Feuchtgebiete

Hinter der Fassade der unkonventionellen, selbstbewussten und unangepassten jungen Frau schlummert ein Mensch, der sich nach Harmonie und traditionellen Familienwerten sehnt. So anarchisch und umstürzlerisch ist die von David Wnendt ("Kriegerin") inszenierte Komödie denn doch nicht. Das gilt auch für die Vorlage von Charlotte Roche. Der gleichnamige Roman der TV-Moderatorin avancierte 2008 mit über zwei Millionen verkauften Exemplaren zum Bestseller und erregte wegen seiner expliziten Beschreibungen der weiblichen Sexualität deutschlandweit die Gemüter.

Überall, ob im Alltag, in Bildungseinrichtungen oder in medialen Plattformen, wurden die obskuren Erlebnisse und feucht-fröhlichen Phantasien der Protagonistin von "Feuchtgebiete" diskutiert. Uneinig war man sich auch über die Qualität des Romans. Während die einen Roches Buch für eine mutige Zeitdiagnose und ein wahrhaftiges Bild einer emanzipierten Frau hielten, war es für andere provozierende Effekthascherei.

Einig war sich indes die Jury der Internationalen Filmfestspielen in Berlin, als sie Hauptdarstellerin Carla Juri mit dem Shooting Star des Jahres 2013 auszeichnete. In der Begründung hieß es, dass Juri 'echtes Talent' habe, 'Menschen mit Geheimnissen zu porträtieren. Ihr verführerisch romantisches Gesicht verbirgt die faszinierende Fähigkeit, das Publikum zu überraschen, indem sie nie verrät, was ihr Charakter tun wird.'

Nicht zuletzt diese Eigenschaften müssen für die 1986 geborene Schweizerin gesprochen haben, als die Verantwortlichen von "Feuchtgebiete" nach der passenden Besetzung für die Hauptfigur suchten. Zu den Entscheidungsträgern hinter der Komödie gehört auch David Wnendt. Der 1977 in Gelsenkirchen geborene Regisseur hat seinen Durchbruch mit "Kriegerin", dem Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg. Das im rechtsradikalen Milieu angesiedelte Drama wurde von der Kritik sehr gelobt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.