Berlinale
Tabu - Eine Geschichte von Liebe und Schuld

Tabu - Eine Geschichte von Liebe und Schuld

Originaltitel
Tabu
Regie
Miguel Gomes
Darsteller
Manuel Mesquita, Ivo Müller, Isabel Muñoz Cardoso, Carloto Cotta, Henrique Espírito Santo, Ana Moreira
Kinostart:
Deutschland, am 20.12.2012 bei Real Fiction
Kinostart:
Österreich, am 08.11.2012 bei Stadtkino Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 20.11.2012 bei Look Now!
Genre
Drama
Land
Portugal, Deutschland, Brasilien, Frankreich
Jahr
2012
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
Es gibt noch keine Userkritik!
Miguel Gomes' Hommage an das Stummfilmkino
Rentnerin Pilar (Teresa Madruga) ist ein Gutmensch, der anderen immer nur Gutes tun will. Auch ihrer einsamen Nachbarin Aurora (Laura Soveral) will sie helfen, die ihre Zeit am liebsten mit dem Glücksspiel im Casino verbringt. Als Aurora im Sterben liegt, bittet sie Pilar, einen gewissen Gian Luca Ventura aufzusuchen. In einem Altersheim wird Pilar fündig und erfährt, dass Aurora mit Gian Luca eine Geschichte verbindet, die mehr als fünfzig Jahre zurückliegt. Sie hat ihre Ursprünge in Afrika, wo Aurora, wie Gian Luca berichtet, eine Farm am Fuße des Monte Tabu hatte.
Der portugiesische Regisseur Miguel Gomes hat in "Tabu" Ereignisse und Personen aus seinem näheren sozialen Umfeld verarbeitet. Wie er im Interview mit den deutschen Filmemachern Maren Ade und Ulrich Köhler gesteht, basiert die Figur Pilars auf seiner Tante, die 'praktizierende Katholikin' ist und sich in 'zig sozialen Projekten' engagiert. Sie soll eine 'alte senile Nachbarin gehabt haben, die regelmäßig bei ihr auf der Matte stand und behauptete, ihre Haushälterin würde sie nachts in ihrem Zimmer einsperren und überhaupt schlecht behandeln'.

Gomes' schon formal ambitionierter Film ist nicht nur in Schwarzweiß gedreht, sondern auf radikale Weise in zwei Hälften geteilt. Im zweiten Teil gibt es keine Dialoge, die Bilder werden stattdessen von einem Off-Erzähler kommentiert, der die Ereignisse schildert und Briefe der Protagonisten vorliest. Für den Regisseur hat diese formale Entscheidung zwei Gründe. Zum einen ist dies die filmische Umsetzung von Erinnerung und Imagination. 'Zwischen Venturas Erinnerungen und den Bildern, die sich Pilar und Santa dazu vorstellen, bleibt kein Raum für Dialog. Als wären die Worte, die einst gesprochen wurden, im Laufe der Zeit verloren gegangen', so der Filmemacher. Zum anderen knüpft der Regisseur damit an die Ästhetik des Stummfilms an, deren 'Wesen' und 'Schönheit' er einfangen wollte. "Tabu" ist in diesem Sinne eine Erinnerung an ein Kino, das längst der Vergangenheit angehört.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Galerie: Tabu
"Tabu" handelt von der Suche zweier Frauen nach der Vergangenheit einer gemeinsamen Bekannten. Die radikale filmische Form des Films spiegelt die...
Berlinale
Tabu - Eine Geschichte von Liebe und Schuld
2024