Neue Visionen
Der deutsche Freund

Der deutsche Freund

Originaltitel
El amigo alemán
Regie
Jeanine Meerapfel
Darsteller
Javier Mele, María Monteverde, Pablo Cañumil, Santos Lontoya, Santiago Chammas, Pablo Palmeyro
Kinostart:
Deutschland, am 01.11.2012 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 24.01.2014 bei ABC Kino
Genre
Drama
Land
Deutschland, Argentinien
Jahr
2012
FSK
ab 12 Jahren
Länge
104 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Das Drama will den 'Deutschen Herbst' erklären
Buenos Aires in den 1950er Jahren. Sulamit (Celeste Cid) und ihre aus Deutschland emigrierte jüdische Familie haben hier eine neue Heimat gefunden. Zu ihren Nachbarn gehören neben zahlreichen Juden auch deutsche Nazis, die nach dem verlorenen Krieg aus Deutschland nach Argentinien flüchteten. Auch Friedrich (Max Riemelt) gehört mit seiner Familie zu dieser Gruppe. Er wohnt mit seiner Familie direkt Sulamit.

Die beiden verlieben sich ineinander. Als Friedrich herausfindet, dass sein Vater SS-Obersturmbannführer war, bricht er mit seiner Familie und zieht nach Deutschland, wo er sich der Studentenbewegung anschließt. Sulamit folgt ihm wenige Jahre später nach, um enttäuscht festzustellen, dass in Friedrichs Herz neben seinem politischen Engagement kein Platz für die Liebe ist. Doch auch die Beziehung zu einem anderen Mann lässt die junge Frau ihre große Liebe nicht vergessen. Als Friedrich nach Argentinien geht und sich einer Guerillabewegung anschließt, folgt sie ihm abermals.
Jeanine Meerapfels "Der deutsche Freund" beruht auf eigenen Erlebnissen. Als Tochter deutsch-jüdischer Emigranten ist die Regisseurin wie die Protagonistin ihres Dramas in einem Vorort von Buenos Aires aufgewachsen. In ihrer Nachbarschaft lebten viele Nazis, die nach dem Krieg aus Deutschland geflohen waren. Die im Film geschilderten antisemitischen Anfeindungen gegenüber den deutschstämmigen Juden sind ihr daher durchaus vertraut.

Auch die Erlebnisse der Protagonistin in Deutschland in den 1960er Jahren basieren auf einer wahren Begebenheit. 'Die 68er Zeit erlebte ich als Studentin in Ulm und Berlin. Ich traf in dieser Zeit gleichaltrige deutsche Männer, die beinahe fanatisch versuchten, das Bild ihrer Väter zu zerstören. Junge Männer, die sich so sehr schämten für die deutschen Gräueltaten der Nazizeit, dass sie ihren deutschen Pass im Ausland versteckten, oder sich blindlings und rücksichtslos in extremen linkspolitischen Gruppen engagierten', so Meerapfel im Presseheft.

Die Figur Friedrichs ist demnach die filmische Verdichtung einer Generation, die im Angesicht der Schuld ihrer Väter nicht nur den zwanghaften Drang verspürte, sich politisch zu positionieren, sondern ihre Überzeugung auch mit Gewalt durchzusetzen bereit waren. "Der deutsche Freund" versucht eine Erklärung für den 'Deutschen Herbst' zu liefern, indem er einen direkten Zusammenhang zwischen den radikalen sozialen Bewegungen dieser Zeit und dem Nationalsozialismus zieht.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Jeanine Meerapfel verarbeitet in "Der deutsche Freund" eigene Erlebnisse. Wie ihre Protagonistin ist auch sie in einem Vorort von Buenos Aires...
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2024