42film GmbH, Jan Hromadko
Nationalstraße ("Národní trída", 2019)

Nationalstraße

Frieden ist nur eine Pause zwischen Kriegen
Originaltitel
Národní trída
Alternativ
Nationalstrasse
Regie
Stepan Altrichter
Darsteller
Hynek Cermák, Katerina Janecková, Jan Cina, Václav Neuzil, Jirí Langmajer, Jirí Soch
Kinostart:
Deutschland, am 11.06.2020 bei 42film
Genre
Komödie
Land
Tschechische Republik, Deutschland
Jahr
2019
FSK
ab 16 Jahren
Länge
91 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Tschechisches Sozialdrama von Štěpán Alt
Die Plattenhaussiedlung am Rande von Prag ist ebenso trostlos wie das Märkische Viertel oder Hellersdorf in Berlin. Wer kann, dreht dem sozialen Brennpunkt den Rücken, aber Vandam (Hynek Čermák) ist geblieben. In der Neubauwohnung, wo er seine Kindheit verbracht hat, lebt er noch immer.

Nur die Kneipe Severka sorgt für etwas Abwechslung in seinem Leben. Hier lebt noch die alte böhmische Tradition, die Männer treffen sich zu Bier, Schnaps, Gulasch mit Knödeln und einem Skatspiel. Doch das Refugium ist bedroht. Lucka (Kateřina Janečková) hat mit den Räumen eine Million Kronen Schulden (ca. 36.000 Euro) übernommen. Sie wird unter Druck gesetzt, das Geld sofort zu zahlen oder das Restaurant einem Investor zu überlassen.

Vandam, der ihr seit langem den Hof macht, wittert seine Chance. Er verspricht ihr, das Geld zu besorgen, um seinen Ruf als Macher und Held gerecht zu werden. Nicht umsonst ist sein Nickname an Jean-Claude van Damme angelehnt, der in den 90-er Jahren das Kino als nicht gerade heller Action-Held aufmischte.

Statt Worte lässt auch Vandam bei der Durchsetzung seiner Träume gerne seine Fäuste sprechen. Im Gegensatz zu dem sportlich gestählten Belgier genießt der bullige Prager bei seinen Kumpeln Achtung für sein gesellschaftliches Engagement. Mit einem Fausthieb will er die Samtene Revolution 1989 ausgelöst haben. Diesen Stil und seinen Ruhm hat er kultiviert. Und mit dieser Chupze will er es jetzt wieder den Mächtigen zeigen, zu denen sein Bruder gehört. Er vertritt die 'kleinen Leute' im Parlament, wohnt aber längst in einer modernen Villa auf den Hügeln über der tschechischen Hauptstadt.
Das Drama entstand nach dem gleichnamigen Roman von Jaroslav Rudiš und avancierte in Tschechien zum Publikumshit. Er zeichnet ein genaues Psychogramm der Seele der Menschen, die 1989 auf die Straße gingen, um die kommunistischen Diktatoren zu stürzen. Sie werden dafür in Sonntagsreden anlässlich wiederkehrender Jubiläen gefeiert, sind aber ansonsten längst im politischen und sozialen Abseits gelandet. Sie kämpfen um ihren Stolz und ihre Würde in einer Welt, die ihnen jeden Tag unmissverständlich klar macht, dass sie überflüssig sind. Dieses Gefühl kennen nicht nur Menschen in den postkommunistischen Ländern, an denen die Versprechen der neuen Ordnung vorbei gingen. Auf der ganzen Welt wächst die Kluft zwischen Arm und Reich und haben die Eliten die Probleme der Ärmsten längst aus den Augen verloren.

Gut gedacht und inhaltlich hervorragend herausgearbeitet heißt jedoch nicht unbedingt gut gemacht. Štěpán Altrichter schafft es, differenziert und mit einem liebevollen Blick in das Milieu Vandams einzutauchen, auch wenn der selbst in starren, altmodischen Denkmustern gefangen ist. Die Handlung plätschert ein wenig zäh und vorhersehbar vor sich hin. Vor allem verliert der Film durch die miese Synchronisation. Die Stimme Vandams wirkt künstlich und fremd, sie liegt niemals auf der Persönlichkeit drauf.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Die Plattenhaussiedlung am Rande von Prag ist ebenso trostlos wie das Märkische Viertel oder Hellersdorf in Berlin. Wer kann, dreht dem sozialen...
 
Das Sozialdrama nach dem Roman von Jaroslav Rudiš wurde in Tschechien zum Publikumshit.
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2024