NFP marketing & distribution
Sorry We Missed You (2019)

Sorry We Missed You

Originaltitel
Sorry We Missed You
Regie
Ken Loach
Darsteller
Chris Hitchens, Debbie Honeywood, Rhys Stone, Katie Proctor, Ross Brewster, Charlie Richmond
Kinostart:
Deutschland, am 30.01.2020 bei NFP marketing & distribution
Kinostart:
Österreich, am 28.02.2020 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 31.10.2019 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Großbritannien, Frankreich, Belgien
Jahr
2019
FSK
ab 12 Jahren
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
9,0 (Filmreporter)
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Realistisches, warmherziges Drama von Ken Loach
Was ist aus dem Achtstundentag geworden, fragt eine der Rentnerinnen, um die sich Pflegerin Abbie Turner (Debbie Honeywood) täglich kümmert. Sie schwelgt weiter in Erinnerungen an die großen Streiks, die Macht der britischen Gewerkschaften und die Solidarität der Malocher und ihrer Angehörigen Anfang der 1980er.

Doch davon ist wenig geblieben. Die Bedürfnisse der Kundinnen bestimmen die Dauer des Arbeitstags von Abbie. Sie sieht ihre Kinder kaum noch. Rastlos hetzt sie mit dem Bus von einem Termin zum nächsten. Ihr kleines Auto hat die Familie verkauft, damit ihr Mann Richard (Chris Hitchens) den Sprung in die Selbständigkeit wagen kann. Er hat in der Finanzkrise 2008 seinen regulären Job verloren und schlägt sich seitdem als Fahrer durch. Er ist angefixt von der Versuchung, sich einen eigenen Van zu kaufen und auf eigene Rechnung zu fahren.

Doch bald muss der Paketbote erkennen, dass er in ein perfides Abhängigkeitsverhältnis geraten ist. Er hat nur einen Auftraggeber. Die Touren sind eng getaktet, die Kunden erwarten minutengenaue Lieferung - egal ob Richard keinen Parkplatz findet oder im Stau steht. Und wenn er eine Schicht versäumt, werden ihm 100 Pfund abgezogen.

Das Geld wird bei den Turners jeden Monat knapp, obwohl beide rund um die Uhr auf den Beinen sind. Jede kleine Störung des Alltags wird zur Katastrophe, die das Paar und ihre beiden Kinder unter Stress setzt. Doch im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern haben sie keinen Gegner, dem sie die Schuld an ihrer Misere geben können und gegen den sie höhere Löhne durchsetzen könnten. Sie beuten sich selbst aus.
Regie-Altmeister Ken Loach wird seinem Versprechen untreu, sich filmisch Ruhe zu setzen. Das war die richtige Entscheidung und wir sind ihm dafür dankbar. Nach seinem Sozialdrama vergeht einem die Lust, jemals wieder Waren online zu bestellen. Auf Grundlage des brillanten Drehbuches seine langjährigen Partners Paul Laverty schuf er ein überaus realistisches, aber stets warmherziges Drama über Menschen, die zu oft im Schatten stehen. Ohne deren schlecht bezahlte Arbeit die westlichen Gesellschaften aber zusammenbrechen würden.

Loach ist der große, linke Mahner unter Großbritanniens Filmemachern. Er bringt die Tücken der Gig-Ökonomie und die Nachteile der schönen, neuen Arbeitswelt in diesem Familienporträt auf den Punkt. Die neoliberale Ordnung gaukelt Millionen wir den Turners Selbstverwirklichung und Freiheit vor. Sie hat aber vor allem zur Reduzierung von Sozialstandards geführt, welche die Gewerkschaften in den 1960er und 1970er Jahren mühsam erstritten hatten.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
 
Ken Loach ist seinem Versprechen untreu geworden, sich zur Ruhe zu setzen. Dafür sind wir ihm dankbar!
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Sorry We Missed You (2019)
2024