Ich kenn keinen - Allein unter Heteros

Ich kenn keinen - Allein unter Heteros

Alias: Da könnt' i scho' schwach werda!
Originaltitel
Ich kenn keinen - Allein unter Heteros
Regie
Jochen Hick
Kinostart:
Deutschland, am 11.03.2004 bei Salzgeber & Co. Medien
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://ichkennkeinen.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
8,0 (1 User)
Homosexualität erfährt in den letzten Jahren mehr Anerkennung als je zuvor. Schwule Bürgermeister regieren Hauptstädte, die alljährliche Paraden am Christopher Street Day demonstrieren das neue Freiheitsgefühl. Auf dem deutschen Land sieht die Situation aber ganz anders aus. Dort herrscht nicht einmal an der Oberfläche Akzeptanz für den alternativen Lebensstil. Das gilt nicht zuletzt für das beschauliche Schwabenland. Hier leben Schwule und Lesben, die nicht in die Stadt wollten oder den Absprung nicht geschafft haben. Da ist zum Hartmut Alber, 57 Jahre alt, er hat erst 1997 sein Coming-out. Richard ist inzwischen 80, und hat es nie für nötig gehalten, sich seiner Familie gegenüber zu outen. Forstwirt Stefan wartete sieben Jahre, bis er seiner Familie sein Schwulsein erzählte. Er ist am städtischen Leben nicht interessiert, ist der Ansicht, er lebe schon zentral genug. Uwe dagegen macht regelmäßig Ausflüge nach Berlin, kümmert sich um die dörfliche Gemeinde überhaupt nicht. Regisseur Jochen Hick begleitet ihn und die anderen auf ihrer Flucht aus der Enge der Provinz. Die Wege führen nach Thailand, Zürich und Berlin.
Jochen Hick überlässt in seiner Dokumentation nicht allein seinen schwulen Protagonisten das Wort, er lässt auch die heterosexuelle Umwelt ihre Urteile über das Schwulsein aussprechen. Der Regisseur begleitet schwule Männer unterschiedlichen Alters in ihrem Alltag und auf ihrer Flucht vor der provinziellen Enge. Hick nimmt die Protagonisten sehr ernst, wird mit offenen Äußerungen belohnt. Für den Filmemacher steht fast, dass über das Thema Homosexualität ein hoher Aufklärungsbedarf besteht. Laut Hick weiß der durchschnittliche deutsche Fernsehzuschauer mehr über das Liebesleben von Quallen als über das alltägliche Leben von Schwulen. Primär möchte er mit seiner Dokumentation darauf hinweisen, dass eine Gleichberechtigung und Anerkennung noch lange nicht erreicht ist. Auf der Berlinale 2003 reagiert das nicht nur schwule Publikum amüsiert, interessiert und streckenweise mit ungläubigen Staunen. Die Charaktere sind zwar etwas skurril, die Sympathie der Filmemacher ist aber stets spürbar. Sie machen sich nie über die schwulen Landeier lustig, interessieren sich auch für ihre alltägliche Sorgen. Eine rundum gelungene, sehr unterhaltsame Dokumentation.
Julia Stoll, Filmreporter.de
Jochen Hick überlässt in seiner Dokumentation nicht allein seinen schwulen Protagonisten das Wort, er lässt auch die heterosexuelle Umwelt ihre...
2024