Das weisse Rauschen

Das weiße Rauschen

Originaltitel
Das weiße Rauschen
Regie
Hans Weingartner, Tobias Amann
Darsteller
Daniel Brühl, Anabelle Lachatte, Patrick Joswig, Karl Danguillier, Katharina Schüttler, Ilse Strambowski
Kinostart:
Deutschland, am 31.01.2002 bei X Verleih
Kinostart:
Schweiz, am 23.03.2003 bei Filmcoopi
Kinostart Deutschland
Das weiße Rauschen
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2001
Länge
104 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
5,5 (2 User)
Drama über Tabuthema Schizophrenie
Der etwas schüchterne Lukas (Daniel Brühl) will in Köln das Studium beginnen. Er zieht in die Wohngemeinschaft seiner Schwester Kati (Anabelle Lachatte), die mit Ihrem Freund Jochen (Patrick Joswig) das Stadtleben mit stetem Drogenkonsum genießen. Lukas verehrt seine Schwester zutiefst und stürzt sich mit seiner ganzen Neugier in die neue Umgebung. Es fällt zunächst niemand auf, dass Lukas bald in ein tiefes psychisches Loch fällt. Er kommt mit der harten Stadtatmosphäre nicht klar und beginnt Stimmen zu hören. Nicht einmal das Einschreiben in die Universität oder ein Kinobesuch mit einem Mädchen will ihm gelingen.

Als die Stimmen im Kopf immer lauter werden, stürzt er sich aus dem Fenster. Die nächsten Wochen wird das er in der Psychiatrie von Medikamenten ruhig gestellt. Der Wiedereinstieg in die reale Welt gelingt nicht. Die Medikamente lassen kein Raum für seine persönliche Entwicklung - zu sehr stellen sie seine Emotionen schachmatt. Lukas setzt die Psychopharmaka wieder ab und droht einen weiteren schizophrenen Schub zu erleiden.
Der Weg in die Großstadt ist für Abiturienten oft eine Befreiung der eigenen Art: endlich Party satt, Drogen, Konzerte und eine Subkultur, die wie ein Magnet auf die junge Seele wirkt. Doch aus der Faszination kann auch schnell ein Alptraum werden. Anonymität, Aggressivität und Geschwindigkeiten der Großstadt ist nicht jeder gewachsen.

Hans Weingartner Erstlingswerk "Das weiße Rauschen" verzichtet darauf, die medizinische Seite der Schizophrenie zu beleuchten, bei ihm steht das persönliche Empfinden seiner tragenden Figur Lukas im Vordergrund. Er flicht unaufdringlich die Vorgeschichte seiner Figur ein, ohne dabei zu tief in dessen Intimsphäre einzudringen. Die DV-Kamera sorgt für einen gehörigen Schuss Authentizität. Der Verzicht einfache Erklärungen für die Erkrankungen Lukas zu geben (Drogen, Selbstmord der Mutter etc.) und der offene Schluss lassen genügend Raum für Diskussion und eigene Schlussfolgerungen. Mit Daniel Brühl hat Weingartner einen glaubwürdigen Hauptdarsteller gefunden Auch Anabelle Lachatte in der Rolle der Schwester haucht ihrer Rolle viel Leben ein. Der junge Regisseur verzichtet darauf, eine Krankheitsgeschichte zu erzählen. Mit der Reise Lukas' nach Spanien geht er besonders der Frage nach, wie jeder einzelne mit Außenseitern - psychisch auffällig oder nicht - umgehen kann. Das ist vielleicht der größte Verdienst von "Das weiße Rauschen".
Richard Rendler, Filmreporter.de
2024