Paramount Pictures
Ruth Gordon & Bud Cort in "Harold und Maude" ("Harold and Maude", 1971)

Harold und Maude

Originaltitel
Harold and Maude
Regie
Hal Ashby
Darsteller
Ruth Gordon, Bud Cort, Vivian Pickles, Cyril Cusack, Charles Tyner, Ellen Geer
Kinostart:
Deutschland, am 19.04.1974 bei United International Pictures (UIP)
Genre
Komödie
Land
USA
Jahr
1971
FSK
ab 12 Jahren
Länge
91 min.
IMDB
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brillant  10|
9,0 (Filmreporter)
9,0 (1 User)
Hal Ashbys Komödie ist absoluter Kult
Harold kommt aus gutem Hause. Seine Familie gibt ihm Geld, Autos was er will - nur keine Liebe. Seine Mutter versucht ihn sogar mit Frauen zu versorgen. Der depressive Teenager inszeniert einen Selbstmordversuch nach dem anderen - aber keiner nimmt ihn ernst. Eine andere Macke des abgedrehten Jungen ist der Besuch von Beerdigungen. Dort trifft er eines Tages Maude: Maude fährt Motorrad - bevorzugt gestohlene Polizeimotorräder - wohnt in einem Eisenbahnwaggon, steht nackt Modell, trinkt Hafergrastee und besucht wie Harold mit großer Lust Beerdigungen ihr unbekannter Verstorbener.

Biologisch betrachtet ist Maude dem Tod 60 Jahre näher als Harold, tatsächlich sprüht sie vor Leben. Kein Wunder dass sich der wohlstandsgeschädigte Jüngling bald unsterblich in Maude verliebt. Sie versöhnt den depressiven und orientierungslosen Harold mit dem Leben. Sie weiß ihm seinen verloren geglaubten Lebenswillen zurückzugeben. Natürlich bleibt die Beziehung des ungleichen Paares nicht unbemerkt. Als Harold seiner entsetzten Mutter eröffnet die inzwischen 80-Jährige heiraten zu wollen, versucht seine Familie mit allen Mitteln die Verlobten auseinander zu bringen.
Mit dem Cat Stevenss Song "Don't Be Shy" und einem inszenierten Scheinselbstmordversuch begrüßt uns Hal Ashbys unvergessliches "Harold und Maude". Er führt seinen Protagonisten und dessen lieblosem Upperclass-Elternhaus ein und führt uns zu einer Sitzung mit seinem psychotischen Psychiater, bevor wir uns seiner Welt, einem Friedhof zuwenden. Ausgerechnet in der morbiden Umgebung begegnet ihm die überaus agile Alte. Ruth Gordon spielt die lebenslustige Alte mit einem umwerfenden Charme. Ashby gibt die Liebesbeziehung keineswegs der Lächerlichkeit preis, sie ist vielmehr der ernste Kern einer ansonsten durch und durch gelungenen Komödie.

Das Meisterwerk propagiert in jeder Szene die Ideologie der sechziger Jahre - Freiheit, Unabhängigkeit, Individualität und freie Liebe. Dass das romantische Drama ausgerechnet eine Liebesbeziehung zwischen einem 19-jährige und einer 79-jährigen durchaus positiv darstellt, ist aber auch 1971 keineswegs eine Selbstverständlichkeit gewesen. Bud Cort brilliert in der Rolle des depressiven Jugendlichen mit zurückhaltendem Gestus und Mimik und einem ruhigen lakonischem Humor. "Harold und Maude" heitert den Zuschauer auf, ohne in Oberflächlichkeit zu verfallen.
Nicola Turri, Filmreporter.de
Kult pur, Hal Ashbys Komödie ist 100 Prozent Kult!
Paramount Pictures
Harold und Maude
2024