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Super-Hypochonder

Super-Hypochonder

Originaltitel
Supercondriaque
Regie
Dany Boon
Darsteller
Gudule, Virginia Anderson, Christelle Delbrouck, Sami Ameziane, Alexandre Carrière, Stéphane De Groodt
Kinostart:
Deutschland, am 10.04.2014 bei Prokino Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 11.04.2014 bei Luna Film
Kinostart:
Schweiz, am 10.04.2014 bei Pathé Films
Genre
Komödie
Land
Frankreich, Belgien
Jahr
2014
FSK
ab 6 Jahren
Länge
107 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://super-hypochonder.de
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Mäßig spaßige Komödie von Newcomer Dany Boon
Für Hypochonder Romain (Dany Boon) ist die Welt ein schrecklicher Ort voller Bazillen und Bakterien, die ihm an den Kragen wollen. Desinfektionsmittel aller Art gehören zur Standardausrüstung des 39-Jährigen, seine Wohnung hat er zu einer Apotheke umgerüstet und seinem Arzt Dimitri (Kad Merad) hat er mit seinen Besuchen in den letzten 18 Jahren reich gemacht. Dem Mediziner ist der Hypochonder seit langem trotzdem ein Dorn im Auge. Spätestens als Romain seine Silvesterparty wegen seiner Ticks sprengt, will er ihn als Patient loswerden. Weder beruflich noch persönlich möchte Dimitri mit dem Irren fortan zu tun haben. Aber wie soll man diesen Parasiten loswerden?

Weil die Krankheit stärker ist als jede Einsicht und Romain nicht so schnell loslässt, fasst der Mediziner einen genialen Plan. Eine Frau muss her! Sie soll sich um den eingebildeten Kranken fortan kümmern. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Jede Frau, die Romain bei Online-Single-Börsen kennenlernt, hält es mit seinen Neurosen nicht lange aus. Da greift Dimitri zum letzten Mittel: der Schocktherapie. Er nimmt Romain zu einem Krankenlager am Rande der Stadt, wo der Hypochonder mit Schmutz, Blut und allerlei Krankheiten konfrontiert und dadurch geheilt werden soll.

Zum Leidwesen Dimitris verliebt sich Romain hier ausgerechnet in seine idealistische Schwester Anna (Alice Pol), die mit der Widerstandsbewegung in ihrer Heimat Tscherkistan sympathisiert. Romain gibt sich als tscherkistanischer Revolutionsführer aus, um Annas Interesse zu gewinnen. Das führt schnell zu internationalen Verwicklungen!!!
Nach "Willkommen bei den Sch'tis", der mit über 20 Millionen Besuchern immer noch der erfolgreichste französische Film ist, kommt mit "Super-Hypochonder" die nächste Komödie des Erfolgsduos Dany Boon und Kad Merad in die Kinos. Erneut hat Boon nicht nur eine Hauptrolle übernommen, sondern wie in "Nichts zu verzollen" erneut Regie geführt. Wie bei den "Sch'tis" ließ er sich erneut von persönlich Erlebnissen inspirieren. Im Presseheft verrät er, dass die Titelfigur nichts anderes als eine ins Extreme übersteigerte Darstellung seiner eigenen Hypochondrie sei. Angefangen mit der übertriebenen Angst vor Krankheitserregern bis hin zur persönlichen Beziehung zum Arzt seien die Motive der Realität entnommen.

'Je ehrlicher und persönlicher die Geschichte ist, desto stärker wirken die komödiantischen Szenen', so Boon, wobei er vom filmischen Ergebnis letztlich Lügen gestraft wird. Anders als bei "Willkommen bei den Sch'tis" hat bei "Super-Hypochonder" die Verquickung von Leben und Film nicht gefruchtet. Mehr noch: Die Komödie scheitert schon in ihrer grundlegendsten Prämisse: dem Humor. Während einige Gags durchaus zünden, läuft Boons Komik zu oft ins Leere oder verliert sich in grobem Klamauk. Hinzu kommen eklatante rhythmische Schwächen, wenn Boon offenbar von ihm bevorzugte Gags unnötig in die Länge zieht und dem Film in diesen Passagen merklich die Luft ausgeht.

Was sich schon bei "Nichts zu verzollen" andeutete, tritt spätestens bei "Super-Hypochonder" überdeutlich zum Vorschein: dass Boons Humor in hohem Maße einem Schema unterliegt. Einmal mehr zeigt sich, wie sehr der Komiker auf das Mittel des Kontrastes setzt. Zehrten "Willkommen bei den Sch'tis" und "Nichts zu verzollen" von den kulturellen Unterschieden zwischen Nord- und Südfrankreich bzw. Frankreich und Belgien, kreisen die Gegensätze in "Super-Sypochonder" vor allem um die Krankheit des Protagonisten. So arbeitet der wohl größte Hypochonder der Welt ausgerechnet als Photograph bei einer medizinischen Enzyklopädie, für die er ansteckende Krankheiten ablichtet. Oder Boon steckt seinen Helden in Situationen, in denen Viren nur so verschleudert werden - etwa auf einer Silvesterparty, bei der das Küssen anlässlich des Jahreswechsels zum guten Ton gehört.

Wenngleich Boon die Hypochondrie in erster Linie zum Zweck der Zuschauer-Erheiterung einsetzt, begegnet er dem Betroffenen stets auf Augenhöhe und ohne sich über ihn lustig zu machen. Andererseits ist er weit davon entfernt, sich auf differenzierte Weise mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Zudem bleiben Subthemen wie das Zeitphänomen Selbstdiagnose via Internet auf der Strecke. Dafür widmet sich Boon eingehend dem Verhältnis zwischen Arzt und Patient, das im Fall der Hypochondrie weit über das Berufliche hinausgeht. Nur geht es Boon auch in diesem Punkt weniger um Problematisierung der Sachlage, als um deren komischen Effekt.

Auch der seltsamste Einfall des Films, die Revolutionsthematik, lässt sich in Boons Humor-Konzept einordnen. Da sich die Krankheit nachteilig auf das Beziehungsleben des Hypochonders auswirkt, ist der Arzt/Freund mit einem simplen Rat zur Stelle: Er soll doch gefälligst etwas entschiedener und maskuliner wirken, dann klappt es schon mit dem anderen Geschlecht. Nun, und was wirkt tatkräftiger und männlicher denn ein mutiger Revolutionär, für den der Kranke plötzlich gehalten wird? Und was ist absurder als der Umstand, als Hypochonder mit dem Daseins eines Revolutionärs konfrontiert zu werden - inklusive Inhaftierung in einem mit Ratten und Bakterien verseuchten Kerker? Eben!

Bleibt noch die Frage, warum es ausgerechnet ein Anführer eines fiktiven Staates namens Tscherkistan sein muss? Wenn man Boons mögliche Umsicht außen vor lässt, dass es heute kaum romantische Revolutionsführer gibt und er keinem Land auf den Schlips treten wollte, zeigt sich darin seine besondere Vorliebe für den Sprachwitz. Im 'Tscherkistanisch' finden sich Sprachfetzen aus dem Polnischen, Russischen, Bulgarischen und anderen osteuropäischen Sprachen, was zum einen als Mischmasch und zum anderen als Sprach-Neuschöpfung witzig sein soll. Wir erinnern uns: Auch "Willkommen bei den Sch'tis' lebte von der besonderen Eigenart einer Sprache. Und weil das Konzept damals einschlug wie eine Bombe, bemüht es Boon erneut. Dass unter dieser Prämisse aus der Handlung des Films nur noch gröbste Kolportage übrig bleibt, nimmt er dabei in Kauf.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Romain (Dany Boon) ist der größte Hypochonder auf Erden. Überall wittert er Krankheitserreger, die ihm an den Kragen wollen. Aber auch sein Arzt...
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