Universum Film
50/50 - Freunde fürs (Über)leben

50/50 - Freunde fürs (Über)leben

Originaltitel
50/50
Alternativ
I'm with Cancer; Untitled Cancer Comedy: Untitled Seth Rogen Project; Live with It
Regie
Jonathan Levine
Darsteller
Beatrice Ilg, Bonnie Bollivar, William Stewart, Karen van Blankenstein, Ryan W. Smith, Andrea Brooks
Kinostart:
Deutschland, am 03.05.2012 bei Universum Film
Kinostart:
Österreich, am 04.05.2012 bei Constantin Film
Kinostart:
Schweiz, am 10.05.2012 bei Rialto Film AG
Kinostart Deutschland
50/50 - Freunde fürs (Über)leben
Genre
Komödie
Land
USA
Jahr
2011
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
8,0 (2 User)
Gelungene Komödie zu sensiblem Thema
Adam (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Durchschnittstyp. Sein hoher Anspruch an seine Arbeit kollidiert jedoch mit dem Desinteresse seines Chefs. Auch privat läuft es schlecht. Er steckt in einer sexfreien Beziehung mit Rachael (Bryce Dallas Howard) fest. Seine Freundin nimmt keine Rücksicht auf Adams emotionale Bedürfnisse. Darauf reagiert mit Anhänglichkeit - sehr zum Ärger seines besten Kumpels Kyle. Dieser wird von Seth Rogen gespielt, der eine besondere Verbindung zu der Rolle hat. Er ist einer der engsten Freunde von Drehbuchautor Will Reiser. Dessen Krebserkrankung erlebte er so aus nächster Nähe mit.

Adams Eigen- und Fremdwahrnehmung unterscheiden sich eklatant. Er hat sich erfolgreich eingeredet, glücklich zu sein. Als ihm der Arzt die Diagnose Krebs mitteilt, bricht seine Scheinwelt zusammen. Mutter Diane (Anjelica Huston) überfordert ihn mit sorgenvoller Aufmerksamkeit. Freundin Rachael wird von Kyle beim Fremdgehen erwischt. Erst die junge Therapeutin Katherine (Anna Kendrick) bringt Adam dazu, sich den wichtigen Fragen in seinem jetzt so fragil gewordenen Leben zu stellen.
Zunächst trug "50/50 - Freunde fürs (Über)leben" den Arbeitstitel "Untitled Cancer Comedy". Dieser hatte den Vorteil der thematischen Klarheit, forderte zugleich aber eine Frage heraus. Wie macht man einen witzigen Film über eine Krebserkrankung? Jonathan Levine ist beileibe nicht der erste Regisseur, der sich an diese Aufgabe wagt. Selbst aus jüngerer Vergangenheit gibt es Beispiele. In Judd Apatows passabler Komödie "Wie das Leben so spielt" mimte Adam Sandler 2009 einen Krebspatienten. Rob Reiner scheiterte 2007 mit "Das Beste kommt zum Schluss". Mit Jack Nicholson und Morgan Freeman verwirklichte er ein unsäglich sentimentales Tränendrüsen-Drama. Der Altherren-Humor machte es nur schlimmer.

Das Genre bietet also viel Raum zum Scheitern. Lachen über Krebs, wer will das schon? Die Bearbeitung eines derart sensiblen Themas erfordert Fingerspitzengefühl. Levine vermeidet jedoch Sentimentalitäten und Banalitäten. Authentizität und Ehrlichkeit sind strapazierte Vokabeln, doch hier darf man sie bemühen. Denn "50/50 - Freunde fürs (Über)leben" gelingt das richtige Maß an Zurückhaltung. Die Romanze zwischen Adam und Katherine wirkt natürlich. Auch die Querelen zwischen Adam und Mutter Diane erscheinen nicht aufgesetzt. Die Figuren sind glaubwürdig - eben authentisch. Besonders eindrucksvoll ist die schauspielerische Leistung von Joseph Gordon-Levitt. Er stellt Adam überzeugend dar und meistert alle Gefühlslagen - von Verdrängung bis Wutausbruch. Seth Rogen ist ein hervorragender Spielpartner. Er mimt den leicht überzeichneten Kyle herrlich übertrieben und mit großer Präsenz. In den richtigen Momenten nimmt er sich jedoch zurück und gibt Gordon-Levitt Raum für seine Darstellung. Anjelica Huston und Anna Kendrick kontrastieren mit ihren sehr weiblich charakterisierten Figuren den machohaften Kyle. Die Figuren sind realitätsnah und geerdet. So lenken witzige Szenen den Zuschauer nicht von der Gesamterzählung ab. Die Rückkehr zu ernsthafteren Szenen gelingt ebenfalls ohne Brüche.

Drehbuchautor Will Reiser schafft den Spagat zwischen Ernst und teils brachialer Komik. Inspiration für Charaktere und Geschichte schöpfte er aus der Erfahrung seiner eigenen Krebserkrankung. Es würde nicht zu Reiser passen, wenn der Film ohne krassen Humor auskäme. Schließlich gehörte er zum Autorenstab der amerikanischen Neuauflage von Sacha Baron Cohens "Da Ali G Show". Konsequenterweise hat auch "50/50 - Freunde fürs (Über)leben" brachial-komische Momente.

All den positiven Aspekten zum Trotz: der Film hat zwei nennenswerte Schwächen. Erstens ist Adams Freundin Rachael (Bryce Dallas Howard) etwas eindimensional geraten. Vom ersten Moment des Films erahnt der Zuschauer den Moment, in dem sie von Kyle und Adam abgefertigt wird. Zweitens machen sich gelegentlich Elemente amerikanischen Wohlfühlkinos breit. Man sieht zwar Adams gesundheitlichen Verfall, jedoch nur in glattpolierten Bildern. Er wird grau und faltig. Doch als er nach der ersten Behandlung ins Klo kotzt, sieht man das nicht. Zu harmlos ist an manchen Stellen auch der Humor. Reiser geht mit der Komik nicht aufs Ganze. In seinen Witzen thematisiert er nicht die Krankheit, sondern lediglich das Drumherum. Wer will schon über Krebs lachen? Hier traut sich die Komödie zu wenig.
Michael Domke, Filmreporter.de
Regisseur Jonathan Levine traut sich an ein sensibles Thema heran. Zudem inszeniert er die Krebserkrankung des 27-jährigen Adam (Joseph...
Adam (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Durchschnittstyp. Sein hoher Anspruch an seine Arbeit kollidiert jedoch mit dem Desinteresse seines Chefs. Auch...
 
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