Falcom Media Group
Du hast es versprochen
Vergangenheit im Nacken
Feature: Es bleibt ein Versuch...
Eine Frau reist mit ihrer Freundin und ihrem Sohn an den Ort ihrer Kindheit, wo sie mit ihrer dunklen Vergangenheit konfrontiert wird. Etwas Unheimliches geht im Dorf vor und das hat offenbar mit einer großen Schuld der Frauen zu tun. In "Du hast es versprochen" versucht sich Kinodebütantin Alex Schmidt an einem Psycho-Horror-Thriller. Leider scheitert das aufwendige Projekt an mangelnder Originalität und dramaturgischen Schwächen.
erschienen am 23. 11. 2012
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Verloren im Nebel in "Du hast es versprochen"
Fundus des Grauens
Dass "Du hast es versprochen" in der Vergangenheit ansetzt, machen die ersten Bildern klar. Auch die Genre-Zuordnung des Kinodebüts von Alex Schmidt wird schnell deutlich. Ein zwielichtiger, nebelverhangener Wald ist nicht nur in der Schauerromantik ein beliebtes Motiv, um die Grenze zwischen Realem und Irrealem, zwischen Physischem und Metaphysischem durchlässig zu machen und das Geheimnisvolle, das Unerklärliche und Übernatürliche anzukündigen. Auch in den filmischen Ausdruckskanon hat das Motiv längst Einzug gehalten. Aus dem Horror-Genre lassen sich dafür etliche Beispiele heranziehen.

Aus diesem Fundus hat sich auch Schmidt reichlich bedient, um ihrem Horror-Psycho-Thriller Kontur zu verleihen. Das ist letztlich das Hauptmanko dieses Versuchs, mit einer deutschen Produktion an das internationale Genre-Kino aufzuschließen: die Regisseurin macht reichlich Gebrauch, bedient sich an Konventionen, wird Erwartungen gerecht, ohne sich von Mustern und ausgetretenen Pfaden zu lösen. So überraschend sich "Du hast es versprochen" auf der Ebene des Plots geben mag - es gelingt Schmidt, ihre Geschichte am Ende auf den Kopf zu stellen - so wenig inspiriert ist die filmische Umsetzung.
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Du hast es versprochen
Gefangen in der dunklen Höhle
Zurück zum Anfang. Zwei Mädchen sind da im unheimlichen, schicksalsschwangeren Wald zu sehen. Geradewegs auf eine dunkle Höhle steuern sie zu. Dorthin, wo laut einer alten Geschichte einst ein Mädchen eingesperrt wurde und deren Ruf man noch heute vernehmen kann. Denjenigen aber, der es von seinem Leiden befreit, soll das gleiche Schicksal ereilen.

Auch wenn die Erzählung bald zur Gegenwart wechselt, wird sie immer wieder Bilder aus der Vergangenheit in die Handlung einstreuen. Das hat dramaturgische Gründe, da dadurch nicht nur die Bedingtheit der beiden Zeitebenen gezeigt wird, sondern der Film insgesamt dramaturgisch aufgelockert werden soll. Doch auch die erzählerische Heterogenität kann dem allzu träge geratenen Film nicht das nötige Tempo verleihen. Da Schmidt zu oft zur Rückblende greift, werden diese bald redundant und bewirken, was sie eigentlich verhindern wollten: die Ermattung des Zuschauers.
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"Du hast es versprochen" bedient nur bekannte Genremuster
Zurück in die Vergangenheit
Und so geht "Du hast es versprochen" die Puste aus, bevor er richtig in Fahrt kommt. Zudem wird verkompliziert, was auch einfacher gegangen wäre. Die Mädchen haben sich mit der Zeit aus den Augen verloren. Das reicht uns die Erzählung nach, ohne dass wir es sehen. Was wir sehen ist dass sie sich nach Jahren wiedertreffen - im Krankenhaus. Dort arbeitet Hanna (Mina Tander) als Ärztin, Clarissa (Laura de Boer) wird hingegen als Patientin eingeliefert, nachdem sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Die beiden erneuern ihre Freundschaft und beschließen um der alten Zeit willen und weil Hanna in einer Ehekrise steckt, einen Ausflug zu machen. Ihren Frieden kann Hanna auch am Ort ihrer Kindheit nicht finden. Ganz im Gegenteil, schon bald wird sie von bösen Erinnerungen heimgesucht. Erinnerungen an ein Mädchen, mit dem sie und Clarissa als Kind gespielt haben und das eines Tages verschwunden ist. Hanna ahnt Böses. Hat sie etwas mit dem Verschwinden ihrer Freundin zu tun?

Die Sehnsucht des deutschen Kinos nach handwerklich professionellem Erzählkino ist offenbar so groß, dass sich seine Macher offenbar damit zufrieden geben, auf Kosten der künstlerischen Originalität der Norm zu gerecht zu werden. Und so reiht sich auch "Du hast es versprochen" ein Allgemeinplatz des Genres an das andere: Der Zuschauer wird mit Schockmomenten überschüttet, die irgendwann ermüden, statt zu erschrecken. Natürlich dürfen auch die Standardmotive nicht fehlen: Nebel, dunkle Wälder, verlassene Ortschaften schüren das Unheimliche; es gibt reichlich dunkle Keller zu sehen, steile Treppen, mysteriöse Gestalten hinter beschlagenen Fenstern, die immer dann verschwinden, wenn die bedrohte Figur hinschaut.

Dass der Film nicht gänzlich auf der Stelle tritt, liegt sympathischer Weise daran, dass Schmidt es versteht, die Handlung voranzutreiben und immer wieder Spannungsbögen in deren Entwicklung einzubauen. Der Zuschauer bleibt lange über die Hintergründe der Geschichte im Unklaren. Nur gelegentlich streut die Regisseurin Hinweise über die eigentliche Identität der rätselhaften Figuren sowie die Hintergründe der Geschichte in die Handlung. Etwa wenn Clarissas morbides Verhalten am Strand Hintergründiges unter der vorgegebenen Fassade erkennen lässt. Auch die Identität der dritten Freundin sowie die angedeutete schuldhafte Verstrickung Hannas in ihr Schicksal, die allmählich entrollt wird, üben auf den Zuschauer eine soghafte Wirkung aus.
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Szene aus "Du hast es versprochen"
Das Knäuel wird entwirrt
Leider bleibt es nicht beim behutsamen Spannungsaufbau. Stattdessen verstrickt sich die überforderte Erzählung und schafft es letztlich nicht, das Knäuel an inhaltlichen Informationen aufzulösen. So wird am Ende nachgereicht, was nicht hinreichend dargestellt werden konnte, wenn wie in einer klassischen Detektivgeschichte Hintergründe des Geschehens, Motive der Täter und die Folgen für die Opfer von den Figuren nacherzählt werden. Hier verkommt der Film nicht nur wieder zu einem erzählerischen Nachdruck, sondern offenbart auch erhebliche dramaturgische Schwächen. So ist "Du hast es versprochen" nicht einmal, was er vorhatte zu sein: ein wenn schon nicht originärer, so doch wenigstens handwerklich solider Genrefilm.
erschienen am 23. November 2012
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