MGM
Psych-Out

Psych-Out

Originaltitel
Psych-Out
Alternativ
Psych Out
Regie
Richard Rush
Darsteller
Madgel Dean, William Gerrity, Bob Kelljan, Gary Kent, Beatriz Monteil, Dave Morick
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Musikfilm, Thriller
Land
USA
Jahr
1968
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
7,0 (2 User)
Summer of Love in San Francisco
Der Summer of Love in San Francisco. Die taube Jenny (Susan Strasberg) sucht ihren Bruder Steve(Bruce Dern), der als eine Art Reserve-Christus für Hippies durch die Stadt streift und sich mit seinem seltsamen Auftreten mehr Feinde als Freunde macht. Weil Steve verschwunden bleibt, schließt sich Jenny einer Hippie-Kommune an. Die Ausreißerin wird herzlich aufgenommen und vor der Polizei beschützt.

Sie verliebt sich in den Gitarristen Stoney (Jack Nicholson), einen Weiberheld, der seine Gefühle für Jenny nicht mit seinem Freiheitsdrang vereinbaren kann. Jenny erlebt die Flower Power von Haight Ashbury inklusive LSD-Trips, psychedelischen Konzerten und freier Liebe. Als ihr Bruder schließlich doch noch auftaucht, geraten die Ereignisse außer Kontrolle. In einer drogengeschwängerten Nacht verlaufen sich die Blumenkinder in ihrem hausgemachten Wahnsinn.
"Psych-Out" ist ein Dokument des Zeitgeistes von 1967. Ein Film, der schon als Kult geboren wurde. Fast schwärmerisch schildert Regisseur Richard Rush das Flower-Power-San-Fransisco der Hippies. Nicholson verkörpert Freiheit und Unabhängigkeit, Strasberg ist die süße Unschuld, das Blumenkind unserer Träume. Und über allem liegt die großartige Musik von Strawberry Alarm Clock und The Seeds. Aber auch vor den Abgründen und Konflikten der Ära wird nicht Halt gemacht. Wir erleben Horror-Trips an den Rand des Wahnsinns, werden Zeugen der Feindseligkeiten der bürgerlichen Umwelt.

Bei all dem bleibt Rushs Perspektive stets derart dem Milieu verhaftet, dass "Psych-Out" heute anmutet wie ein Film von Hippies für Hippies. Dennoch wirken die Figuren, das Setting, die Handlung zu keinem Zeitpunkt authentisch, sondern ganz im Gegenteil künstlich, überzeichnet und grell wie in einer Klamotte. Rush findet keinen geeigneten Erzählrhythmus für seine ohnehin schon schmale Geschichte. Er legt sein Material einmal als filmisches Äquivalent zum Drogen-Trip an, ein andermal setzt er auf die Leichtigkeit der Komödie, nur um sich kurz darauf zu einer kritischen Würdigung der ganzen Ära zu versteigen. Letztlich ist "Psych-Out" in all seinen vergeblichen Versuchen so naiv, dass es fast schon wieder sympathisch ist. Als kulturhistorisches Dokument taugt der Film denn allemal: Er zeigt den Summer of Love sicher nicht wie er war, aber vielleicht wie man ihn sich gedacht hat.
Michael Wopperer/Filmreporter.de
2024