UIP
Spurwechsel - Changing Lanes

Spurwechsel - Changing Lanes

Originaltitel
Changing Lanes
Regie
Roger Michell
Darsteller
Jonathon Gentry, Jordan Gelber, Jennifer Dundas, Myriam Blanckaert, Deen Badarou, Amanda Peet
Kinostart:
Deutschland, am 07.11.2002 bei United International Pictures (UIP)
Genre
Thriller
Land
USA
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
7,5 (4 User)
Karrierist und Ex-Alkoholiker prallen aufeinander
Ein Karrierist und ein Ex-Alkoholiker prallen zur falschen Zeit am falschen Ort aufeinander. Beide drängeln sich durch dichten Verkehr auf schnellstem Wege zum Gerichtstermin, der Anwalt Banek (Ben Affleck) auf dem Weg zum Karrieresprung, der Familienvater Gibson (Samuel L. Jackson) zu seiner letzten Chance, dem Abgrund zu entgehen. Ein kurzer Spurwechsel an der Ausfahrt und die Bagatelle ist passiert. Banek lässt Gibson wortwörtlich im Regen stehen, mit fahruntüchtigen Auto, ohne Chance den Sorgerechtstermin um seine beiden Kinder wahrzunehmen. Banek erreicht seinen Termin rechtzeitig - nur ohne die alles entscheidenden Akten. Die Mappe hat er nämlich im hektischen Streit mit der von Gibson vertauscht. Anstatt sie einfach wieder zurückzutauschen entfachen Arroganz, Aggression, falscher Stolz und die eigene moralische Unzulänglichkeit einen Kleinkrieg, der zwei Existenzen binnen Tagesfrist ruiniert.
Der Teufelskreis der Abwärtsspirale setzt ein, scheint kaum zu durchbrechen. Die psychologisch austarierte Vendetta bedeutet auch für Roger Michell einen Spurwechsel. Nach der gefälligen Britcomedy "Notting Hill", dreht er jetzt in Hollywood ein Drama, das Psychothriller und Charakterstudie zugleich ist. Hinter dem anbiedernden Gewand aus hippem Blaufilter und modischen Electro-Musik verbirgt sich Kintopp, das weder plumpe Helden noch aufgedonnerte Action braucht. Michell blickt nicht verschämt weg, weder vor der Realität, noch vor der Wahrheit seiner menschlichen Figuren. Ohne Distanz zeichnet er Banek als gedankenlosen kalten Yuppie, Gibson als unbeherrschten Versager. Beide sind zur Reue fähig, das will die Dramaturgie, der man eng und mitfühlend folgt. Trotzdem führt die Auseinandersetzung mit individuellen wie gesellschaftlichen Mängeln an Anstand und Verantwortung nicht zu einer neuerlichen "Christmas Carol", wie die New York Times zynisch bemerkt. Michell und Tolkin gehen subtil vor. Sie führen ihren Plot konsequent nach den Regeln der Kunst zu Ende. Ihr Film ist ein Lehrstück per se: Moral ohne Zeigefinger, Spannung ohne Effekte, Hektik und Lärm. Für den Zugang zum Zuschauer braucht es keine große Gesten.
Thorsten Krüger/Komm & Sieh
UIP
Spurwechsel - Changing Lanes
2024