Filmgalerie 451
Der Preis

Der Preis

Originaltitel
Der Preis
Alternativ
Gestern ist nirgendwo
Regie
Elke Hauck
Darsteller
Peter Donathm, Magret Fritzler, Stefan Kriekhaus, Carola Sigg, Kathleen Gaube, Jens Hahn
Kinostart:
Deutschland, am 22.03.2012 bei Filmgalerie 451
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 6 Jahren
Länge
83 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Virtuoser Film übers Scheitern der Kommunikation
'Glückwunsch zum Preis'. Der Satz verhallt in der grauen Plattenbausiedlung irgendwo in der ostdeutschen Provinz, niemand reagiert darauf. Zwei Männer starren ein tristes Gebäude an. Es könnte jenes sein, in dem Alexander Beck (Florian Panzner) aufgewachsen ist. Es ist schwer, das auseinanderzuhalten. Nach der Wende ist er gegangen. Nun kehrt er als erfolgreicher Architekt zurück. Er bleibe nicht lange, sagt er, nur um ein Modernisierungsprojekt zu leiten. Für den Entwurf wurde er mit einem Architekturpreis ausgezeichnet.

Alexander trifft Freunde von früher. Man kennt ihn noch als 'Alex aus der FDJ'. Der Anschluss gelingt dennoch nicht, man redet aneinander vorbei. In Rückblenden erzählt "Der Preis" die Geschichte des jüngeren Alexanders (Sven Gielnik), der Gefühle für Nicole (Vanessa Krüger) entwickelt. Die Freundschaft zu Nicoles rebellischem Bruder Michael (Vincent Krüger) bröckelt hingegen. Heute wie damals ist Alexander ein Angepasster. Besser als seine damaligen Freunde findet er sich zunächst im wiedervereinten Deutschland zurecht. Doch die Vergangenheit wirft einen langen Schatten auch auf seine Seele.
"Der Preis" ist eine Meditation über den Zusammenbruch der Kommunikation. Schon die Auftaktszene deutet dies an. Alexander sitzt lange schweigend in seinem Auto. Sein Gesicht zeigt keine Regung, er starrt vor sich hin. Wenn sich in "Der Preis" Menschen treffen, sprechen sie meist nicht miteinander. Sie führen vielmehr parallel Selbstgespräche. Insofern fehlt oft eine Reaktion des Angesprochenen. Virtuos inszeniert Elke Hauck diese Unmöglichkeit, mit dem Gesagten zum anderen durchzudringen.

Ihre Figuren sind verloren in dieser Welt, die sie nicht verstehen. Auf alle wirkt die Vergangenheit nach, wenn auch nicht in einer klar zu identifizierenden Kausalkette. Der Einfluss der gemeinsamen Jugenderlebnisse auf die psychische Verfassung der Figuren ist rätsel- und schemenhaft. Nicht nur sie, auch die Zuschauer lassen Hauck und ihre Koautorin Peggy Lehmann mit vielen Fragen allein. In dieser Mehrdeutigkeit liegt eine große Stärke von "Der Preis".

Stil und Dialoge weisen Hauck als begabte Nachwuchsregisseurin der Berliner Schule aus. Visuelle Zitate verweisen auf Filme wie "Unter dir die Stadt". Wie Christoph Hochhäusler gelingt es auch Hauck, die Verzweiflung ihrer Figuren offenzulegen. Das Duo Florian Panzner und Sven Gielnik liefert eine eindringliche Performance als jüngerer beziehungsweise älterer Alexander ab. Die bedächtige Schweigsamkeit der Figur wird durch ihr perfektes Spiel wirkungsvoll akzentuiert. "Der Preis" sticht aus der Flut an Filmen heraus, welche die DDR thematisieren. Grund ist, dass Hauck einer genreüblichen Versuchung widersteht: ihr Film will keine Aufarbeitung leisten. An die Stelle der Vergangenheitsbewältigung tritt Nicoles nüchternes und folgenloses Fazit, das die Entfremdung von Figuren und Zuschauern in Worte fasst: "Die Zeit, in der wir Freunde waren, ist nicht mal halb so lang wie die Jahre, die seitdem vergangen sind."
Michael Domke, Filmreporter.de
Galerie: Der Preis
Elke Hauck inszeniert eine Geschichte über eine DDR-Vergangenheit nicht als Bewältigungsdrama. Stattdessen schafft sie einen virtuosen Film über...
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