Der Spion von Nebenan

Die Ruine des 1986 explodierten AKW im ukrainischen Tschernobyl ist ein unwirtlicher Ort, an den sich normale Menschen bis heute nicht ohne Schutzkleidung wagen. Schurken mit iranischen und russischen Namen scheren sich um solcherlei Nebensächlichkeiten wie den Schutz der eigenen Gesundheit nicht. Zu verlockend ist die Aussicht, 10 Kilo reines Plutonium gegen Diamanten zu tauschen. Die Stimmung ist gut, die Beute gecheckt, doch dann sprechen die Waffen. Nur zwei Männer überleben die wilde Schießerei zu 'Kalinka'-Klängen: Der amerikanische CIA-Agent JJ (Ex Wrestler Dave Bautista) und der seit Jahren untergetauchte Oberschurke Carlos (Devere Rogers).

Nach dem Beginn im Bond-Stil wechselt der Film abrupt den Ton. Der Konflikt zwischen den persischen und russischen Interessenten ist vergessen, was wohl auch besser ist, um weitere Fettnäpfchen zu vermeiden. So begrüßen die üblen Gestalten aus Russland ihre Gesprächspartner in der Ukraine mit einem 'Willkommen in Russland'! Später geht es noch nach Berlin - das wie Toronto aussieht. Das spricht für Amerikas Bildungsniveau, in Europa ist das alles andere als lustig.

Denn nun beginnt der komödiantische Teil. Bei seiner überhasteten Flucht aus der Atommüllwüste zappt sich JJ durch die Radiosender und trifft passend auf Nenas "99 Luftballons". Dann ist Schluss mit lustig. Um Carlos dingfest zu machen, wird JJ mit einer eher tristen Mission betraut. Er soll dessen in Chicago lebende Schwägerin Kate (Parisa Fitz-Henley) in der Hoffnung beschatten, dass der Gesuchte irgendwann auftaucht. Zur Seite steht ihm Schreibtischagentin. Bobby (Kristen Schaal). Sie bewundert ihn und hofft, dass er sie in die actionreichen Gefilde des Berufes einführt.

Die beiden stellen sich allerdings so dämlich an, dass ihnen Kates Tochter Sophie schnell auf die Schliche kommt. Die pfiffige Neunjährige erpresst JJ sie auf die Eisbahn und zum Elterntag der Schule zu begleiten. Und auch der Agent und ihre Mutter kommen sich näher, was nicht zum Plan der Mission gehörte. Der Kontakt mit den beiden lässt die harte Schale des muskelbepackten JJ aufplatzen und die weiche Seite erblüht. Sehr zum Ärger seiner Vorgesetzten.

Katharina Dockhorn/Filmreporter.de