung zwischen Davenne und der von Nathalie Baye gespielten Cécilia kommt zu kurz. Truffaut selbst sagte im März 1978: '"Das grüne Zimmer" ist, wie alle Filme, die Jean Gruault und ich gemeinsam geschrieben haben, eine Liebesgeschichte.' Der Geschichte wird nur leider zu wenig Platz eingeräumt. An dieser Stelle verhält sich "Das Grüne Zimmer" wie Davenne mit seinem Leben: er gibt dem Tod viel Freiraum, die Liebe bleibt auf der Strecke.
Felix Franke, Filmreporter.de
François Truffauts "Das grüne Zimmer" ist ein eindrücklicher Film. Die Geschichte des Journalisten Davenne ist das traurige Beispiel für die...
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Das grüne Zimmer
2024