SquareOne/Universum
Philomena

Philomena

Originaltitel
Philomena
Regie
Stephen Frears
Darsteller
Shawn Gonzalez, Neve Gachev, Anna Ford, Elise Edwards, Alan Davis, Grant Chism
Kinostart:
Deutschland, am 27.02.2014 bei Universum Film
Kinostart:
Österreich, am 28.02.2014 bei Constantin Film
Kinostart:
Schweiz, am 23.01.2014 bei Pathé Films
Genre
Drama
Land
Großbritannien, USA, Frankreich
Jahr
2013
FSK
ab 6 Jahren
Länge
98 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
3,0 (2 User)
Berührend-amüsantes Drama mit Dame Judi Dench
Irland in den 1950er Jahren. Als Teenager wird Philomena (Sophie Kennedy Clark) ungewollt schwanger, weshalb sie als billige Arbeitskraft in ein Kloster weggesperrt wird. Die Schande soll hier hinter dicken Klostermauern verborgen werden. Der Terrorherrschaft der Ordensschwester ausgesetzt, kann das Mädchen ihren Sohn nach der Geburt nur sporadisch sehen.

Als dieser mit drei Jahren von einer reichen Familie adoptiert wird, bricht der Kontakt ganz ab. Den schmerzlichen Verlust kann Philomena nicht verwinden. Erst als alte Frau (Judi Dench) entscheidet sie sich, ihre Erfahrung der Welt zu offenbaren. Durch Vermittlung ihrer Tochter macht sie die Bekanntschaft des Journalisten Martin Sixsmith (Steve Coogan), mit dessen Hilfe sie sich schließlich auf die Spur ihres Sohnes macht und nach Amerika reist.
Mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Drama "Philomena" hat Altmeister Stephen Frears einen berührenden und zugleich amüsanten Film über die unglückliche Liebe einer Mutter zu ihrem verlorenen Sohn inszeniert. Vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse und Philomenas Suche nach ihrem Sohn rückt der britische Regisseur dabei vor allem die Beziehung zwischen der einfachen Frau und dem abgeklärten Journalisten in den Fokus seines filmischen Interesses.

Die besondere Dynamik dieser Beziehung resultiert aus den unterschiedlichen Charakteren, die Frears und seine Drehbuchautoren Steve Coogan und Jeff Pope klar zu konturieren verstehen. Philomena hat trotz der schrecklichen Verletzungen, die ihr das Terrorsystem innerhalb der Klostermauern zugefügt hat, den Glauben an Gott, die Kirche und den Menschen nie verloren. Trotz ihres Verlustes ist die gläubige Frau bis zuletzt bereit, ihren Peinigern zu vergeben. Das komplette Gegenteil der einfachen Veranlagung Philomenas ist der intellektuell und gesellschaftlich über ihr stehende Sixsmith. Durch seine Erfahrung als Journalist abgestumpft, wird sein Zynismus durch die Begegnung mit dem Schicksal Philomenas zunächst weiter genährt.

Es ist vor allem diese Figur, in der Frears' Kritik gegenüber den erzkonservativen Dogmen der Kirche und ihren fragwürdigen praktischen Auswüchsen zum Ausdruck kommt. Aus der Empörung Sixsmith' spricht die Empörung Frears'. Dennoch sympathisieren Regie und Drehbuch durchaus auch mit Philomena, deren Gutgläubigkeit und Naivität, deren Religiosität und nie verlorenes Vertrauen in die kirchliche Instanz sie mit größtem Respekt begegnen.

So tragisch Philomenas Schicksal auch ist, es ist in der Geschichte des streng katholischen Irlands leider kein Einzelfall. Dessen Verdichtung zur filmischen Erzählung ist alles andere als düster. Frears Entscheidung, Philomenas Erfahrung sowie ihre bange Suche nach ihrem Sohn, in eine konventionelle Buddy-Geschichte zu zwängen, relativiert ihr Unglück. Die komischen Situationen, die durch die Begegnung der gegensätzlichen Charaktere entstehen, und nicht zuletzt die Entwicklungen, welche die Figuren im Verlauf ihrer Erfahrung durchmachen, haben durchaus einen versöhnlichen Charakter.

Neben der feinfühligen Inszenierung Frears und dem nicht weniger undifferenzierten Drehbuch, die jedoch nie den Mainstream verlassen, glänzt "Philomena" vor allem durch seine glänzende Besetzung. Dame Judi Dench in der Rolle einer alten Frau, die ihren Schmerzen um den schrecklichen Verlust, ihrem einfachen gesellschaftlichen Stand und dem Mangel an Bildung eine enorme Charakterstärke sowie grenzenlose Liebe entgegensetzt, wurde zu Recht für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Denchs Darstellung macht Philomena zu einer starken und in Würde gealterten Persönlichkeit.

Auch Coogan bleibt seiner Figur bis zuletzt treu. Journalist Sixsmith mag durch die Begegnung mit Philomena zu einem besseren Menschen geworden sein, seine Verbitterung gegenüber der Kirche, seine Empörung über die Handlungsweise der Ordensschwestern bleibt davon bis zuletzt unberührt. Auch gesteht Frears den Nonnen nicht den Hauch von Reue und Erkenntnisgewinn zu. Hierbei bewahren beide Haltung, sowohl moralisch als auch ästhetisch, was wiederum weit entfernt ist von der Kompromiss- und Versöhnungskultur einer Mainstream-Erzählung.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Philomena (Sophie Kennedy Clark) ist Ordensschwester. Als sie schwanger wird, geben die Nonnen ihr Baby gegen ihren Willen zur Adaption frei....
 
Auf Basis einer wahren Begebenheit hat Stephen Frears ein ebenso berührendes wie amüsantes Drama über Toleranz und Vergebung inszeniert.
SquareOne/Universum
Philomena
2024