Real Fiction
Born in Evin (2019)

Born in Evin

Originaltitel
Born in Evin
Regie
Maryam Zaree
Darsteller
Maryam Zaree, Chowra Makaremi, Marya Sirous, Soraya Zangbari, Sima Boulanger
Kinostart:
Deutschland, am 17.10.2019 bei Real Fiction
Kinostart:
Österreich, am 21.02.2020 bei Stadtkino Filmverleih
Kinostart Deutschland
Born in Evin
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2019
Länge
96 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Extras: Sprachen: Deutsch/Englisch/Französisch/Farsi
Sehr persönliche Dokumentation über ein Verbrechen
Evin steht für eines der größten Verbrechen des Iran. Zehntausende Oppositionelle werden in den 1980er Jahren in dem 1971 vom Schah errichteten Gefängnis eingekerkert, brutal verhört und hingerichtet. Auch auf Schwangere nehmen die Folterer im Namen des Islam keine Rücksicht. Sie gebären unter inhumanen Bedingungen und werden wenige Stunden nach der Geburt ohne medizinischen Beistand zurück in die überfüllten Zellen gebracht. Die Kinder bleiben oft jahrelang mit Ihren Müttern inhaftiert, einige werden gar Zeugen der Folterungen.
Die deutsche Schauspielerin Maryam Zaree wird in Evin geboren. Sie hat Glück. Wenige Monate nach ihrer Geburt erhalten die Großeltern das Sorgerecht. Als sie zwei Jahre alt ist, kann ihre Mutter mit ihr nach Deutschland ausreisen. Der Vater folgt Jahre später nach.

Die Umstände ihrer Geburt liegen bis heute wie ein Schatten über der Familie. Zarees Mutter hat mit ihr nie über diesen Tag und die folgenden Monate gesprochen. Die Hoffnung der Regiedebütantin, dass ihre Mutter vor der Kamera endlich über die traumatischen Erlebnisse spricht, erfüllt sich bis heute nicht.

Das Schweigen wirft die Konzeption über den Haufen. Zaree sucht Leidensgenossen ihrer Eltern auf, die bereit sind, ihre Erinnerungen zu teilen. Die Erzählungen der wenigen Überlebenden, die vor die Kamera treten, kratzen nur an der Oberfläche. So entsteht das Bild einer Generation, die ebenso reagiert wie viele Überlebende des Holocaust. Sie haben einen Schutzkokon um das Trauma gelegt und fühlen sich schuldig, dass sie im Gegensatz zu Freunden und Verwandten überlebt haben. Ihr Ehrgeiz ist, ihr Leben fortan erfolgreich zu gestalten und ihren Kindern alle Möglichkeiten der Entfaltung zu geben.

Zaree hat zwei Möglichkeiten der Gestaltung. Zum einen die Analyse, das heißt die Vertiefung in historisches Material in den Archiven, um die politischen Ziele ihrer Eltern und die Verbrechen des iranischen Regimes in die Zeitgeschichte einzuordnen. Über die Ideale ihrer Eltern erfährt der Zuschauer aber nichts und historisch beschränkt sie sich auf die notwendigsten Fakten.

Die Regisseurin entscheidet sich stattdessen, die Suche nach Zeitzeugen und sich selbst mit ihren Fragen ins Zentrum Ihrer Dokumentation zu stellen. Sie folgt damit einem Trend im modernen Journalismus und Dokumentarfilm, der für den Betrachter alles andere als erkenntnisreich ist. Wer will bei der Entdeckung der Welt schon ständig den Filmemacher statt die Interviewten und ihre Welt sehen?

Trotz dieser dramaturgischen Unzulänglichkeit, dem daraus erwachsenen Manierismus und den inhaltlichen Schwächen wird der Film mit der Lola für den besten Dokumentarfilm 2020 ausgezeichnet.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Evin steht für eines der größten Verbrechen des Iran.
 
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Born in Evin (2019)
2024