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The Tender Bar (2021)

The Tender Bar

Originaltitel
The Tender Bar
Regie
George Clooney, Burak Bayirli
Darsteller
Ben Affleck, Tye Sheridan, Daniel Ranieri, Lily Rabe, Christopher Lloyd, Max Martini
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
2021
Länge
104 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Rassismus mal aus einer anderen Perspektive
"Du schaffst es nach Yale", ermutigt Dorothy Moehringer (Lily Rabe) ihren Sohn J.R. (Daniel Ranieri als jüngeren, Tye Sheridan im fortgeschrittenen Alter), dem die Eliteuni nicht in die Wiege gelegt wird. Nachdem der Vater, ein bekannter New Yorker Radiomoderator, die Familie verlässt und den Unterhalt schuldig bleibt, verlieren J.R. und Dorothy ihr Zuhause am Big Apple. Sie ziehen zurück in die Provinz, nach Manhasset auf Long Island, ins vernachlässigte Haus ihrer Eltern (Sondra James/Christopher Lloyd).

J.R. entdeckt den einzigen Schatz des Hauses, Bücher. Zum Lesen wird der Junge von seiner Mutter und seinem lebenserfahrenen Onkel Charlie (hervorragend: Ben Affleck) ermuntert, der im Ort die Bar 'Dickens' führt. J.R. schafft es tatsächlich mit einem Stipendium in die heiligen Hallen des Wissens, wo er sich unsterblich in seine Kommilitonin Sydney (Briana Middleton) verliebt. Doch die Eltern der in die Oberschicht aufgestiegenen Schwarzen lassen ihn spüren, dass er nicht willkommen ist.
Rassismus macht das Drama nicht zu einer Frage der Hautfarbe, sondern der Klasse. Insofern reißt der Film einen Nebenaspekt der gegenwärtigen Debatte an. Im Zentrum der Handlung steht jedoch das Aufwachsen des 1964 geborenen Journalisten und Schriftstellers J.R. Moehringer, der seine Erinnerungen 2005 in seinem Debütroman "The Tender Bar" zusammenfasst. Durch die Förderung und die Ermutigung seiner Mutter und seines Onkels entwickelte er die Resilienz, um sich seinen Traum zu erfüllen und Schriftsteller zu werden.

Regisseur George Clooney und sein aus Deutschland stammender Kameramann Martin Ruhe arbeiteten bereits das zweite Mal zusammen. Sie tauchen die universelle, oft erzählte Familiengeschichte in einen sepafarbenen Ton, der ästhetisch bislang den 1950er und 1960er Jahre vorbehalten war. Die Entscheidung mag überraschen - andererseits passt sie für die Orte, an denen der Aufbruch der Flower-Power-Hippies vorbeiging und die Zeit still zu stehen scheint.

Solch kleine Dramen verschwinden leider aus dem Kino. Clooney hat es für einen Streamingdienst gedreht. In den USA gibt dieser dem Film mit Blick auf die Oscars zumindest ein kleines Kinofenster. Er setzt dabei natürlich auch auf den Namen George Clooney, der sich nach seiner Kinder-Auszeit in einen wahren Arbeitsrausch hinter der Kamera stürzt. Als Regisseur zeigt er eine neue Seite: Erstmals stellt er nicht eine Ablauf von Ereignissen als Treiber der Handlung ins Zentrum. Er erzählt eine von den Figuren getriebene Geschichte. Dieser Mut hat sich gelohnt. "The Tender Bar" überzeugt als emotional zu Herzen gehende Coming-of-Age-Story.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
"The Tender Bar" überzeugt als emotional zu Herzen gehende Coming-of-Age-Story.
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The Tender Bar (2021)
2024