Tod auf dem Nil

Der Rest ist bekannt, auch die zweite mit zahlreichen Stars besetzte Adaption eines Romans von Krimi-Königin Agatha Christie durch Kenneth Branagh ist vom Blatt gespielt und folgt der bekannten Handlung. Sie entsteht in einem Londoner Studio, wo der Tempel von Abu Simbel in Originalgröße aus Styropur aufgebaut wird und der Luxusdampfer Karnak durch ein Schwimmbecken schippert. Den für den Bau des Assuan-Staudamms versetzten Tempel an seiner ursprünglichen Stelle am Ufer des Nils zu sehen, ist Teil des optischen Reizes des opulent ausgestatteten Film.

Den entscheidende Unterschied zu seiner ersten Christie-Verfilmung "Mord im Orient Express" setzt Kenneth Branagh selbst mit der eigenen Gestaltung des Poiret. In den Karpaten ist er ein eitler, von sich selbst allzu überzeugter Schnüffler, der sich an seinem eigenen Genie ergötzte. Jetzt nähert Branagh Poiret eher an Kurt Wallander an und gibt ihm damit eine Kontur voller Licht und Schatten. Hercule Poirot ist nun ein einsamer Grübler, der unter den Folgen seiner Verletzungen aus dem 1. Weltkrieg und dem Verlust seiner großen Liebe leidet. Und auch unter seiner brillanten Beobachtungsgabe. Sie ist zwar Grundlage seines Rufs, aber glücklich macht sie ihn nicht.

Die Vielschichtigkeiten der Figur weiter auszuloten, ist reizvoll. Das Drehbuch für den dritten Teil ist bereits fertig. Ob er umgesetzt wird, hängt vom Einspiel des bereits 2019 gedrehten Films ab. Er kommt erst in die Turbulenzen der Übernahme des Studios Twenty Centuy Fox durch den Disney-Konzern und muss anschließend wegen der Corona-Pandemie mehrmals verschoben werden.