Montecristo

Monte Cristo

Originaltitel
The Count of Monte Cristo
Alternativ
Montecristo; Monte Cristo - Der Graf von Monte Christo (Videotitel)
Regie
Kevin Reynolds
Darsteller
Christopher Adamson, JB Blanc, Guy Carleton, Barry Cassin, James Caviezel, Henry Cavill
Kinostart:
Deutschland, am 09.05.2002 bei Constantin Film
Genre
Thriller
Land
Großbritannien, USA
Jahr
2001
FSK
ab 12 Jahren
Länge
131 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Stimmiges Mantel-und-Degen-Abenteuer
Wer kennt nicht die dramatisch-romantische Geschichte des Grafen von Montecristo? Von seinem Nebenbuhler Mondego wird der junge Seemann Dante unschuldig ins Gefängnis bugsiert, damit der Dantes schöne Verlobte Mercedes (Dagmara Dominczyk) aufreissen kann.
Jeder kennt Alexandre Dumas ("Die drei Musketiere") zeitlosen Abenteuerroman, der Ausgang wird also kaum einen Kinogänger überraschen. Deshalb wird bei den meisten Literaturverfilmungen auch ein besonderer Fokus auf Ausstattung und Kinematographie gelegt. Auch Kevin Reynolds' ambitionierter Versuch ist da keine Ausnahme. Produktionsdesigner Mark Geraghty bereiste nicht nur die Hauptdrehorte Malta und Irland, um geeignete Festungen und Häfen zu finden, der ganze Mittelmeerraum wurde nach passenden Locations abgesucht. Schließlich fand sich auf Malta das berüchtigte Chateau d'If. Mondegos Stadthaus hingegen wurde nach dem Vorbild eines imposanten Pariser Palais im Studio nachgebildet.

Das für Hollywoodverhältnisse eher bescheidene Budget von 35 Millionen Dollar sieht man der Ausstattung nicht an. Die Kostüme entsprechen nicht nur bis in die Details der Zeit (1814), der englische Kostümdesigner Tom Rand verstand es auch, die Charakterisierung der Figuren mit entsprechenden Beinkleidern optisch zu unterstreichen. Fernand Montego (Guy Pearce) ist zwar seinem Stand gemäß in teures Tuch gehüllt, es trägt es jedoch seinem Charakter entsprechend nachlässig. Seine Kleidung ist zudem ungepflegt. Dadurch wirkt er fast verwahrlost. Kostüme, Requisiten, die echte wie die im Studio nachgebildete, sehr authentische Architektur, dazu die phantastischen Landschaftsaufnahmen Irlands und Maltas. Dies alles trägt dazu bei, dass der "Graf von Montecristo" ein optisches Meisterwerk geworden ist. Inhaltlich hat Reynolds den Roman für das Drehbuch moderat modernisiert und nur kleinere Änderungen vorgenommen. So ist sein Mondego - im Gegensatz zu Dumas Vorlage - Dante nicht unbekannt. Vielmehr machen ihn die Filmemacher zu seinem besten Freund, wodurch sich sein Verrat moralisch noch verwerflicher darstellt. Das ist unnötig - zielt aber auf das amerikanische Publikum, das seine Helden strahlender und seine Schurken verwerflicher mag als europäische Kinogänger. Dieses Manko wird jedoch wettgemacht durch den erneut sehr vielseitigen James Caviezel ("Der schmale Grat"). Er spielt den jungen, verliebten Edmund mit viel Engagement als weichen, etwas naiven Sympathieträger, der im Laufe der Handlung immer mehr verhärtetet bis er schließlich in der Gestalt eines Grafen von Hass zerfressen seinen jahrelang ausgebrüteten Racheplan ausführt. Auch Guy Pearce überzeugt: Fernand ist niederträchtig, ohne schwarz-weiß überzeichnet zu wirken. Montecristo ist kein filmisches Meisterwerk. Der abenteuerliche Thriller glänzt jedoch mit malerischen Bildern, einer flotten Handlung sowie einer nie ins kitschig gleitenden Ausstattung.
Nicola Turri, Filmreporter.de
2024