Alpenrepublik
Platzspitzbaby (2020)

Platzspitzbaby

Meine Mutter, ihre Drogen und ich.
Originaltitel
Platzspitzbaby
Alternativ
Needle Park Baby
Regie
Pierre Monnard
Darsteller
Sarah Spale, Luna Mwezi, Jerry Hoffmann, Anouk Petri, Caspar Kaeser, Jorik Wenger
Kinostart:
Deutschland, am 18.11.2021 bei Alpenrepublik
Kinostart:
Schweiz, am 16.01.2020 bei Ascot Elite Entertainment Group
Genre
Drama
Land
Schweiz
Jahr
2020
FSK
ab 12 Jahren
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Berührender Schweizer Kino-Blockbuster
Mia (Luna Mwezi) steckt in einem Dilemma. Nach der Scheidung ihrer Eltern sieht sie ihren Vater nur noch sporadisch. Sie hat sich entschieden, ihre Mutter Sandrine (Sarah Spale) nicht im Stich zu lassen, die gerade einen Drogenentzug hinter sich hat. Die Schweizer Behörden wollen die Szene rund um den Platzspitz-Park auflösen und schicken die Süchtigen in ihre Heimatgemeinden. Mia und Sandrine werden zurück ins Berner Oberland geschickt.

Die künstlerisch begabte Mia findet in der neuen Umgebung nach einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten neue Freunde. Außerdem flüchtet sie sich in die Beziehung zu ihrem imaginären Buddy Franco (Delio Malär). Ihr Alltag wird zunehmend vom Rückfall ihrer Mutter überschattet. Mia wird erneut zur Koabhängigen. Für ihre Mutter dealt sie und belügt Ärzte und Behörden. Ihr Vater sieht der Abwärtsspirale wütend zu. Ohne Einwilligung der Behörden kann er Mia kein besseres Zuhause geben.
Der berührende Spielfilm zieht in der Schweiz innerhalb weniger Tage 100.000 Zuschauer an und steht lange an der Spitze der Kinocharts. Er entsteht nach der gleichnamigen Autobiographie von Michelle Halbheer, deren Mutter Mitte der 1990er Jahre zur Drogenszene im Zürcher Platzspitzpark gehört. Der 'Needlepark' zieht damals täglich bis zu 3.000 Süchtige aus ganz Europa an. 1995 wird die Szene gewaltsam aufgelöst, das Problem damit aber nur in den privaten Raum verlegt, wie der Film eindringlich verdeutlicht.

Mias Abnabelungsprozess wird ganz aus ihrer Sicht geschildert. Langsam wächst in ihr die Einsicht, dass ihre Mutter nie die Mutter sein wird, die sie sich wünscht. Sie stürzt in ein emotionales Chaos, das sie nur dank ihrer angeborenen Resilienz überwinden kann. Die Unfähigkeit der Mutter, die Finger von den Drogen zu lassen, und Mias innere Widerstandskraft werden dank der beiden herausragenden Schauspielerinnen jederzeit nachvollziehbar. Die junge Luna Mwezi meistert das Auf und Ab im Gefühlsleben des Mädchens meisterhaft. Trotz Prügel und einer total verwahrlosten Wohnung hält Mia zu ihrer Mutter und widersteht trotz vieler Momente totaler Verzweiflung dem Werben des Vaters. Sarah Spale spielt die Mutter als einsame Drogenkranke, die sich nicht unter Kontrolle hat. Mal hängt sie wie ein Zombie ab, dann täuscht sie hektische Fürsorge vor. Bei der kleinsten Unstimmigkeit verwandelt sie sich in eine rasende Furie, die ihre Tochter verprügelt und einschüchtert.

Regisseur Pierre Monnard hätte aus dem Stoff ein düsteres Drama im Stile von Charles Dickens machen können. Er entschied sich für einen leichten Ton für Mias Wechselbad der Gefühle, in dem die Probleme nicht unter den Tisch gefegt werden. Und doch schwingt stets der Optimismus mit, dass Mia die Kraft hat, ihren Weg zu gehen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Mia (Luna Mwezi) steckt in einem Dilemma. Sie will Mamma Sandrine (Sarah Spale) nicht im Stich zu lassen, die hat gerade entzogen.
 
Regisseur Pierre Monnard hätte aus dem Stoff ein düsteres Drama im Stile von Charles Dickens machen können...
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Sarah Spale & Luna Mwezi in "Platzspitzbaby" (2020)
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