Oktober November

"Oktober November" ist ein langsam vorgetragenes Kammerspiel, in dem der österreichische Regisseur Götz Spielmann die Identitätssuche des Menschen verhandelt. Das Thema werde 'anhand einer Geschichte, anhand von Figuren, anhand von Lebensläufen' untersucht, so Spielmann im Presseheft. 'Wer bin ich? Bin ich das, was ich sein will? Warum bin ich so, wie ich bin? Bin ich das, was ich sein kann?' sind die Fragen, um die sein Drama kreist.

Aus diesem Grund ist das Motiv des Todes das Zentrum von "Oktober November". Tod und Unglück führt die Menschen zur Auseinandersetzung mit eigenen Defiziten und zur Suche nach dem 'Grund unseres Daseins', so Spielmann. Vor dem Tod des Vater sind die beiden Schwestern in Lethargie und Trägheit erstarrte Wesen, danach erst geben sie ihrem Leben eine Richtung.

Was die Berliner Schule um Christian Petzold ("Barbara"), Thomas Arslan ("Im Schatten"), Christoph Hochhäusler ("Unter dir die Stadt") Angela Schanelec ("Orly") und Benjamin Heisenberg ("Der Räuber") in Deutschland ist, das repräsentiert Götz Spielmann in Österreich. Thematisch äußert sich diese Verwandtschaft in der Auseinandersetzung mit dem Zustand der heutigen Gesellschaft sowie der Suche des Einzelnen nach dem Platz in der modernen Welt. Formal kennzeichnet auch Spielmanns Filme eine radikale Abkehr von einer klassischen Dramaturgie zugunsten einer freien, lockeren, vor allem langsamen und 'epischen' (Spielmann) Erzählweise.

Den Höhepunkt dieser Ästhetik erreicht der 1961 im österreichischen Wels geborene Filmemacher mit seinem spröden wie beklemmenden Drama "Revanche". "Oktober November" knüpft ästhetisch und thematisch an dieses 2009 für einen Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film nominierte Meisterwerk nahtlos an. Hauptdarstellerin Ursula Strauss ist das Verbindungsglied zwischen beiden Filmen.