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Die Katrin wird Soldat

Die Katrin wird Soldat

Originaltitel
Die Katrin wird Soldat
Regie
Peter Deutsch
Darsteller
Lydia Billiet, Monica Bielenstein, Wolfgang Weiser, Renate Schroeter, Torsten Lennie Münchow, Willi Kowalj
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
TV-Serie
Land
BRD
Jahr
1987
Länge
25 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Seichte Schmonzette über den Ersten Weltkrieg
In seiner Verfilmung des Tagebuchromans "Die Katrin wird Soldat" von Adrienne Thomas erzählt Regisseur Peter Deutsch eine Geschichte über das Erwachsenwerden im Ersten Weltkrieg. Protagonistin ist die Vorzeigeschülerin Katrin Lentz (Claudia Brunnert), die jäh aus ihrem alltäglichen Leben gerissen wird. Der Krieg wird in "Die Katrin wird Soldat" nicht aus der Sicht der Soldaten im Schützengraben erzählt. Im Zentrum der Handlung steht vielmehr die Heimatfront in Lothringen, wo Katrin aufwächst und als Jugendliche zur Arbeit im Lazarett verpflichtet wird. Vor diesem Hintergrund vollzieht sich ihre Wandlung vom Kind zur Frau. Das Grauen des Krieges manifestiert sich auch in der Not der Daheimgebliebenen. Als Katrins geliebter Lucien (Jens-Daniel Herzog) eingezogen wird und lange nichts von sich hören lässt, steht nicht die Materialschlacht des Stellungskrieges im Vordergrund, sondern das Warten und die Sehnsucht in der Heimat.
1931 erscheint Adrienne Thomas' erstes Buch, der Tagebuchroman "Die Katrin wird Soldat". Für seine Fernsehadaption setzt Regisseur Peter Deutsch auf zeitgenössische Kostüme, Kulissen und Sprache. Für die musikalische Untermalung verpflichtete er Peter Thomas. Der Filmkomponist zeichnet unter anderem für die Musik von Filmen wie "Der Hexer", "Die Herren mit der weißen Weste" und "Unser Willi ist der Beste" verantwortlich. Zudem arbeitete er für zahlreiche Fernsehproduktionen.

Leider treibt Deutsch die Historientreue etwas zu weit. Denn auch in inszenatorischer Hinsicht erinnert die Serie eher an 1930 denn an ihr Produktionsjahr 1987. Von der Beleuchtung über die Kostüme, von den Dialogen bis zu den Darstellern: alles wirkt so altbacken, dass man ein früheres Entstehungsdatum erwarten würde. Dabei ist in Ansätzen durchaus zu erkennen, worin die Zielsetzung der Fernsehserie besteht. Doch das Erwachsenwerden und die emotionale Ausnahmesituation Pubertät werden dem Zuschauer leider mit der Brechstange vorgetragen. Zu schwer wiegen die Mängel, die trotz einer durchaus interessanten Prämisse das Ganze scheitern lässt. Plot und Figuren sind schlicht zu durchschaubar, der Stoff zu seicht verpackt.

Die altmodische Sprache wirkt aus dem Mund der Darsteller hölzern. Diese wirken insgesamt überfordert, die ohne Zweifel groß angelegten Emotionen glaubhaft darzustellen.

"Die Katrin wird Soldat" hat all jene Zutaten, die eine Samstagabendschmonzette braucht. Es wird viel geschmachtet und viel und lange ernst geguckt in dieser Serie. Das kleinste Problem endet in zu großen Gesten und Reden. Untermalt wird dies von einem genretypischen Soundtrack irgendwo zwischen Traumschiff und Schwarzwaldklinik. Den vollmundigen Anspruch, die Produktion als Antikriegsgeschichte mit Klassiker-Status zu verkaufen, darf man getrost für gescheitert erklären.
Michael Domke, Filmreporter.de
2024