Seit Otar fort ist

Seit Otar fort ist...

Originaltitel
Depuis qu'Otar est parti...
Regie
Julie Bertuccelli
Darsteller
Sasha Sarishvili, Rusudan Bolqvadze, Temur Kalandadze, Dinara Drukarova, Nino Khomasuridze, Esther Gorintin
Kinostart:
Deutschland, am 06.05.2004 bei Movienet Film
Kinostart:
Schweiz, am 10.06.2004 bei Xenix Film
Genre
Drama
Land
Frankreich, Belgien
Jahr
2003
Länge
102 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
8,3 (3 User)
Seit Otar fort ist, leben Großmutter Eka (Esther Gorintin), Mutter Marina (Nino Khomasuridze) und Tochter Ada (Dinara Drukarova) in einem männerfreien Haushalt. Der vergötterte Sohn, beneidete Bruder und geschätzte Onkel meldet sich sporadisch aus Paris - für die drei Frauen im maroden georgischen Tiflis der einzige Blick in die große weite Welt. Sie gehen ganz verschieden mit den Botschaften Otars um: Eka ist stolz auf ihren Sohn, seine Briefe und Anrufe sind ihr Lebenselixier. Marina ist eifersüchtig, weil der Bruder durch seine Abwesenheit nur noch mehr zum Zentrum der mütterlichen Aufmerksamkeit geworden ist. Für Ada ist der Pariser Onkel die Verkörperung des besseren Lebens, das sie sonst nur in Büchern findet, und das zu erstreben sie bislang nicht den Mut hat. Eines Tages erfährt Marina, dass Otar in Frankreich tödlich verunglückt ist. Ada und sie beschließen, die Großmutter von dieser Nachricht zu verschonen und sie im Glauben zu lassen, ihr Sohn sei noch am Leben. Ada schreibt unter seinem Namen Briefe und lässt sich immer neue Ausreden einfallen, weshalb er sich nie persönlich meldet. Lange Zeit scheint die gut gemeinte Lüge zu funktionieren. Bis Eka ihre Tochter und ihre Enkelin eines Tages mit drei Flugtickets nach Paris überrascht.
Regisseurin Julie Bertucelli hat vor "Otar" lange Jahre Dokumentarfilme gedreht - und das sieht man ihrem Spielfilmdebüt in jeder Einstellung an. Sie beobachtet ihre Figuren liebevoll und leichthändig, kommt den Charakteren außerordentlich nahe - und lässt ihnen doch ihr Geheimnis. Es ist tatsächlich so, als hätte sie diese Familie in Georgien gefunden, und gibt nun gerade so viel von ihrem Schicksal preis, wie die drei Frauen zu offenbaren gewillt sind. Die grandiosen Darsteller Esther Gorintin, Nino Khomasuridze und Dinara Drukarova spielen stets auch die unausgesprochenen Vorgeschichten ihrer Figuren mit, ihre vollständigen Persönlichkeiten, die letztlich nie exakt erklärt werden, aber auf spannende und anrührende Weise immer spürbar sind. Bertucellis Kamera bewegt sich geschehensnah und ganz authentisch durch Tiflis und Paris, und gewinnt durch Rhythmus und Farben der zauberhaften Bilder doch eine leichte, schimmernde lyrische Kraft. Der humorvolle Ton des Films ist ganz dem Witz der geistreich gezeichneten Figuren zu verdanken, denen das Erzählen ihrer Geschichte völlig überlassen wird. Julie Bertucelli scheint sich nicht einzumischen in die Vorgänge, scheint nur das abzubilden, was Eka, Marina und Ada von sich zeigen. Gerade durch diese zärtliche Distanz wird jede Facette des Films für den Zuschauer fühlbar. Fern jeder Sentimentalität wird eine berührende, amüsante, herzerwärmende Geschichte erzählt, an deren Ende das Gefühl bleibt, diese Menschen nach einem kurzen Einblick in ihr Leben wieder sich selbst zu überlassen.
Michael Wopperer/Filmreporter.de
Regisseurin Julie Bertucelli hat vor "Otar" lange Jahre Dokumentarfilme gedreht - und das sieht man ihrem Spielfilmdebüt in jeder Einstellung an....
2024