Senator Film Verleih
Victoria

Victoria

Originaltitel
Victoria
Alternativ
My Name Is Victoria
Regie
Sebastian Schipper
Darsteller
Anne Düe, Daniel Fripan, Martin Goeres, Philipp Kubitza, Hans-Ulrich Laux, Nadja Laura Mijthab
Kinostart:
Deutschland, am 11.06.2015 bei Senator Film Verleih
Kinostart:
Österreich, am 26.06.2015 bei Polyfilm
Kinostart:
Schweiz, am 18.06.2015 bei Filmcoopi
Kinostart Deutschland
Victoria
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2014
Länge
138 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
8,0 (2 User)
Spannendes Filmexperiment: Cut? Nein Danke...
Sonne (Frederick Lau) geht mit seinen Kumpels Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff) in einen Club. Dort lernen sie Victoria (Laia Costa) kennen. Victoria zieht mit den Jungs durch die Nacht, trinkt auf einem Hausdach geklautes Bier. Doch dann haben die Jungs noch was zu erledigen. Boxer hat Schulden und muss für einen zwielichtigen Typ eine Privatbank überfallen.
Manchmal kommt man aus dem Kino und weiß nicht mehr, wo oben und unten ist, weil einen der Film so umgehauen hat. Sebastian Schipper dem wir bereits "Absolute Giganten" zu verdanken haben hat etwas gewagt, was vor ihm nur wenige Regisseure erfolgreich geschafft haben: Ein Film ohne Schnitt. Nebenbei erzählt er auch noch eine spannende Geschichte.

Was daran so ungeheuerlich ist, muss man erstmal verstehen. Als die Bilder flimmern lernten, war die Kamera statisch, das heißt, sie wurde an einem bestimmten Punkt aufgestellt und das Geschehen spielte sich vor ihr ab. Wer aus dem Bild lief, war nicht mehr zu sehen, einen Schwenk, mit dem die Kamera den Schauspielern folgen konnte, gab es noch nicht. Und für einen Szenenwechsel musste sie mühsam an einen anderen Ort gebracht werden.

Dann lernten die Kameras laufen, wurden immer beweglicher und flexibler beim Einfangen der Filmbilder. So gelang Michael Ballhaus ein meisterhafter 360 Grad-Schwenk, heute kann das jeder mit seinem Smartphone. Parallel dazu wurde der Filmschnitt zu einem wichtigen stilistischen Mittel des Filmschaffens. Es wurde eine Kontinuität geschaffen, die eigentlich gar nicht vorhanden ist, es war nicht mehr nötig, den Film chronologisch zu drehen, denn man konnte hinterher ja alles so zusammenfügen, wie man es haben will. Die Zuschauer können per Schnitt wunderbar manipuliert werden. Man muss nur an die berühmte Szene aus "Das Schweigen der Lämmer" denken, in der Clarice Starling denkt, den Mörder gefunden zu haben, an seiner vermeintlichen Tür klingelt - wir sehen ihn in der Parallelmontage auch in einem Haus - aber dann macht ein anderer die Tür auf. Bamm!

Das geht nur mit Schnitt. Und genau darauf verzichtet Sebastian Schipper in "Victoria". Er hat seinen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen die digitale Kamera einschalten und am Ende wieder ausschalten lassen. Der musste beim Drehen immer ganz nah am Geschehen bleiben, da die Handflung in Echtzeit gespielt wird. Dafür braucht man Schauspieler, die zweieinhalb Stunden ihre Konzentration aufrecht halten und dabei noch fähig sind, zu improvisieren. Auf ein klassisches, alle Dialoge und Handlungen vorgebendes Drehbuch verzichtet Sebastian Schipper nämlich auch. Natürlich ist ausgearbeitet, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln sollte, aber es gibt keine geschriebenen Dialoge. Was einem bei "24 - Twenty Four" vorgegaukelt wird, ist hier Realität: eine hochspannende Geschichte in Echtzeit gedreht.

Das bringt mich zum nächsten Punkt: Die Schauspieler. Frederick Lau ist sowieso der lässigste Typ, der bei uns rumläuft. Man könnte ihn als modernen Jürgen Vogel bezeichnen. Einfach weil sich beide nicht darum kümmern, wie sie grade aussehen, ob ihnen Rotz aus der Nase läuft oder was auch immer. Außerdem sucht Frederick Lau immer Rollen mit Ecken und Kanten. Das Mädchen wird von der Spanierin Laia Costa gespielt, die ebenso natürlich wie authentisch agiert.

Mir ist immer wichtig, dass ich im Kino glauben kann, was ich sehe. Ich will die Figuren verstehen, insbesondere auf der emotionalen Ebene. Ich will mich nicht darüber ärgern, dass die Dialoge künstlich wirken, was die ganze Geschichte unglaubwürdig macht. Bei "Victoria” glaube ich Frederick Lau und Laia Costa, dass sich Sonne und Victoria ineinander verlieben. Und vor allem nehme ich ihr ab, warum sie sich dafür entscheidet, für die Jungs den Fluchtwagen zu fahren. Denn Sebastian Schipper gibt seinen Figuren und der Handlung genug Zeit, sich zu entwickeln. So macht deutsches Kino Spaß: frisch, originell und handwerklich überzeigend inszeniert. Bravo!
Tatjana Niezel, Filmreporter.de
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2024