Erinnern Sie sich? Am Ende des Films folgte Dschungelkind Mogli einem Mädchen in die Menschensiedlung, ohne sich von seinen Freunden aus dem Dschungel - allen voran Balu, der gemütliche Bär - zu verabschieden. Nein, ein Happy End war das nicht. Eigentlich überhaupt keins. Genau hier setzt der zweite Teil an: Mogli ist ein wenig älter geworden und lebt seit einiger Zeit in der Menschensiedlung, doch so richtig zu Hause fühlt er sich dort nicht. Da sind zwar Shanti, das Mädchen, dem er einst folgte, und ihr quirliger kleiner Bruder Ranjan, mit dem er viel Spaß hat, aber Mogli gerät immer wieder mit den vielen Regeln und Verboten des Dorfes in Konflikt.

Die Macher der "Das Dschungelbuch"-Fortsetzung, allen voran Regisseur Steve Trenbirth und den Produzenten Mary Thorne sowie Chris Chase, haben sich ganz klar dafür entschieden, in die Fußstapfen ihrer Vorgänger zu treten. Das Resultat: Keine Experimente, das Erfolgsrezept des ersten Films wurde eins zu eins übernommen. Die Musik (Joel McNeely, Lorraine Feather und Paul Grabowsky) swingt wie eh und je, Balu versucht's immer noch mit Gemütlichkeit, Schlange Kaa hat nach wie vor Koordinationsschwierigkeiten mit ihrem Körper, und Shir Khan (hervorragend gezeichnet und kongenial gesprochen von Hans-Michael Rehberg) ist und bleibt der Bösewicht, dessen cool-katzenhafte Kraft einem so angenehme Schauer den Rücken hinunterjagen kann.

Natürlich stehen heute dank Computertechnik weitaus mehr Möglichkeiten zur Verfügung als 1967, doch "Das Dschungelbuch 2" bedient sich dieser Möglichkeiten - zum Beispiel, was die Farbgebung und die Kameraführung angeht - nur unauffällig, um den Charme und die Charakteristik des Originals zu erhalten. Eine kluge Entscheidung, sowohl in kommerzieller als auch in künstlerischer Hinsicht. Denn: Der erste " Dschungelbuch "-Film aus dem Hause Disney war ein Geniestreich. Jeder Versuch, den Nachfolger durch Änderungen zu verbessern, wäre zum Scheitern verurteilt gewesen. Ein Lob daher der künstlerischen Bescheidenheit seiner Macher - die sich sicher auch kommerziell auszahlen wird. Und das ist ja bekanntlich ebenfalls eine Spezialität des Hauses Disney.