Universum Film
The Lady - Ein geteiltes Herz
Liebe unter Beschuss...
Feature: Luc Besson über Aung San Suu Kyi
In Oxford bekommt die Studentin Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) nichts von den politischen Unruhen in ihrer burmesischen Heimat mit. Das ändert sich, als sie ihre kranke Mutter in Rangun besucht. Sie beschließt zu bleiben, um sich für die Demokratisierung ihres Landes einzusetzen. Als ihre Partei einen haushohen Wahlsieg erringt, wird die Wahl vom Militärregime für ungültig erklärt und Aung San Suu Kyi unter Hausarrest gestellt. Luc Besson konzentriert sich in "The Lady - Ein geteiltes Herz" weniger auf die politischen Ereignisse, als dem Schicksal der Ehefrau und Mutter.
erschienen am 5. 02. 2012
Universum Film
Michelle Yeoh und David Thewlis in "The Lady - Ein geteiltes Herz"
Huldigung einer Friedensnobelpreisträgerin
"The Lady" ist der respektvolle Titel, den das Volk von Myanmar der Politikerin Aung San Suu Kyi verliehen hat. Die widmet ihr Leben dem Kampf für Frieden, Freiheit und Demokratie und nimmt dafür viele Jahre Hausarrest in Kauf. Luc Besson ("Das fünfte Element") inszenierte eine filmische Huldigung der Friedensnobelpreisträgerin, wobei er den Fokus weniger auf die politischen Unruhen des früheren Burmas richtet, als vielmehr das persönliche Schicksal der Politikerin.

Ein privater Schicksalsschlag ist es denn auch, mit dem "The Lady - Ein geteiltes Herz" einsetzt. Im Jahr 1947 wird Aung Sans Vater bei einer Kabinettssitzung ermordet. Der Kommandeur der Burma Independence Army (BIA) und Präsident der Anti-Fascist People's Freedom League (AFPFL) war Vorkämpfer für die Unabhängigkeit von Großbritannien. 40 Jahre nach dem Attentat lebt die Tochter mit dem britischen Tibetologen Michael Aris (David Thewlis) und ihren zwei Kindern in Oxford.

Das Leben von Aung San Suu Kyi scheint zunächst nicht auf eine politische Laufbahn zu steuern. Doch dann ereilt sie die Nachricht, dass ihre Mutter in Burma einen Schlaganfall erlitten hat. Hals über Kopf bricht sie in die Hauptstadt Rangun auf, wo sie die Gewaltherrschaft General Ne Wins hautnah zu spüren bekommt. Sie entscheidet sich, in ihrer Heimat zu bleiben und sich für die Demokratisierung des Landes einzusetzen. Als sie mit der National League for Democracy einen beispiellosen Wahlsieg einfährt, erklärt die Militärregierung die Wahl für ungültig und verhängt gegen die Politikerin einen Hausarrest.
Universum Film
Luc Besson am Set von "The Lady - Ein geteiltes Herz"
Persönliches Drama einer Ehefrau und Mutter
Ursprünglich will Luc Besson nur die Produktion des Biopics übernehmen. Der Franzose ist vom Schicksal der Politikerin jedoch so ergriffen, dass er sich dafür entscheidet, selbst Regie zu führen. Dabei interessiert ihn weniger die politischen Zusammenhänge, als vielmehr das persönliche Drama der Ehefrau und Mutter infolge des jahrelangen Hausarrestes. Besson ist vorsichtig genug, um nicht in die üblichen Fallen einer solchen dramaturgischen Prämisse zu tappen. Sicher kann man das Bild, das er von der Militärjunta zeichnet, als verkürzt betrachten. Besson begnügt sich damit, das Regime in bestimmten größeren zeitlichen Abständen den politischen Bestrebungen und privaten Interessen Suu Kyis gegenüberzustellen. Dadurch wird er seinem primären Ziel gerecht, ein Bedrohungsszenario zu etablieren, das Spannung und Mitgefühl für die Protagonistin erzeugt. Einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit ihren Gegenspielern verweigert sich der Regisseur indes. Das als Manko zu bemängeln, würde außer Acht lassen, wie Besson die politischen Verhältnisse in Burma vorgefunden hat, wie er in einem Interview mit Filmreporter.de betont. Die Generäle sind nun mal ein undifferenzierter, Golf spielender Haufen, die ihre politischen Entscheidungen wesentlich vom Aberglauben und den Prophezeiungen von Wahrsagern abhängig machen, so der Regisseur.

Trotz des vereinfachten dialektischen Gestaltungsprinzips verzichtet Besson auf reißerische Actionmomente. "The Lady - Ein geteiltes Herz" ist ein ruhiges, fast bedächtig erzähltes Biopic, das nie den Respekt vor seinem Thema verliert. Auf Gewalt- und Schockmomente verzichtet Besson nahezu, was umso erstaunlicher ist, als image-chocs sein bisherige Werk wesentlich prägen. Einfühlsam ist auch sein Umgang mit der privaten Sphäre Suu Kyis. Anhand der Liebesgeschichte der Politikerin zu dem Wissenschaftler Michael Aris stimmt Besson ein Hohelied auf die wahre Liebe an, ohne dabei zu sentimental zu werden. Zu Hilfe kommt ihm dabei auch die zurückhaltende und stimmungsvolle Musik seines Stammkomponisten Eric Serra.

Für Michelle Yeoh ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Die malaysische Schauspielerin sieht der Politikerin nicht nur verblüffend ähnlich, ihr gelingt auch auf überzeugende Weise, das innere Drama der vom Schicksal gebeutelten Frau zum Ausdruck zu bringen. Mit dieser Rolle ist die Schauspielerin endgültig im Kreis ernstzunehmender Schauspielerinnen aufgekommen. Im Rahmen der Dreharbeiten begegnet Yeoh der Friedensnobelpreisträgerin persönlich. Ein zweiter Besuch wird ihr von der Militärregierung verweigert. Noch vor Fertigstellung von "The Lady - Ein geteiltes Herz" setzt sie das Regime auf die schwarze Liste im Lande unerwünschter Ausländer. David Thewlis überzeugt in der Rolle von Michael Aris. Das nuancierte Spielt des Briten verleiht dem altruistischen, seine Liebe für abstrakte Ideale opfernden Ehemannes eine berührende Würde. Besson ist in seinem Werk auf der Suche nach dem Guten und Erhabenen in einer von Gewalt und Zynismus beherrschten Welt. In der Liebe zwischen Suu Kyi und Aris hat er sie gefunden.
erschienen am 5. Februar 2012
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