Cinemien
Charlatan (2020)
Charlatan
Originaltitel
Charlatan
Alternativ
Scharlatan
Regie
Darsteller
Kinostart:
Deutschland, am 20.01.2022 bei Cinemien
Kinostart:
Österreich, am 20.01.2022 bei Cinemien
Kinostart:
Schweiz, am 20.01.2022 bei Cinemien
Genre
Historienfilm
Land
Tschechische Republik, Irland, Slowakei, Polen
Jahr
2020
FSK
ab 12 Jahren
Länge
118 min.
IMDB
Homepage
https://cinemien.de/film/charlatan/
|0 katastrophal
brillant 10|
6,0 (Filmreporter)
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Geschichte eines tschechischen Wunderheilers
Jan Mikolášek (Ivan Trojan) ist für viele Tschechen Anfang der 1950er Jahre ein Wunderdoktor. Dabei er keinen Medizin-Abschluss und ging nur bei einer Wunderheilerin namens Josefa Mühlbacherová (Jaroslava Pokorná) in die Schule. Die Kranken stehen stundenlang vor seiner Villa Schlange, um sich von dem Heiler mit Kräutermischungen behandeln zu lassen. Auch die Mächtigen schätzen seine Kunst. Präsident Antonín Zápotocký legt sogar die Versorgung einer alten Wunde aus dem KZ in seine Hände.
Nach Zápotockýs Tod gerät Mikolášek dennoch ins Visier der Geheimpolizei. Den im Sinne Stalins geschulten Bürokraten sind Mikolášeks Behandlungsmethoden ebenso suspekt, wie dessen Lavieren in der Zeit der deutschen Besatzung, als er im Sinne des Hippokratischen Eids auch deutsche Nazis behandelt. Zudem gibt es Gerüchte über eine homosexuelle Liaison zu seinem engen Mitarbeiter František Palko (Juraj Loj). Gegen beide wird mit erfundenen Fakten ein Schauprozess inszeniert.
Nach Zápotockýs Tod gerät Mikolášek dennoch ins Visier der Geheimpolizei. Den im Sinne Stalins geschulten Bürokraten sind Mikolášeks Behandlungsmethoden ebenso suspekt, wie dessen Lavieren in der Zeit der deutschen Besatzung, als er im Sinne des Hippokratischen Eids auch deutsche Nazis behandelt. Zudem gibt es Gerüchte über eine homosexuelle Liaison zu seinem engen Mitarbeiter František Palko (Juraj Loj). Gegen beide wird mit erfundenen Fakten ein Schauprozess inszeniert.
Der Film, für dessen Regie Agnieska Holland für den Europäischen Filmpreis nominiert wird, folgt dem Leben des Wunderheilers Jan Mikolášek von der Kindheit bis zu seinem größten Ruhm. Dabei stützt sie sich auf Mikolášeks Biografie, die kurz vor dessen Tod erscheint.
Die international geschätzte Filmemacherin weigert sich, über Mikolášek zu richten. Sie zeigt ihn als widersprüchlichen Mann, der ein Leben lang um den aufrechten Gang mit sich und anderen ringt. Sie sieht in ihm einen, der nur für seine Passion und Patienten lebt. Ein unpolitischer Charakter, der immer wieder in die Mühlen der Zeitgeschichte gerät. Und nicht zuletzt als Homosexuellen, der seine Neigung nur heimlich ausleben kann. Ivan Trojan füllt diese Eigenschaften mit vielen Zwischentönen aus und spielt zudem dessen Gefühlsschwankungen grandios - auf Momente größten Glücks folgen oft unvermittelt Wutausbrüche.
Holland bleibt mit dem Film ihrer Lieblingsepoche treu. Doch noch nie hat sie einen solch ambivalenten, schwierig einzuordnenden Charakter ins Zentrum der Handlung eines Films gestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den Geschehnissen vor und rund um den Prozess, wobei Holland künstlerisch an amerikanische Gerichtsdramen anknüpft. Nur dass bei dieser Hexenjagd durch ein absolutistisches Regime niemals eine Rettung möglich ist. Über dieses Einzelschicksal wird die bedrückende Atmosphäre in der Ära der großen Schauprozesse in den Ländern des Ostblocks nachvollziehbar. Die Ausstattung und vor allem die farbentsättigten Bilder, die mit schwarzweiß Archivaufnahmen kombiniert sind, tun ein Übriges, um den Zuschauer in Mikolášeks Zeit zu versetzen.
Die international geschätzte Filmemacherin weigert sich, über Mikolášek zu richten. Sie zeigt ihn als widersprüchlichen Mann, der ein Leben lang um den aufrechten Gang mit sich und anderen ringt. Sie sieht in ihm einen, der nur für seine Passion und Patienten lebt. Ein unpolitischer Charakter, der immer wieder in die Mühlen der Zeitgeschichte gerät. Und nicht zuletzt als Homosexuellen, der seine Neigung nur heimlich ausleben kann. Ivan Trojan füllt diese Eigenschaften mit vielen Zwischentönen aus und spielt zudem dessen Gefühlsschwankungen grandios - auf Momente größten Glücks folgen oft unvermittelt Wutausbrüche.
Holland bleibt mit dem Film ihrer Lieblingsepoche treu. Doch noch nie hat sie einen solch ambivalenten, schwierig einzuordnenden Charakter ins Zentrum der Handlung eines Films gestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den Geschehnissen vor und rund um den Prozess, wobei Holland künstlerisch an amerikanische Gerichtsdramen anknüpft. Nur dass bei dieser Hexenjagd durch ein absolutistisches Regime niemals eine Rettung möglich ist. Über dieses Einzelschicksal wird die bedrückende Atmosphäre in der Ära der großen Schauprozesse in den Ländern des Ostblocks nachvollziehbar. Die Ausstattung und vor allem die farbentsättigten Bilder, die mit schwarzweiß Archivaufnahmen kombiniert sind, tun ein Übriges, um den Zuschauer in Mikolášeks Zeit zu versetzen.
Galerie:
Scharlatan: Die Szenenbilder
Agnieska Hollands Biopic beschreibt das Leben des Wunderheilers Jan Mikolášek.
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Charlatan (2020)