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Polly Walker in "Dunkle Tage in St. Petersburg" ("The Gambler", 1997)
Schriftsteller mit Spielleidenschaft
Feature: Weltliteratur zu Spielschulden im Film
Fjodor Michailowitsch Dostoyevsky (Michael Gambon) steht mit dem Rücken zur Wand. Der unter einer Krankheit leidende Dichter wird von seinen Spielschulden erdrückt. In Baden-Baden und Wiesbaden verspielt er beinahe sein gesamtes Vermögen. An seiner Seite ist zu dieser Zeit seine zweite Liebe Polina (Polly Walker), die er in Paris trifft.
erschienen am 19. 04. 2022
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Dunkle Tage in St. Petersburg ("The Gambler", 1997)
Russische Klassik im britischen Kino
Ein unheimlicher Deal soll Dostojewski von der Last befreien. Innerhalb von 27 Tagen muss er seinem Herausgeber F.T. Stellovsky (Tom Jansen) einen Roman von 150 bis 160 Seiten liefern, ansonsten gehören diesem die Rechte an allen folgenden Werken der kommenden neun Jahre. Im Fieberwahn diktiert Dostojewski seiner erst 20-jährigen Assistentin Anna Grigorievna Snitkina (Jodhi May) seine autobiographisch gefärbte Novelle "Der Spieler".

Die Entstehungsgeschichte des Romans und dessen Handlung verschmelzen in dem faszinierenden Drama "Dunkle Tage in St. Petersburg" ("The Gambler"), das der ungarische Altmeister Károly Makk 1997 inszeniert. Fünfmal ist der Regisseur mit seinen Filmen in Cannes vertreten. "Macskajáték" wird 1974 für den Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film nominiert. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kann Makk dann auch im Westen arbeiten.

Heute hat sich der Prototyp des Glücksspielers verändert. Haben früher viele beim Roulette alles riskiert, wetten viele heute von der heimischen Couch am Computer oder Smartphone. Seiten wie time2play.com helfen beim Vergleich der unzähligen Anbieter. Spielschulden kann man da nicht machen, es gilt erst Geld dann spielen.

Spielschulden sind eine beliebte Triebfeder, um den Konflikt in Spielfilmen voranzutreiben. Zu den Klassikern gehört "Spielschulden" ("The Lady Pays Off"), den Douglas Sirk 1951 vorlegt. Er lässt die naive Lehrerin Evelyn Walsh Warren (Linda Darnell) in einem Casino in Reno 7.000 Dollar Schulden am Roulettetisch anhäufen, weil sie den Wert der Chips unterschätzt. Sie denkt, sie setze 1 Dollar, der Wert eines Chips liegt aber bei 100 Dollar. Damit sie nicht auffliegt, bietet der Besitzer Matt Braddock (Stephen McNally) ihr einen Deal an. Sie soll sich um seine sieben Jahre alte Tochter Diana (Gigi Perreau) kümmern, die nicht ordentlich isst und nachts von Alpträumen geplagt wird. Widerwillig lässt sich Warren darauf ein, Braddock in dessen Haus in Carmel zu folgen.
Universal Pictures
Spielschulden ("The Lady Pays Off", 1951)
Meister des Melodramas mit Klassiker
"Spielschulden" ist der erste Film, den der deutsche Regisseur nach seiner Rückkehr in die USA dreht. Der Regisseur feiert seine ersten Erfolge in den 1930ern bei der UFA. 1937 emigriert er mit seiner Frau, die jüdischen Glaubens ist. In den USA bewirtschaften sie zunächst eine Hühnerfarm, bevor Sirk in den 1940ern wieder Arbeit in seinem Beruf findet. Er dreht 1942 "Hitler's Madman" über das Attentat auf Reinhard Heydrich und das Massaker von Lidice. Mit dem Melodram "Sommerstürme" ("Summer Storm") nach dem Stück "Ein Drama auf der Jagd" von Anton Tschechow etabliert er sich als Genreregisseur. An diesen Erfolg knüpft er mit "Spielschulden" an, nachdem er nach dem Ende des 2. Weltkriegs vergeblich versucht, wieder in Deutschland zu arbeiten.
Lotus Film
Spiel im Morgengrauen ("The Lady Pays Off", 2001)
Geschichten mit tiefem Blick in die menschliche Seele
Zur literarischen Epoche von Dostojewski und Tschechow gehört auch der Österreicher Arthur Schnitzler. Dessen "Spiel im Morgengrauen" adaptiert Götz Spielmann 2001 mit Birgit Minichmayr und Fritz Karl. Der beliebte und gut aussehende Schauspieler schlüpft in die Haut des Infanterieleutnants Wilhelm Kasda, der vor dem finanziellen Ruin steht. Um seinem ehemaligen Regimentskameraden Oberleutnant Otto von Bogner (Götz Spielmann) zu helfen, lässt er sich auf ein Kartenspiel mit hohem Einsatz ein und verliert. Sein Gegenspieler, Konsul Schnabel (Karlheinz Hackl), besteht auf Begleichung der Schuld in Höhe von 11.000 Kronen innerhalb von 24 Stunden. Kasdas einzige Hoffnung ist sein vermögender Onkel Robert (Peter Matic), der jetzt mit der von Michmayr gespielten Steffi verheiratet ist. Vor Jahren hatten Kasda und Steffi (Birgit Minichmayr) einen One-Night-Stand, jetzt stellt sie Bedingungen.Schnitzlers Geschichte führt in die Dämmerjahre der K.u.K.-Monarchie vor Ausbruch des 1. Weltkriegs. Doch egal ob im Russland des 19. Jahrhundert oder den USA und Europa im 20. Jahrhunderts - Spielschulden lösen die gleichen seelischen Nöte aus und bringen Menschen in eine Zwangslage, die für Schriftsteller und Filmemacher hervorragende Ausgangssituationen für ihre Werke sind.
erschienen am 19. April 2022
Zum Thema
Die auf Arthur Schnitzlers "Spiel im Morgengrauen" basierende Geschichte führt in die Dämmerjahre der K.u.K.-Monarchie kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs.
Fjodor Michailowitsch Dostoyevsky (Michael Gambon) steht mit dem Rücken zur Wand. Der unter einer Krankheit leidende Dichter wird von seinen Spielschulden erdrückt.
Spielschulden (Kinofilm)
Spielschulden sind eine beliebte Triebfeder, um den Konflikt in Spielfilmen voranzutreiben. Zu den Klassikern gehört "The Lady Pays Off", den Douglas Sirk 1951 vorlegt.
Sommerstürme (Kinofilm)
Weitere Features
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