Piffl Medien
Bis dann, mein Sohn (Di jiu tian chang", 2019)

Bis dann, mein Sohn

Originaltitel
Di jiu tian chang
Alternativ
So Long, My Son
Regie
Wang Xiaoshuai
Darsteller
Liya Ai, Jiang Du, Zhao-Yan Guo-Zhang, Jingjing Li, Xi Qi, Jingchun Wang
Kinostart:
Deutschland, am 14.11.2019 bei Piffl Medien
Kinostart:
Österreich, am 02.01.2020 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 10.10.2019 bei trigon-film
Genre
Drama
Land
China
Jahr
2019
FSK
ab 6 Jahren
Länge
180 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
9,0 (1 User)
Gesellschaftskritisches Drama zur Ein-Kind-Politik
Das Schicksal hat die Ehepaare Liu Yaojun (Jingchun Wang) und Wang Liyun (Mei Yong) sowie Li Haiyan (Ai Liya) und Shen Yingming (Xu Cheng) eng aneinander geschmiedet. Ihre Söhne sind am selben Tag geboren, sie sind Freunde und halten zusammen. Bis das Unfassbare geschieht. Beim Spielen an einem Staudamm ertrinkt der Sohn von Liu Yaojun und Wang Liyun. Sein Freund sitzt zitternd am Ufer.

Mit ihrem Adoptivsohn Liu Xing (Singer-Songwriter-Star Wang Yuan) wagen die Eltern des toten Kinds den Neuanfang. Mit einem kleinen Laden für Reparaturen kommen sie mehr schlecht als recht über die Runden, sie hausen in einer miesen Wohnung. Die materiellen Ansprüche ihres aufmüpfigen Sohnes können sie mit ihrem Einkommen nicht erfüllen.

Aber auch an Li Haiyan und Shen Yingming nagt selbst nach Jahrzehnten die Schuld und die Ungewissheit, was damals wirklich geschehen ist. Als bei Li Haiyan ein tödlicher Hirntumor diagnostiziert wird, kehrt das Paar nach Jahrzehnten unterdrückter Gefühle an den Ort der Trauer zurück.
Regisseur Wang Xiaoshuai und Drehbuchautor Mei Ah ("Der Baum der Helden") legen ihren Film als kunstvolles Puzzle verschiedener Handlungsebenen an, in denen das Geschehen am Stausee ebenso langsam entblättert wird wie die Vorgeschichte der beiden Paare und ihr Umgang mit Schuld und Sühne. Gerade Europäern fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten.

Dabei rückt der episch angelegten Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Menschen ins Rampenlicht, die im Schatten des chinesischen Wirtschaftswunders stehen und vom Aufschwung kaum profitierten. Liu Yaojun und Wang Liyun verloren mit dem Sohn auch die soziale Sicherheit, der Adoptivsohn, in China Absicherung für das Alter, wird sie wohl im Stich lassen. Umso schmerzhafter sind für Wang Liyun die Erinnerungen. Auf Grund der Ein-Kind-Politik wurden sie gezwungen, ihr zweites Kind abzutreiben. Die geheim gehaltene Schwangerschaft wurde im Betrieb verpfiffen. Später erhält die mehrfach prämierte Arbeiterin von der Parteizelle eine Auszeichnung für ihren Einsatz für die Familienplanung. Jahre später erhält sie in der Halle ihre Kündigung. In Wang Liyun bleiben nur Zorn und Trauer zurück.

Die grandiosen Hauptdarsteller Jing-chun Wang ("Feuerwerk am helllichten Tage") und Mei Yong ("The Assassin") tragen die Geschichte mit ihrem emotional berührenden Spiel. Sie werden zu zwei aus dem großen Heer der Chinesen, die duldsam alle Auswirkungen der politischen Veränderungen und in ihrem Leben ertragen, das sie bis kaum selbst gestalten können. Allgegenwärtig ist heute wieder die Kontrolle mit vollständiger digitaler Überwachung und Social Profiling.

Konsequent und kongenial ist das Schicksal der beiden Familien mit den politischen und ökonomischen Veränderungen der vergangenen 30 Jahre verbunden. Die Kritik schimmert nur leise durch, trotzdem bleibt erstaunlich, dass es der Film im 70. Jahr der chinesischen Staatsgründung überhaupt auf die Leinwand schaffte. Nichts soll die Feierlichkeiten stören, dafür zogen die Chinesen unter anderem die Premiere des neuen Filmes von Zhang Yimou bei der Berlinale zurück. Bis heute wurde er nicht aufgeführt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Regisseur Wang Xiaoshuai und Drehbuchautor Mei Ah ("Der Baum der Helden") legen ihren Film als kunstvolles Puzzle verschiedener Handlungsebenen an.
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