Supertex - Eine Stunde im Paradies

SuperTex - Eine Stunde im Paradies

Originaltitel
SuperTex
Regie
Jan Schütte
Darsteller
Otto Tausig, Victor Loew, Mei Ah, Anna Geislerova, Tracy-Ann Obermann, Maureen Lipman
Kinostart:
Deutschland, am 11.03.2004 bei Solo Film Verleih
Genre
Drama
Land
Deutschland, Niederlande
Jahr
2003
FSK
ab 6 Jahren
Länge
95 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
7,0 (1 User)
Max Breslauer (Stephen Mangan) führt eigentlich ein sorgenfreies, erfülltes Leben. Er ist der Erstgeborene der wohlhabenden jüdischen Familie Breslauer. Mit Freundin Esther (Meital Berdah) kann er sich mit eine Zukunft vorstellen. Alles könnte so weitergehen, wenn nicht ein Gefühl des Zweifels in ihm aufsteigen würde. Sein Vater Simon Breslauer (Jan Decleir) hat als Einziger aus seiner Familie Ghetto und Deportation überlebt und quasi aus dem Nichts die Billigkleidungsfabrik 'Supertex- Eine Stunde im Paradies' erschaffen. Trotz Reichtum und bürgerlichen Lebens in Amsterdam hat der Patriarch seine Herkunft nie vergessen. Er hält an den tradierten jüdischen Traditionen fest. Ganz anders Max, der sich in erster Linie als Holländer fühlt und erst in zweiter Linie als Jude. Mit seinem Vater liegt er permanent im Streit, hauptsächlich wegen der Firma. Als er auch noch herausfindet, dass das Familienoberhaupt eine Affäre mit einer jüngeren Frau hat, ist für ihn der Ausstieg aus der Firma besiegelt. Sein jüngerer Bruder Benjamin (Elliot Levey), genannt Boy, passt sich den Erwartungen der Familie hingegen an. Er verlobt sich mit der Tochter einer reichen jüdischen Familie, gibt sich mit seiner untergeordneten Position als Buchhalter der Firma zufrieden. Als Vater Breslauer nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, die Genesung ist ungewiss, muss sich die ganze Familie umstellen. Max erkennt erst in der Krise, wie sehr er seinem Vater ähnelt, Boy sieht sich erstmals mit der Verantwortung für das große Familienunternehmen konfrontiert.
Die Geschichte von der jüdischen Familie Breslauer aus Amsterdam basiert auf dem gleichnamigen Roman von Leon de Winter. In der Erzählung schildert Max seine Erlebnisse weitgehend in Rückblicken, worauf beim Film verzichtet wurde. Viele kleinere Geschichten, die Leon de Winter in seinem Werk erzählt, wurden weggelassen, um sich auf den Haupterzählstrang zu konzentrieren. Dennoch funktioniert die Adaption von Jan Schütte. Der Regisseur entwickelt das Porträt einer Familie, die sich über ihr eigenes Ich wieder klar werden muss. Mit Präzision legt er sein Augenmerk auf die Emotionen der Protagonisten. Dabei bleibt er nicht an der Oberfläche, sondern dringt tief in die seelischen (Un-)Tiefen seiner Helden ein. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, einer Spur Ironie, schildert er den Vater-Sohn-Konflikt. Dass der Medienwechsel gelingt, liegt nicht zuletzt an den Darstellern. Stephen Mangan überzeugt als Mittdreißiger, der in einer Krise steckt. Auffallend ist Maureen Lipman, die als weibliches Oberhaupt mit Humor und Ironie die Familie zusammenhält. Als der Schriftsteller Leon de Winter die Verfilmung das erste Mal sah, regierte er mit dem Ausuf: "Das ist ein Juwel". Da kann man dem Autor nur beipflichten.
Julia Stoll, Filmreporter.de
Die Geschichte von der jüdischen Familie Breslauer aus Amsterdam basiert auf dem gleichnamigen Roman von Leon de Winter. In der Erzählung schildert...
2024