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Menschliche Dinge ("Les choses humaines", 2021)

Menschliche Dinge

Originaltitel
Les choses humaines
Alternativ
The Accusation
Regie
Yvan Attal
Darsteller
Ben Attal, Suzanne Jouannet, Charlotte Gainsbourg, Mathieu Kassovitz, Pierre Arditi, Audrey Dana
Kinostart:
Deutschland, am 03.11.2022 bei MFA+ Film Distribution
Kinostart:
Schweiz, am 12.05.2022 bei Ascot Elite Entertainment Group
Kinostart Deutschland
Menschliche Dinge
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
2021
Länge
139 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Gerichtsdrama nach K. Tuils gleichnamigem Roman
Vielleicht sind die Seitensprünge von Jean Farel (Pierre Arditi) ja ein Grund für die Trennung von seiner Frau. Geändert hat sich der prominente TV-Moderator dennoch nicht. Der kurze Fick mit einer Praktikantin (Audrey Dana) ist für ihn ganz normal. Seine Ex Claire (Charlotte Gainsbourg) ist eine gefragte feministische Essayistin. Sie lebt mit ihrem neuen Partner Jean (Mathieu Kassovitz) eine Beziehung auf Augenhöhe.

Bei einer Fernsehdiskussion fordert sie die gerechte und harte Bestrafung für Vergewaltiger mit Migrationshintergrund. Ihre Haltung und ihre neue Liebe werden vor eine Belastungsprobe gestellt, als Jeans Tochter Mila (Suzanne Jouannet) Claires Sohn Alexandre (Ben Attal) beschuldigt, sie am Rande einer Fete vergewaltigt zu haben. Der junge Mann mit besten Karriereaussichten muss sich der Anklage stellen.
Das Gerichtsdrama basiert auf dem gleichnamigen, für den Prix Goncourt nominierten Roman von Karine Tuil. Der erscheint 2019 und schildert den Fall Stanford. Student Brock Turner steht 2015 vor Gericht, weil er auf einer Party die betrunkene Kommilitonin Chanel Miller vergewaltigt haben soll. Die Autorin adaptiert mit Regisseur Yvan Attal die Handlung ihres Romans kongenial entlang dem sozialen Gefüge der französischen Gesellschaft.

Der weltgewandte und lebenslustige Alexandre aus der französischen Bourgeoise deutet die Situation völlig konträr als das von ihrer Mutter orthodox-jüdisch erzogene junge Frau, die noch wenig sexuelle Erfahrungen hat. Macht sie sich mitschuldig, weil sie nicht eindeutig 'nein' sagt?

Wo liegt die Grenze zwischen einer Vergewaltigung und gerade noch einvernehmlichem Sex, bei dem unterschiedliche Signale auf Grund unterschiedlicher sozialer Erfahrungen aufeinandertreffen? Attal ist bislang für seine Komödien bekannt. Er nennt die Filme von Sidney Lumet als Vorbild für seinen siebten Film, in dem er das Publikum zum Richter kürt. Dazu werden in dem dramaturgischen klug gebauten Drama die Geschehnisse jener Nacht aus verschiedenen Perspektiven erzählt, der schwierige Prozess der Wahrheitsfindung und die seelischen Belastungen beschrieben. Ganz egal wie es ausgeht, Mila und Alexandre werden Opfer bleiben. Auch für die Eltern ist nichts mehr, wie es vorher war.

Vordergründig steht im Raum, ob der Sex der jungen Leute einvernehmlich verlaufen ist oder nicht. Dahinter steckt auch die Selbstverständlichkeit des kleinen Seitensprungs, der Männern von Frankreichs Oberschicht leger zugestanden wird. Hier arbeitet Attal ein Gleichnis im Handeln von Alexandre und dessen Vater heraus, der inhaltlich stimmig ist, aber doch ein wenig überzogen wirkt. Die Quintessenz kommt dennoch an. Die Zeiten ändern sich, wenn auch langsam.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Das Gerichtsdrama basiert auf dem gleichnamigen Roman.
 
Gerichtsdrama nach dem gleichnamigem Roman von Karine Tuil.
MFA+, Curiosa Films, Jérôme Prébois
Charlotte Gainsbourg & Benjamin Lavernhe in "Menschliche Dinge" ("Les choses humaines", 2021)
2024