Koch Films
Titane (2021)

Titane

Originaltitel
Titane
Regie
Julia Ducournau
Darsteller
Vincent Lindon, Agathe Rousselle, Garance Marillier, Laïs Salameh, Mara Cisse, Marin Judas
Kinostart:
Deutschland, am 07.10.2021 bei Plaion Pictures (Koch Films)
Kinostart:
Schweiz, am 07.10.2021 bei Agora
Genre
Science Fiction
Land
Frankreich, Belgien
Jahr
2021
FSK
ab 16 Jahren
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Innovativ, rätselhaft und intelligent
Alexia (Adèle Guigue) sitzt gelangweilt im Auto und stört ihren Vater. Als der sich umdreht, um sie zurechtzuweisen, verursacht er einen schweren Unfall. Alexia wird eine Titanplatte in den Kopf eingesetzt. Als das Mädchen aus dem Krankenhaus kommt, umarmt sie ein Auto. Die Liebe zum Blech hält an - ein Jahrzehnt später tritt sie (jetzt Newcomerin Agathe Rousselle) bei einer Autoschau als erotische Tänzerin auf und weckt dort die erotischen Träume beider Geschlechter.

Doch jeder weitere Annäherungsversuch an die junge Frau endet stets in einem Gemetzel. Alexia wird in allen Medien als Serienkillerin gesucht. Auf einem Bahnhof schlüpft sie kurzentschlossen in die Haut des seit Jahren vermissten Jungen Adrien. Dessen Vater Vincent (Vincent Lindon) akzeptiert die Wiederkehr des so schmerzlich vermissten Kindes ohne Fragen zu stellen. Die Vater-Sohn-Beziehung könnte funktionieren, wäre da nicht Alexias Schwangerschaft. Es fällt ihr zunehmend schwer, den Bauch vor der Umgebung zu verbergen.
Der zweite Film der jungen französischen Regisseurin Julia Ducournau gewann die Goldene Palme in Cannes 2021, die Jury fällt damit ein kluges und wegweisendes Urteil über eines der innovativsten, rätselhaftesten und intelligentesten Kunstwerke der vergangenen Jahre. "Titane" passt stilistisch in keine der gängigen Genreschubladen, selbst Subgenres wie Body-Horror passen nicht. Ducournau nimmt sich an Gestaltungsmitteln, was sie für das Erzählen ihrer vielschichtigen Geschichte braucht.

Inhaltlich lässt sie dutzende Leerstellen, die der Zuschauer selbst füllen muss. Das beginnt in der Eingangssequenz - warum das störrische Kind Alexia den Vater stört, bleibt völlig offen. Dass sie fortan eine Obsession für Metall und Autos hat, liegt auf der Hand. Dass eine Frau von solcher Beziehung schwanger werden kann, ist im ersten Moment schwer zu schlucken. Aber im Film ist bekanntlich alles möglich. Dass sich Alexia ein besonders PS-starkes Auto für den Sex aussucht, ist dabei eine nette Anspielung auf alte Klischees über das Verhältnis der Größe des Wagens zur Potenz des Mannes.

Aber die Gewaltausbrüche, die mit der Verwandlung in einen Mann abrupt enden, führen dann zum Kern: Der Suche nach der eigenen Identität im Kontext mit dem sozialen Geschlecht und des beginnenden Siegeszuges der KI, die die Grenzen zwischen Mensch und Maschine aufhebt auf der einen Seite. Und die Liebe zwischen Eltern und Kind - in diesem Fall zwischen Vätern und Töchtern bzw. Söhnen und Autos, die den Menschen bis ans Ende prägen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Weiblicher Serienkiller taucht als junger Man unter.
 
Einer der innovativsten, rätselhaftesten und intelligentesten Filmkunstwerke der vergangenen Jahre.
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