Ascot Elite
Gegensätze ziehen sich an: Jared Leto und Matthew McConaughey
Dallas Buyers Club
Feature: Matthew McConaughey im Kampf mit der FDA
Matthew McConaughey und Jared Leto haben für ihre Darstellung der AIDS-kranken Ron Woodroof und Rayon in "Dallas Buyers Club" bereits einen Golden Globe erhalten. Das auf wahren Begebenheiten beruhende Drama von Jean-Marc Vallée besticht durch seine spannend erzählte Geschichte, die ohne Sentimentalität auskommt.
erschienen am 3. 02. 2014
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Schmuggelt Arneien in die USA: Jared Leto in "Dallas Buyers Club"
Weiberheld mit Schwulenseuche
Ron Woodroof (Matthew McConaughey) ist kein netter Typ. Er ist ein großmäuliger Weiberheld mit einer großen Portion kriminellen Energie. Sein Leben, das nur auf den Augenblick fokussiert, wird gehörig aus der Bahn geworfen. Als Ron erfährt, dass er HIV positiv ist, ist die Krankheit AIDS bereits ausgebrochen und seine Ärzte Dr. Sevard (Denis O'Hare) und Dr. Eve Saks (Jennifer Garner) geben ihm noch 30 Tage zu leben. Wir schreiben das Jahr 1985. Von AIDS hat man zwar schon gehört, doch ist die Immunsystemerkrankung als Schwulenkrankheit verschrien. Woodroof - der als echter Texaner natürlich extrem homophob ist - kann nicht glauben, dass ausgerechnet er sich damit infiziert haben soll.

Die Ärzte in Woodroofs Klinik haben wenig Erfahrung mit der Behandlung von HIV-Patienten. Zu einer jüngst gestarteten Studie mit AZT wird Woodroof nicht zugelassen. So besorgt er sich das Medikament illegal. Die Nebenwirkungen sind immens. Schließlich erhält er den Tipp, in einem mexikanischen Krankenhaus Hilfe zu suchen. Dort erklärt ihm Dr. Vass (Griffin Dunne), dass AZT die Zellen extrem schädige und versorgt ihn stattdessen mit Medikamenten und Proteinpräparaten, die in den USA nicht zugelassen sind.

Auch wenn der Cocktail HI-Virus nicht heilen kann, gelingt es zumindest, die Symptome der AIDS-Erkrankung zu lindern. Zunächst aus egoistischen Motiven beginnt Woodroof, die Medikamente in die USA zu schmuggeln und dort mit Hilfe der transsexuellen Rayon (Jared Leto) an andere AIDS-Patienten zu verkaufen. Als die Nachfrage immer größer wird, gründet Woodroof den Dallas Buyers Club. Doch die für die Zulassung von Lebensmitteln und Medikamenten zuständige Behörde FDA und die um ihre Profite besorgte Pharmaindustrie sind ihm bereits auf den Fersen.
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Matthew McConaughey in "Dallas Buyers Club"
Voller Einsatz von Matthew McConaughey und Jared Leto
Matthew McConaughey und Jared Leto haben sich für ihre Rollen bis auf die Knochen herunter gehungert. Ihr körperliches Engagement ist es nicht allein, wieso beide für ihre darstellerische Leistung mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurden. Sie verschmelzen mit ihren Figuren, verschwinden beinahe hinter ihren Rollen. Nichts erinnert an den Schönling McConaughey, der noch vor kurzem einen muskulösen Stripper in "Magic Mike" spielte. Er bewegt sich anders, er spricht anders, er ist ein anderer Mensch. Ebenso Leto, der in der Rolle der Rayon eine ausgeprägte feminine Seite offenbart.

Zwischen Woodroof, der durch das Bekanntwerden seiner Erkrankung unerwartet zum Außenseiter wird, und Rayon entsteht mit der Zeit eine echte Freundschaft. Das zu zeigen, gelingt Regisseur Jean-Marc Vallée gänzlich Klischeefrei, obwohl am Anfang alles dagegen spricht. Denn Woodroof, ein texanischer Rodeo-Cowboy, könnte homophober nicht sein.

"Dallas Buyers Club" ist nicht nur die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines Mannes, der sein Leben noch einmal in die Hand nimmt, sondern auch die Geschichte des Kampfes gegen eine Krankheit und gegen das amerikanische Gesundheitssystem. Die FDA - die amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde - scheint nur ein Handlanger der Pharmaindustrie zu sein. Wenn entsprechende Gelder fließen, werden entsprechende Medikamente zugelassen, auf Nebenwirkungen oder Wirksamkeit kommt es dabei nicht so an. Ebenso werden Mittel, die bestimmten Interessen der Pharmaindustrie entgegenstehen, nicht zugelassen. Produzentin Robbie Brenner erklärt in den Pressematerialien zum Film: "Die FDA war und ist eine notwendige Regulierungsbehörde, weil sie Lebensmittel und Medikamente prüft, bevor sie in unsere Körper gelangen können. Doch oft geht es dabei um die Interessen von Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen, weshalb die Grenzen zwischen Macht und Machtmissbrauch schnell verschwimmen können."
erschienen am 3. Februar 2014
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Der bis dahin weithin unbekannte kanadische Regisseur Jean-Marc Vallée wird mit seinem Aufsehen erregenden Drama "Dallas Buyers Club" schlagartig bekannt. Nachdem er seine beide Darsteller Matthew McConaughey und Jared Leto zu Der große Trip - Wild", als ausgesprochener Schauspieler-Regisseur. Reese Witherspoon die zweite Nominierung für den begehrtesten Filmpreis Hollywoods. Mit "Demolition - Lieben und Leben" nimmt sich der Regisseur nach seinem hochgelobten Drama "Café de Flore" mit..
Regisseur Jean-Marc Vallée thematisiert die schwierige Situation von HIV-Infizierten in den USA der 1980er Jahre. Medikamentenmangel und monetäre Interessen bestimmen die Szenerie. Dabei kann Valée auf die hochklassigen Schauspielleistungen von Matthew McConaughey und Jared Leto zurückgreifen. Herausgekommen ist eine Inszenierung, die den Zuschauer von der ersten Minute fesselt und unter die Haut geht.
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