Krokodil Distribution
Lenas Klasse

Lenas Klasse

Originaltitel
Klass korrektsii
Regie
Ivan I. Tverdovskiy
Darsteller
Elena Makhova, Olga Roslova, Zhanetta Demikhova, Marina Nikolayeva, Elena Nesterova, Irina Vilkova
Kinostart:
Deutschland, am 28.04.2016 bei Krokodil Distribution
Genre
Drama
Land
Russland, Deutschland
Jahr
2014
FSK
ab 12 Jahren
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Drama über soziale Ausgrenzung in Russland
Lena (Mariya Poezzhaeva) ist 16 Jahre alt und aufgrund ihrer Myopathie-Erkrankung, einer Muskelschwäche, auf den Rollstuhl angewiesen. Nach Jahren des Heimunterrichts freut sich das Mädchen auf die Schule, wo die intelligente junge Frau in die Förderklasse für körperlich und geistig behinderte Schüler eingewiesen wird.

Doch die Schule entpuppt sich für Lena zu einem Hindernisparcours im wahrsten Sinne des Wortes. Immerhin findet das Mädchen in dem an Epilepsie leidenden Anton (Filipp Avdeev) einen hilfsbereiten Mitschüler, der ihr das Leben erleichtert. Der junge Mann holt sie morgens von Zuhause ab und bringt sie nach der Schule wieder zurück. Als Lena in Anton mehr als einen Freund sieht, stößt sie auf einen noch größeren Widerstand. Die Liebe wird argwöhnisch beäugt.
Während in Deutschland die Inklusion ein breit diskutiertes Thema ist und man hier diverse Maßnahmen ergreift, um Kinder mit körperlicher und geistiger Behinderung in die Schulgemeinschaft einzugliedern, befindet sich Russland diesbezüglich noch in einem Entwicklungsstadium mit großem Nachholbedarf. Zu dieser Erkenntnis kommen auch Regisseur Ivan I. Tverdovskiy und die Autorin der Romanvorlage Jekaterina Muraschowa.

Tatsächlich zeigt das Spielfilm-Debüt des WGIK-Absolventen Tverdovskiy, dass es russischen Behörden weniger darum geht, 'Problemkinder' in ein soziales Gefüge zu inkludieren, als sie vielmehr zur Anpassung zu zwingen. Lenas Klasse ist keine Fördereinrichtung, in der den Schülern je nach Bedarf geholfen wird, sie ähnelt vielmehr einer Besserungsanstalt. Wie Straftäter von der Gesellschaft werden die Schüler hier von ihren Mitschülern getrennt und eingesperrt. Hier gilt es für die Betroffenen, sich zu ändern und zu bessern, wenn sie Teil des 'gesunden' Ganzen werden wollen.

Tverdovskiy wollte sich des brisanten Stoffs ursprünglich in Form eines Dokumentarfilms annehmen, entschied sich dann aber für den Spielfilm. Dass "Lenas Klasse" dennoch dokumentarisch anmutet, dafür sorgt neben der beweglichen Handkamera Fedor Struchevs, die den Figuren sehr nah kommt, auch und vor allem das unverkrampfte und intensive Spiel der jungen Darsteller. Der aus Schauspielschülern und Laiendarstellern bestehende Cast hatte viel Raum zu improvisieren, da Tverdovskiy und sein Kodrehbuchautor Dmitrij Lantschichin die Dialoge im Drehbuch nicht ausgearbeitet hatten. Das Ergebnis ist ein ebenso authentisches wie packendes Drama, das für ein Umdenken in der russischen Gesellschaft und Politik im Umgang mit sozial benachteiligten Menschen plädiert.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Krokodil Distribution
Lenas Klasse
2024