Wild Bunch Germany
Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm (2018)

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm

Originaltitel
Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm
Regie
Joachim Lang
Darsteller
Daniela Achtert, Jesse Albert, Peri Baumeister, Christian Bronchart, Henry Buchmann, Marcus Calvin
Kinostart:
Deutschland, am 13.09.2018 bei Wild Bunch
Kinostart:
Österreich, am 14.09.2018 bei Constantin Film
Kinostart:
Schweiz, am 13.12.2018 bei Filmcoopi
Kinostart Deutschland
Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2017
Länge
135 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Bertolt Brecht im Kampf gegen die Filmindistrie
Bertolt Brechts (Lars Eidinger) Theaterstück "Die Dreigroschenoper" ist auf deutschen Bühnen ein sensationeller Erfolg. Kein Wunder, dass auch die Filmindustrie sich auf das Kunstwerk inklusive der musikalischen Untermalung von Kurt Weill stürzt. Die Studiobosse haben aber die Rechnung ohne den eigenwilligen Autor der Vorlage gemacht. Brecht ist kein Fan der Filmkunst. Trotzdem lässt er sich auf das Unternehmen zunächst ein. Er hat eigene Vorstellungen, wie sein geniales Werkt auf die Leinwand zu übertragen ist. Formal radikal und vor allem politisch soll die Adaption werden. Das geht dem Studio und den Filmproduzenten zu weit. Sie sind es gewohnt, Träume unterhaltsam auf Zelluloid fabrizieren. Mit der politischen Aussage der Vorlage können sie nichts anfangen. Bald finden sich Brecht und die Produktionsfirma im Streit um die filmische Umsetzung des Stücks vor Gericht wieder.
Beim Film 'wird damit gerechnet, dass die Schauspieler nicht spielen, und die Zuschauer nicht denken können.' (Bertolt Brecht) 'Rezept für Erfolg im Filmeschreiben: Man muss so gut schreiben, als man kann, und das muss eben schlecht genug sein.' (Brecht) Hollywood ist ein 'Markt, wo Lügen gekauft werden' (Brecht). Es ist ein Dorf, das 'nach den Vorstellungen, die man hierorts vom Himmel hat' entworfen wurde (Brecht). Die Zitate machen deutlich, das Verhältnis des bedeutenden deutschen Theaterautors zur Filmindustrie im Allgemeinen und speziell zu Hollywood, wo Brecht auf der Flucht vor den Nationalsozialisten 1941 landet, ist alles andere als harmonisch.

Es ist ein Verhältnis, das in mehreren konfliktreichen Begegnungen ihren Ursprung hat. Denn Brecht hatte durchaus Ambitionen, in der Filmindustrie Fuß zu fassen - zunächst in Deutschland, dann in Hollywood. Schon Anfang der 1920er Jahre schreibt der Autor in Deutschland mehrere Drehbücher. 1923 entsteht der Kurzfilm "Mysterien eines Frisiersalons" auf Grundlage seiner Textvorlage. Legendär wird seine Zusammenarbeit mit dem Filmstudio Nero-Film AG bei der Verfilmung der "Dreigroschenoper" Anfang der 1930er Jahre, die Joachim A. Lang in "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" frei nacherzählt.

Die Zusammenarbeit endet aufgrund kreativer Differenzen unrühmlich. Brecht überwirft sich mit den Produzenten. Er sieht seinen Einfluss als geistiger Schöpfer im Schwinden. Seine Befürchtung: Die Filmemacher würden seine Idee in eine Ware verwandeln. Die Adaption, bei welcher der bedeutende Regisseur Georg Wilhelm Pabst übrigens Regie führt, droht ihm nicht radikal und vor allem: nicht politisch genug zu werden. Die Folge: Brecht zieht vor Gericht - und verliert. In die Kinos kommt "Die 3 Groschen-Oper" dennoch lange nicht. Das hat aber nichts mit dem Rechtsstreit zu tun. Der Film wird zunächst von regionalen Zensurbehörden in Deutschland abgelehnt und später von den Nationalsozialisten verboten.

Auch in Hollywood macht Brecht keine guten Erfahrungen als Drehbuchautor. Zwar entsteht hier ein Film nach seiner Vorlage. Doch auch bei der Zusammenarbeit mit Fritz Lang, einem anderen großen Regisseur des Weimarer Kinos, beim Nazi-Drama "Auch Henker sterben" kommt es zu Streitigkeiten. Wieder treffen unterschiedliche ästhetische Vorstellungen aufeinander. Brecht will sich nicht damit abfinden, seine künstlerischen Visionen dem finanziellen Kalkül, den dramaturgischen Anforderungen eines Genrefilms aber auch dem künstlerischen Verständnis in der Traumfabrik zu opfern. Dazu der Autor: 'Immer wieder staune ich über die Primitivität des Filmbaus.' Diese 'Technik kommt mit einem erstaunlichen Minimum an Erfindung, Intelligenz und Humor und Interesse aus. Man klettert von Situation zu Situation und setzt beliebig Figuren ein, es wird damit gerechnet, dass die Schauspieler nicht spielen, und die Zuschauer nicht denken können.'
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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