Warner Bros.
A History of Violence
Kampf mit dem eigenen Ich
Feature: Wie gut kennst du dich?
Der Kanadier David Cronenberg beschreibt Gewalttätigkeit als nüchternes und brutales Bild der Realität, vor dem sich niemanden verstecken kann. Dafür benutzt er keine der beliebten Zeitlupentänze oder bis zur Unnatürlichkeit durch choreographierte Szenen, die Hollywood so gerne fabriziert. Ihm geht es um die menschliche Natur, um gesellschaftliche Integration und Liebe zur Familie. "A History of Violence" - eine Geschichte der Gewalt.
erschienen am 16. 10. 2005
Warner Bros. Pictures
Machen schwere Zeiten durch: die Stalls (Viggo Mortensen, Maria Bello)
Wer kann von sich sagen, er sei durch und durch ein guter Mensch? Viele führen - wenn auch für Außenstehende verborgen - harte innere Kämpfe mit sich selbst. Jeder kennt negative Gefühle, die plötzlich ungeahnte Gefühle und Kräfte freisetzen. So ergeht es auch Tom Stall (Viggo Mortensen). Der freundliche, friedliebende und fürsorgliche Familienvater wird in seinem Cafe von zwei brutalen Killern angegriffen. Als diese seine Freunde und Gäste bedrohen, reagiert er intuitiv. In Notwehr erschießt die Lumpen. Von da an wird er in der beschaulich, idyllischen Kleinstadt Millbrook/Indiana als Held gefeiert. Landesweit berichten die Medien von dem Vorfall.

Doch erst hier beginnt es für Regisseur David Cronenberg, bekannt durch "Spiders", "Existenz" und "Die Fliege", interessant zu werden. Denn Familie Stall, die bislang ganz besinnlich den "American Dream" lebt, muss sich ganz neuen Herausforderungen stellen. Jede Figur macht fortan Veränderungen durch. Damit nicht genug: Weitere Fremde tauchen auf. Einer von ihnen, Narbengesicht Carl Fogarty (Ed Harris) behauptet, in Tom einen gewissen Joey Cusack wieder zu erkennen. Mit dem habe er noch eine alte Rechnung zu begleichen. Klingt vielleicht ein wenig nach Mainstream, doch Cronenberg hat seine Hand im Spiel. Aus John Wagners und Vince Lockes Comic-Roman "A History of Violence" schuf er mit Autor Josh Olson ein Werk das ständig neue Fragen aufwirft. Was ist Identität? Ist sie durch die eigene Vergangenheit manifestiert, oder der Gegenwart? Was macht eine Familie aus? Zusammenhalt, Vertrauen und Offenheit? Wie viel Veränderung verträgt der Mensch?
Warner Bros. Pictures
Regisseur David Cronenberg am Set
Vor allem Olson interessiert sich dafür, was "passiert, wenn ein normales, glückliches Familienleben durch Gewalt aus den Angeln gehoben wird". Dabei wird schon in der Eingangssequenz deutlich, dass Gewalt per Definition kalt und Gnadenlos ist. Sie tritt abrupt und ohne Ankündigung auf. Dabei stehen die gewalttätigen Szenen nie im Brennpunkt der Handlung, Cronenberg zelebriert oder verherrlicht sie in keiner Weise. Er vermeidet sogar die bekannten Gangesterklischees. Trotz einiger psychologisch gut angedeuteten Einstellungen, wird man sich dem Einfluss von Macht bewusst. Was man Cronenberg vorwerfen kann, ist seine irritierende Komik. Aber Komik und Tragik liegen bekanntlich nahe beieinander. So schafft er es zu unterhalten, ohne schwierige Fragen auszublenden.

Interessant ist, wie der Regisseur seinen Plot kunstvoll aus dem Ruder laufen lässt. Mortensen spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Der vielseitige Schauspieler beweist, dass er keine Angst vor komplexen Rollen hat und über eine große darstellerische Palette verfügt. Seine Figur muss immer wieder seine Identität hinterfragen. Aber Cronenberg versucht nicht alles bis ins kleinste Detail auszuloten oder gar Ethik und Selbstanalyse durch melodramatische Dialoge zu erörtern. Manchmal ist die direkte Konfrontation der beste Weg.
erschienen am 16. Oktober 2005
Zum Thema
David Cronenberg gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Die Fliege" beschäftigt sich Cronenberg beispielsweise mit den physischen und psychologischen Konsequenzen eines schiefgegangenen Experiments, in dessen Verlauf sich die DNS eines Mannes mit der einer Fliege kreuzt. A History of Violence" und "Tödliche Versprechen" sowie das Drama "Eine dunkle Begierde" belegen seine inszenatorische Bandbreite. Neben seiner Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur tritt der im kanadischen Toronto..
Die Ehe von Tom Stall (Viggo Mortensen) und der Anwältin Edie (Maria Bello) wird auf eine harte Probe gestellt. Schuld ist nicht nur der Tod zweier Krimineller, die der zweifache Familienvater in Notwehr niederstreckt. Ein Verbrechersyndikat verwechselt den Helden zudem mit einem Gauner. Regisseur David Cronenberg baute für seine Comicadaption auf eine hochkarätige Besetzung. So darf sich Viggo Mortensen als mutiger Coffeeshop-Wirt dem organisierten Verbrechen entgegen stellen.
Der dänisch-US-amerikanische Schauspieler wird am 20. Oktober 1958 in New York City geboren. Den skandinavischen Namen verdankt er seinem dänischen Vater. Im Jahr 1982 beginnt er eine Schauspielkarriere am Theater. Bald darauf gibt er sein Leinwanddebüt und überzeugt Publikum und Kritik gleichermaßen. Weltweite Bekanntheit erlangt Mortensen als Aragon in "Der Herr der Ringe". Danach widmet sich der Schauspieler vermehrt Independent-Produktionen.David Cronenberg hervor. "Tödliche Versprechen"..
Weitere Kritiken
Zum Weinen lustig
"Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt"
2024