Edition Salzgeber
Bettina (2022)

Bettina

Originaltitel
Bettina
Regie
Lutz Pehnert
Darsteller
Bettina Wegner
Kinostart:
Deutschland, am 19.05.2022 bei Salzgeber & Co. Medien
Genre
Dokumentarfilm, Biographie
Land
Deutschland
Jahr
2022
FSK
ab 0 Jahren
Länge
107 min.
IMDB
IMDB
Homepage
https://www.salzgeber.de/bettina
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brillant  10|
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Biopic über die Liedermacherin Bettina Wegner
Heimat ist für Bettina Wegner noch immer der Osten Berlins, wenn sie von Drüben spricht, meint sie den Westen der vormals geteilten Stadt. Hier lebt sie seit den 1980er Jahren. Der Staat, dem sie sich noch verbunden fühlt, drangsaliert sie, verurteilt sie und gibt der Mutter von zwei Kindern letztlich zu verstehen, dass sie in der DDR keine Zukunft hat.
Bettina Wegners bewegtes Leben packt Lutz Pehnert in einen sehenswerten Dokumentarfilm, in dem er ganz auf die Persönlichkeit der Sängerin und deren Stimme vertraut. Chronologisch, unsentimental, oft mit feinem Humor erzählt sie aus ihrem Leben, dem Aufwachsen in Pankow, den Beziehungen zu Thomas Brasch und Klaus Schlesinger, dem Enthusiasmus der Anfänge der DDR-Singebewegung und ihrer Karriere als Sängerin, und nicht zuletzt dem Widerstand gegen den Einmarsch der russischen Truppen in Prag im Jahr 1968 und den Folgen des Protestes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns.

Die Erinnerungen Wegners illustriert der Regisseur mit zahlreichen Fotos aus dem Privatarchiv der Künstlerin und Aufnahmen aus Archiven. Außerdem bindet er die Lesung des Vernehmungsprotokolls der Gerichtsverhandlung gegen Wegner nach ihrer Flugblattaktion 1968 ein, der die Naivität der damals 20-jährigen verdeutlicht. Aufgelockert wird die offene Lebensbeichte durch Probenausschnitte. Wegners Stimme hat sich verändert, sie ist ein wenig tiefer geworden und hat nichts von ihrem Klang eingebüßt.

Die Dokumentation ergänzt die Erinnerungen an die agile Künstlerszene der DDR aus den vergangenen Jahren und den Spielfilm "Lieber Thomas", wo Wegner einfach nur die Bettina ist. Einmal mehr wird die Zerrissenheit ihrer Generation von Intellektuellen in der DDR nachvollziehbar. Sie sympathisieren mit dem Staat, glauben sogar an dessen Idee, verzweifeln aber an der Engstirnigkeit, die Freiräume einengen und zivilen Ungehorsam zum Verbrechen erklärt.

Wegners Stasi-Akte ist dick, sie wird von ihr und im Film eher beiläufig erwähnt. Als Opfer fühlt sie sich nie, sie will es auch heute nicht sein. Ihr selbstbestimmtes Leben lässt sie sich nicht nehmen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Heimat ist für Bettina Wegner der Osten Berlins.
Edition Salzgeber, Lutz Pehnert, Solofilm
Bettina (2022)
2024