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Attentat auf Richard Nixon

Attentat auf Richard Nixon

Originaltitel
The Assassination of Richard Nixon
Regie
Niels Mueller
Darsteller
David Hilliard, Tim Halpin, Sam Ervin, Ryan Else, Johnny Drocco, James Cotner
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA, Mexiko
Jahr
2004
Länge
95 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Eindringliches Drama mit starkem Hauptdarsteller
Samuel J. Bicke (Sean Penn) ist vom Leben enttäuscht. Keiner Aufgabe hält er lange stand und so kündigt er einen Job nach dem anderen. Deshalb verlässt ihn Ehefrau Marie (Naomi Watts) mit den Kindern schließlich. Als Samuel eine neue Stelle als Möbelverkäufer antritt, schöpft er zunächst Hoffnung. Doch auch diese Stelle erscheint dem sensiblen Einzelgänger zu verlogen. Kunden übers Ohr zu hauen, kann er mit seinem Gewissen angeblich nicht vereinbaren, oder ist er einfach dem Druck nicht gewachsen?

Er träumt von einem eigenen Reifenhandel mit seinem Freund Bonny (Don Cheadle). Als die Lage an seinem Arbeitsplatz erneut eskaliert, kündigt Samuel mal wieder. Doch auch seine Geschäftsidee scheitert, da ihm ein Kredit für den Start verwehrt wird. Samuel fühlt sich von allen im Stich gelassen und macht Politik und Gesellschaft für sein Versagen verantwortlich. Um die Welt auf die vermeintlichen Missstände aufmerksam zu machen, plant Samuel ein Attentat auf den obersten Repräsentanten des amerikanischen Volkes, Präsident Richard Nixon...
Sean Penn ist dank seiner Fähigkeit, komplexe Charaktere zu spielen ein begehrter Schauspieler. Namhafte Regisseure besetzen ihn immer wieder für außergewöhnliche Rollen. Penns Hauptrollen in Clint Eastwoods "Mystic River" und Terrence Malicks "Der schmale Grat" sind nur zwei Beispiele seines breiten Spektrums. In "Attentat auf Richard Nixon" schafft es Penn, den ambivalenten Protagonisten in vielen Facetten darzustellen. Der unsichere Blick, die zitternde Stimme und die hängenden Schultern ergeben ein glaubhaftes Bild der Hauptfigur. Diese basiert auf dem historischen Samuel Joseph Byck, der am 22. Februar 1974 ein Flugzeug entführt, um mit diesem einen Anschlag auf den US-Präsidenten Richard Nixon zu verüben. Dieser wird jedoch vereitelt.

Regisseur Niels Mueller nimmt diese Geschichte zum Anlass für ein Drama, das einem Psychogramm gleicht. Der tragische Held ist kein "Taxi Driver", auch wenn er ebenfalls in Gesellschaft und Politik die Verursacher von Verlogenheit und Werteverfall sieht. Ihm fehlt aber dessen physische Präsenz und dessen ehrenhafter Vorsatz, einen Menschen aus unzumutbaren Zuständen zu retten. Vielmehr kompensiert der Protagonist sein persönliches Versagen, indem er alles und jeden außer sich selbst verantwortlich macht. Mit zunehmender Erzähldauer wird dem Zuschauer die psychische Demontage des Protagonisten mit beklemmender Intensität vor Augen geführt. Zu Beginn wird dieser noch mit vollem Elan gezeigt. Später quält die Kamera den Betrachter mit verlangsamten Nahaufnahmen des Gesichts der deprimierten Hauptfigur. Untermalt wird die Story unter anderem von Ludwig van Beethovens Kompositionen. Deren heroischer Klang unterstützt den vermeintlichen Glauben des Einzelgängers, mit seinem geplanten Attentat der Welt einen Gefallen zu tun. "Attentat auf Richard Nixon" ist die gelungene Charakterstudie eines Durchschnittsbürgers, der den Anforderungen der Ellenbogengesellschaft nicht gewachsen ist und daran zerbricht.
Stefan Huhn, Filmreporter.de
2024