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Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (2020)

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Originaltitel
Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Regie
Philipp Kadelbach
Darsteller
Bruno Alexander, Lea Drinda, Michelangelo Fortuzzi, Bruno Alexander, Jana McKinnon, Jeremias Meyer
Kinostart:
Deutschland, bei Amazon Video
Genre
TV-Serie
Land
Deutschland
Jahr
2021
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Serienadaption der gleichnamigen Biographie
Christiane (Jana McKinnon) steht kurz vor dem Realschulabschluss. Sie könnte sogar das Abitur schaffen. Mit ihren Eltern lebt sie im elften Stock eines Westberliner Plattenbaus. Der arbeitslose Vater und die Mutter, die ein Verhältnis mit ihrem Chef hat, befinden sich im Dauerstreit. In der Penne freundet sich das naive Mädchen mit der frühreifen Stella (Lena Urzendowsky) an. Die ist Tochter einer alleinerziehenden Mutter, die gerade eine Entziehungskur hinter sich hat. Sie ziehen durch Berlin und tanzen bis zum Morgengrauen in der angesagten Disco 'Sound' ab. Dort lernen sie Babsi (Lea Drinda) kennen, Tochter aus gutem Zehlendorfer Hause, die vor dem Internat flieht.

Zur Clique gehören auch Benno (Michelangelo Fortuzzi), Axel (Jeremias Meyer) und Michi (Bruno Alexander), die gemeinsam eine WG in einer heruntergekommenen Wohnung bilden. Die wenigen Möbel verschwinden peu à peu, der Erlös geht für Drogen drauf. Die Versuchung, der Tristesse mit einer Pille oder einer Spritze zu entkommen, ist für alle groß. Auf den ersten Schuss, den alle als Befreiung erleben, folgt der Absturz. Entziehungsversuche folgen, aber letztlich landen sie immer wieder am Bahnhof Zoo, dem Drogenumschlagplatz und Kinderstrich des wilden Westberlins Mitte der 1970-er Jahre, wo die schnelle Mark mit Freiern aller Couleur und kleinen Verbrechenscoups wartet.
Mehr als vier Jahrzehnte nach Erscheinen der Erinnerungen von Christiane Felscherinow und dem Film "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", in der die damals 13-jährige Natja Brunckhorst zu Weltruhm gelangte, nimmt sich die Bestsellererprobte Constantin des Stoffes erneut an und packt ihn in eine TV-Serie. Die längst ikonischen musikalische Untermalung von David Bowie, damals Wahlberliner, wird erneut zur Untermalung des Lebens in der Westberliner Halbwelt aus Junkies, Zuhältern und zwielichtigen Gestalten.

Obwohl Christiane im Zentrum steht, folgt die Coming-of-Age-Serie dem Alltag aller Kids sowie der Familien der drei Mädchen. Ihr langsamer Abstieg in den Drogensumpf wird mit seinen Begleiterscheinungen in epischer Breite und vollkommen unaufgeregt erzählt. Immer wieder erleben die Teenager Zurückweisungen und Enttäuschungen durch die Erwachsenen, Stella und Babsi stecken sogar frühe Vergewaltigungserfahrungen weg. Sie werden alle zu unverstandenen Opfern ihrer Umgebung gemacht. Nur einer der Jungen könnte von sich aus die Kraft und Resilienz haben, aus dem Milieu auszusteigen und zumindest einen Teil der einstigen Träume zu verwirklichen.

Das zeichnet sich zu früh ab. Immer wieder kommt es zu Redundanzen, die die Handlung in die Länge ziehen. Dramatische Zuspitzungen fehlen, die Ereignisse fließen wie ein langer, ruhiger Fluss. Nur der Schuss macht das Leben bald ertragbar. Die Sechs spritzen, um in der Nacht abzutanzen, sie spritzen, um die Freier zu ertragen und zu vergessen. Ein Teufelskreis, zu dem auch die ersten Erfahrungen mit Zurückweisungen durch Gleichaltrige beitragen.

Durch die Mühe in der Ausstattung und die Beleuchtung des familiären Hintergrunds, entsteht zumindest ein stimmiges Zeitbild des piefig-spießigen Westberlins, einer untergegangenen Welt, in der Männer in Blaumännern noch an Fräsmaschinen standen und sich die Kleinbürger zum Feierabend in verrauchten Eckkneipen des Kiezes trafen. Und manchmal muss der Berliner auch lachen, etwa wenn das ICC zur längst abgerissenen Deutschland-Halle wird.

Schockieren wie das Original kann die Serie indes nicht. Dazu sind die Szenen der ersten sexuellen Erfahrungen der Jugendlichen mit den Freiern und die negativen Folgen des Drogenkonsums, die Ulli Edel damals in aller Eindringlichkeit zeigte zu zurückgenommen, ja geradezu harmlos, wenn nicht gar verharmlosend.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Serienadaption von Christiane Felscherinows Erinerungen an ihre Zeit als Drogenabhängige Prostituierte.
 
Mehr als vier Jahrzehnte nach dem Erscheinen der Erinnerungen von Christiane Felscherinow Buch nimmt sich Philipp Kadelbach des Stoffes für seine...
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2024