Buena Vista
Frida
Wenn Leid und Leidenschaft ein Ganzes werden
Feature: Hayek glänzt als Frida Kahlo
Sie liebte das Leben und die Kunst. Sie liebte ihr Land und ihren Mann, den großen mexikanischen Maler Diego Rivera. Doch sie liebte auch Frauen und machte niemals ein Hehl oder Geheimnis daraus, denn ihre Welt war geprägt von der Freiheit - der Freiheit des Handels und der Gedanken. Sie litt unsäglich unter ihren körperlichen Gebrechen und der mangelnden Treue ihres Ehemannes. Sie war und ist bis heute Sinnbild für Lebensfreude, Emanzipation und einen ausgeprägten Willen, wenn es darum geht, das Unabänderliche abzuwenden. Salma Hayek und Broadway-Regisseurin Julie Taymor haben der Frau und Malerin Frida Kahlo (1907-1954) mit ihrem Biopic ein ebenso prächtiges wie würdiges Kinodenkmal gesetzt.
erschienen am 6. 03. 2003
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Salma Hayek ist: Frida
Das Filmprojekt "Frida" hat einen beinahe ebenso steinigen Weg hinter sich wie die Künstlerin zeit ihres Lebens selbst. 1983 erschien Hayden Herreras berühmte Biografie über die Malerin Frida Kahlo. Und obwohl sich die Produzentin Nancy Hardin sofort die Filmrechte an dem Buch sicherte und es zahlreichen Studios anbot, hatte niemand so recht Interesse an der Geschichte der damals noch relativ unbekannten mexikanischen Künstlerin. Erst als Anfang der 90er Jahre das Werk Frida Kahlos wiederentdeckt wurde, reagierte auch Hollywood. Ein wahrer Frida-Boom brach los. Nach einer 1993 gescheiterten Verfilmung, sollte "Frida" 1997 schließlich von der kleinen, unabhängigen Filmgesellschaft Trimark realisiert werden. Salma Hayek, selbst Mexikanerin und langjährige Verehrerin Frida Kahlos, bekam den Zuschlag als Hauptdarstellerin und Co-Produzentin. Doch das Projekt platzte. Allein Hayeks Leidenschaft, Beharrlichkeit und Überzeugungskraft ist es zu verdanken, dass schließlich - zahllosen Rückschlägen und Absagen zum Trotz - Miramax-Chef Harvey Weinstein grünes Licht für Dreh und Finanzierung des Frida-Projekts gab.
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Szene aus: Frida
Die namhafte Broadway-Regisseurin Julie Taymor, bekannt für ihre atemberaubenden, farbenfrohen Bild-Erzählungen, sollte das Leben der Frida Kahlo auf Zelluloid bannen. Im April 2001 fiel schließlich die erste Klappe zu einem außergewöhnlichen Film über eine außergewöhnliche Frau und Künstlerin. Gedreht wurde ausschließlich in Mexiko, denn kein anderes Land könnte jemals die Farbenpracht von Fridas Heimat auch nur annährend wiedergeben. Frida Kahlos "Blaues Haus" in Coyoacan, heute ein vielbesuchtes Museum, wurde in den Estudios Churubusco Azteca in Mexiko-Stadt nachgebaut. Für Originalschauplätze wie die antiken Ruinen von Teotihuacan, das Erziehungsministerium in Mexiko-Stadt mit etwa 60 Fresken von Diego Rivera sowie das Studio des Künstlers in San Angel bekam das Drehteam Sondergenehmigungen.
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Alfred Molina und Salma Hayek in: Frida
Hauptdarstellerin Hayek viel getan, um sich in Fridas Denken und Fühlen hineinzuversetzen. Sie besuchte Ausstellungen, las Briefe und Tagebücher, sprach mit ehemaligen Schülern der Künstlerin, ja Hayek nahm sogar Malstunden. Sie wollte Frida um sich spüren wie eine zweite Haut. Denn bereits seit sie zwölf Jahre alt war, war sie faszinierten vom Werk und dem Lebenswillen Fridas. Diese erlitt im Alter von 18 Jahren einen schweren Unfall, der ihr gesamtes weiteres Leben bestimmen sollte. Durch das tragische Ereignis, das die junge Frau monatelang ans Bett fesselte, kam Frida Kahlo zur Malerei und lernte den Menschen kennen, der ihr so viel Liebe und Schmerz schenken sollte.
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Alfred Molina und Alfred Molina in: Frida
Der 21 Jahre ältere Diego Rivera war einer der berühmtesten Wandmaler Mexikos. Den egoistischen Frauenheld und politisch aktiven Künstler verband mit Frida bis zu deren Tod eine unbeschreiblich tiefe Liebe. Die beiden liebten und betrogen sich. Frida hatte mit Leo Trotzky eine kurze heftige Affäre, und war auch dem weiblichen Körper durchaus angetan. Rivera trieb es neben diversen Modellen auch mit Fridas Schwester Cristina, was Frida tief verletzte. Frida und Diego heirateten - ließen sich scheiden - nur um später erneut den Bund fürs Leben zu schließen. Sie gewährten einander die größtmögliche Freiheit und verzichteten auf körperliche Treue, allerdings war ihnen die Loyalität das wichtigste Gut. Dass Frida nicht nur ihren Mann liebte, sondern auch gleichgeschlechtliche Affären hatte, wird im Film nur in einer wunderschönen, sehr erotischen Tanzszene deutlich, in der die Malerin mit der berühmten Fotografin Tina Modotti einen heißen Tango aufs Parkett legt.
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Szene aus: Frida
Diego liebte sie auch dafür, ihr gemeinsamer Kampf für das mexikanische Volk, ihre Malerei und ihre innige Liebe machten die beiden zu einem kunstvollen Ganzen. Alfred Molina, Hayeks Traumbesetzung für die Rolle des Diego Rivera, spielt den politisch engagierten Künstler mit einer einzigartigen Ausgewogenheit und Präsenz. Ihm gelingt es, auch den politischen Menschen Rivera - er war überzeugter Kommunist- harmonisch in den wunderbar emotionalen Film einzubinden. Auch Verwandte und Bekannte des Ehepaares Kahlo-Rivera boten ihre Mithilfe bei der Realisierung des Films an. Riveras langjährige Geliebte Dolores Olmedo, nach dessen Tod Verwalterin beider Werke, erlaubte die Rekonstruktion ihrer Bilder, während Riveras Enkel aus erster Ehe, Diego Lopez Rivera, mit zahlreichen Familiengeschichten und -fotos wertvolle Hintergrundinformationen lieferte. Sie alle haben einen Beitrag geleistet zu diesem satten Kinoereignis, das dem Zuschauer nicht nur die wichtigsten Stationen im Leben der Künstlerin, sondern auch das leidende und leidenschaftliche Innenleben einer in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Frau nahe bringt.
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Salma Hayek als: Frida
Viele Bilder der Malerin, darunter etwa "Mein Kleid hängt dort" oder "Selbstbildnis mit abgeschnittenem Haar" erwachen im Film zu realen Szenen. Auf diese Weise zeigt Regisseurin Taymor, wie untrennbar Leben und Werk Frida Kahlos miteinander verbunden sind. Originalfotos fließen in Bildcollagen ein und ein vergleichender Blick zwischen den Schauspielern Molina und Hayek und dem Ehepaar Kahlo-Rivera lässt nichts anderes als ein großes Lob an die Maske und an die Kostümbildnerin Julie Weiss zu. Diese hat monatelang Warenhäuser, mexikanische Märkte und Geschichtsbücher durchforstet, um die Hauptdarstellerin in die von Frida Kahlo so sehr geliebten mexikanischen Trachten zu kleiden.
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Salma Hayek in: Frida
Wie verblüffend die Ähnlichkeit zwischen Salma Hayek und Frida Kahlo ist, zeigte sich bei der Anprobe eines Originalkleides der Künstlerin, das der Schauspielerin wie angegossen passte. Realität und Abbild verschmelzen zu einer Einheit ebenso wie Fridas Leben und ihre Malerei. Mit der Eröffnung der Filmfestspiele in Venedig 2002 trat "Frida" den Siegeszug in den internationalen Kinos an. Kritiker und Publikum waren begeistert. Die Kraft und Leidenschaft starker Frauen hat einen Film über eine starke Frau auf die Leinwand gezaubert, der vor Energie nur so strotzt - ganz wie es der Kämpferin Frida Kahlo gebührt.
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Salma Hayek als jugendliche: Frida
Die wichtigsten Stationen im Leben Frida Kahlos
  • 6.Juli 1907: Geboren als Tochter der Mexikanerin Matilde Calderón y Gonzales und des Deutschen Wilhelm Kahlo in Coyoacan, einem damaligen Vorort von Mexiko-Stadt.
  • 1913: Erkrankung an Kinderlähmung. Fridas rechtes Bein bleibt kürzer und wächst verkrümmt.
  • 17. September 1925: Nach einem schweren Verkehrsunfall ist Frida monatelang ans Bett gefesselt. Mit einer Spezialstaffelei beginnt sie liegend mit der Malerei.
  • 1928: Eintritt Fridas in die Kommunistische Partei Mexikos. Beginn der Liebesbeziehung mit Diego Rivera.
  • 21. August 1929: Hochzeit Frida Kahlo und Diego Rivera.
  • 1930: Diego und Frida ziehen in die USA.
  • 1932: Frida erleidet eine Fehlgeburt.
  • 1933: Das Ehepaar Kahlo-Rivera kehrt nach Mexiko zurück.
  • 1934: Diego hat eine Affäre mit Fridas Schwester Cristina. Frida muss sich der ersten Operation am rechten Fuß unterziehen.
  • 1935: Frida verlässt das gemeinsame Haus.
  • 1937: Rückkehr Fridas ins "Blaue Haus". Sie gewährt hier Leo Trotzki und seiner Frau Unterschlupf; Frida beginnt eine Affäre mit Trotzki.
  • 1938: Erste Einzelausstellung Fridas in New York
  • 1939: Scheidung des Paares Kahlo - Rivera
  • 1940: Frida und Diego heiraten erneut.
  • 1943: Die Künstlerin erhält einen Lehrstuhl an der Kunstschule "La Esmeralda".
  • 1947: Das Kultusministerium zeichnet Frida Kahlo für ihr Bild "Moses" mit dem Nationalpreis für Malerei aus.
  • 1950: Frida wird siebenmal an der Wirbelsäule operiert.
  • 1951: Frida bewegt sich fast nur noch im Rollstuhl; sie muss ständig Schmerzmittel einnehmen.
  • 1953: Erste Einzelausstellung Fridas in Mexiko. Frida nimmt liegend an der Vernissage teil, da ihr rechtes Bein bis zum Knie amputiert wurde.
  • 1954: Gegen den Rat der Ärzte nimmt Frida an einer Demonstration gegen die US-Intervention in Guatemala teil.
  • 13. Juli 1954: Frida stirbt an den Folgen einer Lungenentzündung im "Blauen Haus".
  • erschienen am 6. März 2003
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