West Side Story

Regisseur Steven Spielberg steht hinter der opulenten Adaption des Musicals, das William Shakespeares tragische Love-Story "Romeo & Julia" an den Big Apple der 1950er Jahre verlegt. Die Musik von Leonard Bernstein sind längst zu Evergreens. 1961 räumt die legendäre Verfilmung von Robert Wise zehn Oscars ab. Rita Moreno gewinnt damals damals den Oscar für ihre Verkörperung von Marias Schwägerin Anita. Sie ist jetzt in der Rolle der Ladenbesitzerin zu sehen, die Tony ermutigt, auszusteigen. Sie steht auch zwischen den Fronten der Testesteron-gesteuerten Männer, die ihre Traditionen und Werte auch in Amerika ausleben.

Spielberg lässt künstlerisch nichts anbrennen. Der Film ist exzellent ausgestattet und choreographiert, die Tanzszenen fügen sich nahtlos ein. Dabei haben sie oft einen unrealistischen Touch, da die Proportionen der vor der Green Screen gefilmten Auftritte zu den Hintergründen nicht stimmig wirken. Der Gesang überzeugt, doch die schauspielerische Besetzung mit Rachel Zegler geht nicht auf. Ihr fehlt das notendige Charisma.

Der Film wird von Spielbergs Stammkameramann Janusz Kamiński brillant in Szene gesetzt. Er unterstützt mit der Farbgebung das Auseinanderfallen der Geschichte in zwei Teile. In der ersten Hälfte, in dem die Auseinandersetzung der Gangs eher spielerischen Charakter auf der Tanzfläche haben, setzt er auf leuchtende Töne. Die zweite Hälfte, in der die Situation eskaliert, wird die Stimmung auch durch die nun vorherrschenden Grautöne düsterer.

Bleibt die Frage, ob die Neuverfilmung mehr ist als ein nostalgischer Blick zurück in die 1950er Jahre. Behutsam setzt Spielberg Akzente zur toxischen Männlichkeit und Familien der Gegenwart. Sie setzen ihre Macht durch. Während die Frauen im Gegensatz zu ihnen im Schmelztigel Amerika angekommen sind und Teil des amerikanischen Traums sein wollen. Er zeigt die Schattenseiten der Herausbildung von Stadtteilen, in denen einzelne Ethnien in der Majorität sind und ihre Traditionen pflegen. Und nicht zuletzt zeigt er die Folgen des Platzens des amerikanischen Traums, der Möglichkeit des sozialen Aufstiegs aus solchen Milieus.